Sonntag, Juni 28, 2009

Tampons in China

Das Thema Menstruation ist vielleicht nicht jedermanns Sache (ich entschuldige mich hier bei meinen maennlichen Lesern, die diesen Artikel ja nicht anschauen brauchen), aber durchaus interessant, denn es wird in China ganz anders gesehen als in Deutschland, wie Ihr ja schon aus meinem PostSport und Menstruationwisst.

Chinesische Frauen versuchen waehrend ihrer Periode koerperliche Anstrengungen zu vermeiden und koennen auch keine gekuehlten Speisen und Getraenke zu sich nehmen, da dies angeblich Bauchschmerzen verursachen soll. Und noch erstaunlicher ist fuer mich die Tatsache, dass die meisten Frauen sich keine Tampons zu benutzen getrauen. Das finde ich selber unglaublich witzig und obwohl ich diese Tatsache schon seit Jahren weiss, habe ich lange Zeit gedacht, dass ich mich irre. Doch es ist wirklich so: Chinesische Frauen glauben groesstenteils, dass man sich mit Tampons Infektionen zuziehen kann und ausserdem trauen sie sich nicht, die Tampons in die Scheide zu schieben, denn sie wollen da nichts kaputt machen. Ich habe schon mit vielen Frauen ueber dieses Thema gesprochen und uebertreibe wahrscheinlich nicht! Von allen meinen Freundinnen und Bekannten koennen nur meine Ballett Lehrerinnen und eine Aerobiclehrerin die Tampons benutzen.

Weil aber nur sehr wenige Frauen Tampons benutzen, gibt es diese meistens auch nicht in den normalen Supermaerkten zu kaufen. Jedesmal muss ich also entweder zu Watsons oder zu Carefoure gehen, um mich mit Nachschub einzudecken, was ich sehr aufwendig finde. Man stelle sich so was mal in Deutschland vor: undenkbar!!

Labels: , ,

Sonntag, Mai 31, 2009

Ein trauriges Nachmittags Erlebniss

Mein Handy klingelte. „ich bin xiao sowieso, wir haben uns kuerzlich im Bus kennengelernt und jetzt stehe ich gerade vor deiner Haustuer. Ich moechte dir meine selbstgemachten Zunzen zum Versuchen vorbeibringen.“

Ich hatte den ganzen Vormittag unterrichtet und mich auf einen entspannten Nachmittag alleine zu Hause gefreut. Ausserdem konnte ich mich weder an die Stimme noch an den Namen erinnern. „Wer bist Du? Ich kann mich ueberhaupt nicht an dich erinnern und ausserdem haben wir uns nicht verabredet. Ich will mich jetzt nicht mit jemandem treffen“ antwortete ich ziemlich unfreundlich. Dann ueberlegte ich es mir doch anders. „okay, wart kurz, ich mach auf, ich moechte wenigstens wissen, wer du bist.“ Vor mir stand eine sehr sympathische Chinesin und nach und nach kam dann auch meine Erinnerung auf die Spruenge. Natuerlich habe ich mich entschuldigt und die Frau mit viel Muehe ueberredet nun bitte doch noch hereinzukommen.

Dann haben wir uns etwa eine Stunde lang gut unterhalten, aber natuerlich war meine anfaengliche Ruppigkeit fuer diese sensible und eher schuechterne Frau ein grosser Schock, den sie bestimmt nicht so schnell vergessen kann. Und es tut mir wirklich sehr leid! In China kann man solche Sachen eigentlich auf keinen Fall sagen, aber irgendwie falle ich doch immer wieder in meine europaeischen Gewohnheiten zurueck, besonders dann, wenn ich mich gerade nicht so wohl fuehle und eigentlich am liebsten alleine sein moechte.

Labels: , ,

Mittwoch, Mai 13, 2009

In China denkt man an das Erdbeben

Schon seit dem Wochenende kann man im Fernsehen und Radio nahezu pausenlos Gedenkveranstaltungen und Sendungen zu der Erdbebenkatastrophe, die am 12ten Mai vor einem Jahr in Sichuan passiert ist und besonders die Orte Wenchuan und Beichuan zerstoert hat, anhoeren. Unzaehlige Menschen werden interviewt und ihre besonderen Leistungen und Leiden in dieser Extrem - Situation vorgestellt. Es gibt Helden, die all ihre Kraefte und Moeglichkeiten eingesetzt haben, um anderen Menschen das Leben zu retten. Es gibt sogar erstaunlich viele solcher bewunderungswuerdigen Menschen in China. Und darauf ist man auch stolz.

Der Wiederaufbau laeuft trotz Wirtschaftskrise auf Hochtouren und die neuen Schulen sollen hohen Sicherheits Standards entsprechen. Tatsaechlich waren die meisten, der beim Erdbeben eingestuerzten Schulen noch vor 1988 errichtet worden. Damals gab es noch keine Normen zur Erdbebensicherheit, wie Ihr auch auf deutsch hier lesen koennt.

Erstaunlich finde ich die in China offensichtlich verbreitete Auffassung, dass Lehrer mit den vom Erdbeben traumatisierten Schuelern moeglichst wenig ueber diese Ereignisse sprechen sollten. „Kinder vergessen schnell und es wuerde sie nur unnoetig verstoeren, wenn wir dieses Thema ansprechen“ sagte ein Lehrer in einem Interview mit der Shanghai Daily. So versuchen die Lehrer zwar einfuehlsam und liebevoll mit den Kindern umzugehen, aber den "Blick nach vorne"zu richten. Ich denke, da unterscheidet sich die chinesische Weltanschauung von der westlichen Weltanschauung. Wir halten es fuer dringend notwendig die traumatisierenden Erlebnisse erstmal zu verarbeiten und zwar ohne "schoen zu reden" in ihrer Traurigkeit zu akzeptieren, bevor wir uns Neuem zuwenden koennen. In China versucht man so schnell wie moeglich zurueck zu einem einigermassen normalen Leben zu kommen. Die Zeit zur Trauer ist sehr kurz. Es wuerde ja wahrscheinlich die Kinder auch ueberfordern all den Kummer und Schrecken wirklich „aufzuarbeiten“. Da ist das Nicht-daran-denken wahrscheinlich doch der erfolgreichere Weg aus dem Chaos. Und ausserdem wird ja trotzdem daran gedacht. Aber eben mit dem „positiven Blick nach vorne“.

Labels: , , , , , , ,

Mittwoch, Mai 06, 2009

Der Todestag

Heute vor dreissig Jahren, an einem sechsten Mai, der genauso sonnig war wie es hier der sechste Mai heute ist, hat sich meine Mitschuelerin „Muz“ umgebracht. Der Tag war gleichzeitig auch ihr Geburtstag. Obwohl ich drei Jahre juenger war als sie und Muz gar nicht so genau kannte, hat mich ihr Selbstmord tief betruebt und verwirrt.
Ich mochte Muz sehr. Sie war auch in der Theatergruppe unserer Schule – wie ich – und hat unter anderem im „guten Mensch von Sezuan“ (Bertold Brecht) den guten Menschen von Sezuan sehr ueberzeugend gespielt. Wir haben sie alle deswegen bewundert. Wir waren auch beide in der „Teestube“ und haben dort viel Zeit mit dem Lesen von sozialistischer und anarchistischer Literatur verbracht. Sie hat mir immer wieder gute Buecher empfohlen. Gegen Ende ihres Lebens sah man sie aber nur noch selten und immer schwarz gekleidet in der Teestube sitzen.

Ihr Selbstmord war erst beim zweiten Versuch erfolgreich. Vom ersten Versuch weiss ich nicht viel, beim zweiten soll sie ihrer Familie gesagt haben, dass sie eine kleine Reise mache. Sie ist aber nur in den Heizungskeller gegangen um dort ungestoert sterben zu koennen. Natuerlich haben sich dann danach alle gefragt wie so etwas passieren konnte und vorallem: warum Muz so gerne sterben wollte. Ich weiss es bis heute nicht.

An dem Ort, wo ich gross geworden bin, gab es viele Selbstmorde. Sogar die Mutter einer Klassenkameradin hat sich umgebracht und auch der Vater eines Mitschuelers. Muzis Selbstmord hatte einige Nachahmer an unserer Schule – doch wurden diese, soviel ich weiss alle gerettet. Was war nun an diesem Ort so selbstmordgefaehrdent und deprimierend? Es handelte sich hier nicht um ein durch Arbeitslosigkeit und Armut ins Abseits manoevriertes soziales Getto, sondern im Gegenteil: der Ort, an dem diese Selbstmorde passierten, war ein Prominenten Viertel im Sueden von Muenchen. Viele Menschen lebten nicht nur in einer grossen Villa mit Garten, sondern hatten auch noch einen privaten Schwimmingpool und/oder eine Segeljacht am Starnberger See. In dieser Gegend fehlte es den Menschen nicht an materiellen Guetern. Und die Selbstmoerder, die ich kenne, gehoerten alle zu den reichen Leuten und nicht zu den wenigen etwas aermeren Ausnahmen.

Auch in China gibt es Selbstmorde, aber ich glaube, prozentual weniger als in Deutschland. Trotzdem werden hier in den Apotheken staerkere Schlafmittel nur mit aerztlichem Rezept verkauft. Hotelfenster, die hoeher als im vierten Stock liegen koennen nur noch einen winzigen Spalt oder gar nicht mehr geoeffnet werden. Die Gleise in den U-Bahn Stationen werden jetzt fast alle mit Plexiglas Waenden und Schiebetueren abgesichert, so dass niemand mehr auf die Gleise springen kann. Und Waffen zu haben ist grundsaetzlich verboten.

Ich weiss gar nicht, was in Deutschland unternommen wird, um einen Selbstmord zu verhindern. Oder findet Ihr etwa, dass man das nicht verhindern sollte? Ich denke manchmal, dass gerade diese Muz eventuell noch ein glueckliches Leben haette leben koennen, wenn man ihr zur richtigen Zeit geholfen haette.

Labels: , , , , , , ,

Dienstag, Mai 05, 2009

Der Aerger mit meinem Blog

Wie schon oft erwaehnt, freue ich mich darueber, dass inzwischen relativ viele Menschen meinen Blog lesen. Doch manchmal hat das auch negative Folgen. So wurde zum Beispiel mein Artikel ueber den Ballett Unterricht anscheinend von meinen chinesischen Lesern als Kritik am chinesischen Unterricht aufgefasst und offensichtlich hat sogar jemand (wahrscheinlich Studenten aus der Ballett Schule, die hier auch mitlesen) den besagten Trainer ueber diesen Artikel informiert. Und zwar so, dass dieser Lehrer, der selber kein Deutsch spricht und deswegen nicht selber meinen Artikel lesen kann, nun ganz falsche Dinge ueber mich denkt. Und sein Verhalten zu mir sehr negativ veraendert hat.

Der Artikel war eigentlich positiv gemeint. Mir hat der Unterricht ja sehr gut gefallen. Ich wollte eigentlich nur zeigen, dass es nicht auf das Unterrichts System, sondern auf den Lehrer ankommt. Wichtig ist doch, dass ein Lehrer fleissig ist und sich um seine Schueler kuemmert. Und wenn Lehrer diese positive Einstellung haben, koennen sie im Grunde machen was sie wollen, denn die Schueler werden immer zufrieden sein.

Ich bin solchen Missverstaendnissen hoffnungslos ausgeliefert und kann in solchen Faellen gar nichts machen. Wie soll ich denn etwas aufklaeren, wenn man nicht offen mit mir spricht?

Labels: , , , , ,

Freitag, April 24, 2009

Die Kulturunterschiede, wenn man – wie ich - mit einem unvorsichtigen Mundwerk ausgestattet ist....

Es heisst ja immer, dass manche Leute mit dem Mund denken – anstatt mit dem Kopf und auch wenn ich mich nun schon mehrere Jahrzehnte darum bemuehe diese etwas unpraktische Angewohnheit zu aendern, passiert es mir immer wieder, dass ich - speziell wenn ich mich mit sympathischen Menschen unterhalte – oft vorschnell Dinge sage, die ich vielleicht bei genauerer Ueberlegung anders oder gar nicht formuliert haette. Auch in Deutschland hat mich das schon oft in unangenehme Situationen gebracht, aber in China jetzt ist dieser Charakterfehler mein groesstes Unglueck. Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen, was fuer Qualen mir schon deswegen entstanden sind!

Dazu kommt erschwerent, dass ich hier viel mehr Beachtung bekomme, als eigentlich notwendig waere. Alles, was ich vielleicht nur so aus Spass und um mir etwas Luft zu verschaffen daher flapse, wird ernst genommen und hat Konsequenzen.

So bin ich es von Deutschland gewohnt, dass ich z.B. mit befreundeten Mitstudenten oder Kollegen ohne Probleme auch mal ueber einen Lehrer oder einen Vorgesetzten sprechen kann, ohne dass gleich Alles „weitergemeldet“ wird. Hier aber wird offensichtlich alles, was ich so im Vertrauen mit einigen Leuten spreche, gleich umgehend weitergesagt und zwar wahrscheinlich sogar in guter Absicht. Zumindest wuerde ich meinen Freundinnen hier keine schlechten Absichten unterstellen, denn sie moegen mich ganz sicher, und haben keinen Grund mir schaden zu wollen. Aber da gibt es ja dann die Kulturunterschiede, die bewirken, dass vieles, was ich sage, falsch interpretiert wird......

Labels: , , , , ,

Mittwoch, April 22, 2009

Sport und Menstruation: Kulturunterschiede

Als ich mich mit etwa 17 Jahren einmal in der Schule wegen meiner Menstruation vom Sportunterricht befreien lassen wollte, bekam ich eine belehrende Mahnpredigt von meiner Sportlehrerin, die davon ueberzeugt war, dass die Periode keinen Grund fuer eine Befreiung vom Sportunterricht darstellte. Ich musste also trotzdem mitturnen und habe dann nie mehr versucht, mich mit meiner Periode vor irgendwelchen Taetigkeiten zu druecken. Bis heute turne und tanze ich auch mit Menstruation und bin nun umgekehrt empoert, dass meine chinesischen Freundinnen sich waehrend dieser Zeit von allen etwas anstrengenderen, sportlichen Aktivitaeten fernhalten.

In China glauben die meisten Frauen, dass es ungesund sei, sich waehrend der Periode koerperlich anzustrengen. Vorallem Bauchmuskeluebungen und Spruenge seien schaedlich und muessten vermieden werden. Auch waehrend der Schwangerschaft machen chinesische Frauen normalerweise keinen Sport.

Ich habe schon einige Male mit Freundinnen dieses Thema diskutiert und das Ergebnis laesst sich folgendermassen zusammenfassen:

Die Chinesen glauben, dass westliche Frauen eine bessere Gesundheit haben, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie soviel Rindfleisch essen. Deswegen haetten westliche Frauen nicht nur eine bessere Kondition, sondern koennen auch mit Periode Sport treiben. Chinesische Frauen aber muessen sich waehrend dieser Zeit schonen, sonst wird die Periode unregelmaessig.

Stimmt das aber wirklich? Ist doch irgendwie unlogisch....ich z.B. esse nur wenig Fleisch und bin auch nicht groesser oder kraeftiger als die Chinesinnen!!

Labels: , , , , ,

Sonntag, April 12, 2009

Ein freier Tag mit meinem Mann

So was gibt es bei uns selten: ich sage allen meinen Schuelern ab, um mit meinem Mann den einzigen freien Tag seit Wochen, den wir sogar ausnahmsweise mal nur zu zweit geniessen duerfen, zu verbringen. Gestern abend ist mein Mann von einer Dienstreise zurueckgekommen und heute um neun Uhr abends musste er schon wieder zum Flughafen auf eine andere Dienstreise.

Wir hatten also noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden fuer uns. Und so geht das seit Jahren und wird sicher auch noch eine zeitlang so bleiben.

Heute hatten wir einen Geburtstag zu feiern, deswegen sind wir ins Grand Hyatt zum Mittagessen im 56 ten Stock gefahren. Das hat uns natuerlich viel Zeit im Stau beschert, die wir uns mit chinesischen Hoergeschichten versuesst haben. Sehr gut vorgetragen aus dem Radio.

Im Grand Hyatt hat mich das Buffett wie immer total ueberfordert, ich habe mich deswegen auf Lamkottlet mit Meeresfruechten beschraenkt und dann vor allem auf den Nachtisch konzentriert und da wiederum auf die Tiramisu, die immer besonders gut schmeckt.

Den Verdauungsspaziergang haben wir im nahegelegenen Shoppingcenter gemacht und uns auf diese Weise einen Sonnenbrand erspart.

Und dann ging die Fahrt wieder in Richtung Songjiang, unserem zu Hause. In Songjiang haben wir noch einen Abstecher zur James Town gemacht. Die James Town ist eine kleine Stadt in der Stadt komplett im englischen Stil erbaut. Es leben dort aber keine Briten, sondern reiche Chinesen. Wenn man durch diese englische Kleinstadt schlendert, denkt man wirklich man waere in England. Nicht nur die Haeuser sind stilgerecht gebaut, auch die Gartengroesse der Villenviertel ist dem Westen angepasst. James Town hat nicht nur ein grosses Fitness Studio, sondern ist mit einem Krankenhaus, verschiedenen Schulen, einem Rathaus mit Marktplatz, Geschaeften und verschiedenen Restaurants und Hotels vollkommen selbststaendig.
Wer einerseits in China leben muss, aber andererseits das britische Enviroment bevorzugt, sollte sich eine Wohnung oder ein Haus in James Town kaufen. Mir selber gefaellt aber eine chinesische Umgebung besser. Inzwischen habe ich mich so sehr mit dem chinesischen Chaos angefreundet, dass mir die britische Ordnung langweilig erscheint. Und das obwohl mir grosse Gaerten und gepflegte Gruenanlagen nicht unsympatisch sind.

Labels: , , , , ,

Sonntag, April 05, 2009

Wie verliere ich meinen Auslaenderinnen Status?

Eigentlich habe ich mir das ja immer gewuenscht und ich habe auch daraufhin gearbeitet: ich moechte in China nicht immer wie in einem goldenen Kaefig mit Sonderrechten gehalten werden.

Jetzt, wo ich diesen Sonderrechte – Schonstatus zumindest in einigen Bereichen verlassen habe, fuehle ich mich wohler. Lieber manchmal leiden, als immer ausserhalb der Gesellschaft stehen. Nichts hasse ich mehr, als dieses „privilegiert“ sein.

Da es in China besonders schwer ist, als Auslaender sich in die normale chinesische Gesellschaft zu integrieren, entwickeln solche Langzeitauslaender wie ich gewisse Symptome: besonders dramatisch ist das „Toleranzsymptom“. Als Gast – und vor allem als sehr gut behandelter Gast – faengt man an sich fuer seine kritischen Aeusserungen zu entschuldigen. Man hat ja eigentlich gar kein Recht dazu dauernd rumzumeckern, schliesslich will man nichts lieber als hier bleiben und – trotz Kritik – liebt man seine neue Heimat und moechte nicht mehr zurueck ins eigene Land.

Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen wie froh ich bin, wenn mich jemand am Telefon fuer eine Chinesin aus einer anderen Provinz haelt! Man hoert zwar einen Akzent, aber denkt nicht an eine Europaerin, sondern an eine Suedchinesin! Das tut gut.

Unter diesem Aspekt muesst Ihr auch meine Aeusserungen zu dem Ballettunterricht verstehen, wie ich sie vor zwei Tagen hier geschrieben habe. Ich bin einfach froh, dass ich wenigstens an dieser Ballett Schule keinen Auslaender Status mehr habe und zu den Chinesen gerechnet werde. Das ist fuer mich schon fast ein Grund alles moegliche zu akzeptieren, was ich in Deutschland wahrscheinlich so nicht akzeptieren wuerde. Schlagende Lehrer akzeptiere ich aber auch jetzt nicht wirklich. Und da bin ich uebrigens nicht alleine. Einige Frauen in meiner Ballett Klasse haben sich zusammengetan und den schlagenden Trainer darum gebeten nicht mehr zu schlagen. Dieser Trainer hat das etwa zwei Stunden lang ausprobiert und uns dann verkuendet, dass er wieder schlagen wird, weil er sonst keinen guten Unterricht machen kann. Er trainiert normalerweise nur Profies und ist es nicht gewohnt Hobbieunterricht zu geben. So koennen wir uns nur entscheiden ob wir die Schlaege akzeptieren wollen oder ob wir den Trainer wechseln. Ich bin erst seit Januar regelmaessig in dieser Gruppe und will erstmal die Situation noch laenger testen. Das ist ja schliesslich ganz schoen interessant. Und ich kann eine Menge bei dem ansonsten sehr guten Trainer lernen.

Labels: , , , , ,

Freitag, April 03, 2009

Wieviel Koerperkontakt und Disziplin brauchen Kinder und Menschen? (dritter Versuch)

Nach einiger Ueberlegung habe ich mich jetzt doch entschlossen meinen Artikel zu veroeffentlichen. Ich freue mich ueber ernstgemeinte Kommentare und eine anregende Diskussion. Und nun werde ich ihn auch noch ein bischen veraendern....

Als Ballett Studentin in China habe ich voller Erstaunen festgestellt, dass ich mit den chinesischen Lehrern trotz der teilweise etwas altmodischen Paedagogik ganz gut klar komme. (Aber da ich nie in Deutschland Ballett gemacht habe, kann ich nicht beurteilen ob der Ballett Unterricht in Deutschland eventuell besser waere?)

Was mir im Ballett Unterricht bei den chinesischen Lehrern auffaellt, ist die Tatsache, dass sie uns oft anfassen, um uns zu korrigieren und obwohl sie uns auch teilweise anschreien und sogar manchmal schlagen, also eigentlich nach europaeischen Gesichtspunkten einen "schlechten Unterricht"machen ist der Unterricht nicht so schlecht wie man auf Anhieb denken koennte und ich frage mich, warum. Liegt es daran, dass Ballett sowieso Freude macht oder ist es, weil die Lehrer eben doch sehr gut sind - trotz ihrer altmodischen Art?

Nun bin ich kein Kind mehr, sondern selber eine Lehrerin (Gitarrenlehrerin) und es bleibt nicht aus, dass ich mir eine Menge Gedanken zum Thema Paedagogik mache. (nee, aber ich wuerde niemals irgendjemanden ernsthaft schlagen und das tun die chinesischen Lehrer ja normalerweise auch nicht.)

Nicht alle Trainer sind gleich, manche etwas strenger, manche schon fast so sanft wie europaeische Lehrer. Witzigerweise ist der strengste Trainer hier auch der beliebteste Lehrer. Seine Klassen sind immer voll.

Trotz seiner lauten Stimme und seiner lockeren Haende versucht er uns doch mit sehr viel Energieaufwand zu trainieren, so dass man eigentlich „danke“ sagen moechte. Schliesslich sind wir hochmotiviert und gerne bereit, unser Bestes zu geben.

Gestern habe ich mich mit einer amerikanischen Mitstudentin unterhalten, die mir erzaehlt hat, dass ein solcher Unterricht in Amerika nicht erlaubt waere. Sie hat sich dabei erstaunlicherweise nicht auf die Schlaege bezogen, sondern auf die Tatsache, dass die Trainer (alle Trainer und Trainerinnen) uns hier staendig mit den Haenden anfassen, um die richtige Muskelanspannung zu kontrollieren. Dabei kann man gerade durch das Angefasst – Werden viel schneller sein Koerpergefuehl verbessern, als wenn man alles selber ausprobieren muesste! Gluecklicherweise sind die Chinesen so frei, dass sie nicht wie die Amerikaner jede Art von Beruehrung gleich als sexuelle Anmache auffassen.

Obwohl die Chinesen als konservativ gelten, sind sie relativ unbefangen, wenn es darum geht, Koerperkontakt mit anderen Menschen herzustellen. Egal ob beim Kleideranprobieren in einem Kaufhaus oder beim Friseur oder eben wie erwaehnt im Unterricht, ist hier das Anfassen eines anderen Menschen durchaus ueblich. Mir kommt das sehr entgegen. Ich habe als Kind mir immer gewuenscht mehr angefasst zu werden (aber nicht geschlagen zu werden:-)) und ausserdem wollte ich auch immer sehr gerne meine Mitschueler und die Lehrer anfassen, bin dafuer aber meistens bestraft worden. In China waere ich als Kind mit Garantie viel gluecklicher gewesen!
(nee, nicht unbedingt....)

Der Punkt ist eigentlich, dass es eben nicht auf das paedagogische System ankommt, sondern auf die einzelnen Lehrerpersoenlichkeiten. Gute Lehrer gibt es in jedem System und schlechte auch. Und es kommt auch darauf an, ob einem ein Fach gefaellt oder nicht: Ballett macht eben einfach immer Spass.

Labels: , , , , , ,

Samstag, März 28, 2009

eine Fahrkarte mit Begleitschein

Heute morgen ist meine Schwiegermutter abgereist. Nachdem meine Haushaelterinn gestern noch einen weiteren Anruf erhalten hat, dass ihr Bruder in Lebensgefahr schwebt, habe ich beschlossen meine Schwiegermutter selber zu ihrer Schwester zu schicken, damit meine Haushaelterinn schneller bei ihrem Bruder sein kann. Gestern und heute morgen standen im Zeichen des Zusammenpackens. Die wenigen Sachen, die meine Schwiegermutter mitnehmen muss, wurden mehrmals geordnet und umgepackt, die Fahrkarte von einer Tasche in die andere geschoben, so dass ich bis zur letzten Minute Sorge hatte, ob und wo diese Fahrkarte nun aufbewahrt wird. Mein Mann, der gestern abend sehr spaet von einer Dienstreise zurueckkam, wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, hat sich aber sofort bereit erklaert uns mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren.

Meine Schwiegermutter muss man im wahrsten Sinne des Wortes in den Zug setzen und ausserdem den Schaffner informieren. Doch unser moderner Bahnhof hat eine Sicherheitszone wie im Flughafen, die man nur mit Fahrausweis betreten darf. Will man einen Passagier begleiten, muss man einen extra Begleitschein kaufen. Ausserdem darf man zu jeder Fahrkarte nur einen Begleitschein kaufen. Deswegen konnten mein Mann und ich nicht beide zusammen meine Schwiegermutter in den Zug bringen und ich bin nun vorzeitig frei und kann vor dem Unterrichtsbeginn (Samstag ist bei mir Arbeitstag) noch einen Kaffee trinken. Die naechsten zwei Wochen werde ich alleine zu Hause sein. Eine gute Gelegenheit ein paar neue Gitarrenvideos zu drehen. Hoffentlich schaffe ich das.

Meine Schwiegermutter mag mich und ich mag meine Schwiegermutter. Meine Schwiegermutter sagt immer: “so eine auslaendische Schwiegertochter ist toll! Viel besser als eine Chinesische.” Ein Grund, warum sie mich so mag ist die Tatsache, dass es mir vollkommen egal ist, wieviel sie isst. Das scheint aber nicht selbstverstaendlich zu sein, denn meine Schwiegermutter bemerkt es immer wieder voller Freude.

Bei mir ist das so: am Anfang war ich natuerlich ueberhaupt nicht begeistert, dass meine Schwiegemutter bei uns leben moechte. Aber weil meine Schwiegermutter mich mit meinen Eigenarten voll akzeptiert, kommen wir nun doch gut zusammen aus. Trotz ihrer Verwirrtheit ist sie eine grosszuegige und sehr gutmuetige Frau geblieben.

Labels: , , , , , ,

Freitag, März 27, 2009

Familienprobleme: meine Schwiegermutter wird ihre Schwester besuchen

Die Schwester meiner Schwiegermutter ist sehr krank. Wahrscheinlich hat sie Lungenkrebs. Sie ist aber nicht im Krankenhaus, sondern wird bei sich zu Hause von noch einer anderen Schwester und ihren Kindern gepflegt. Trotzdem ruft sie immer wieder bei uns an, weil sie sich wuenscht, dass meine Schwiegermutter sie besucht.

Ploetzlich hat nun auch noch der einzige Bruder meiner Haushaelterin einen Herzinfarkt bekommen. Da er sonst keine Angehoerigen hat, die ihn im Kankenhaus pflegen koennen – hier wird man auch im Krankenhaus immer von den Familienangehoerigen versorgt – muss nun meine Haushaelterin Hals ueber Kopf zu ihrem Bruder verreisen.

Meine Schwiegermutter leidet unter Alzheimer und kann nicht alleine leben. Deswegen ist sie schon vor einiger Zeit zu uns gezogen und wird vorwiegend von meiner Haushaelterin betreut. Wenn meine Haushaelterin nun wegfahren muss, werde ich hier sehr belastet sein. Was tun?

Meine Haushaelterin hat das Problem fuer mich geloest und wird meine Schwiegermutter erst zu ihrer Schwester bringen, bevor sie zu ihrem Bruder weiterfaehrt. Ich bin ganz geruehrt ueber soviel Umsicht und freiwillige zusaetzliche Hilfe.

Meine menschlichen Erlebnisse hier sind sowieso ueberwiegend sehr positiv und das ist wieder so eine sehr, sehr gute Erfahrung.

Labels: , , , , , ,

Sonntag, März 01, 2009

Wechseljahre?!

Kuerzlich hat mich meine Haushaelterin gefragt, ob ich eventuell in die Wechseljahre gekommen sei? Ich waere viel unfreundlicher zu ihr als frueher und das koenne ja auch an den Wechseljahren liegen, immerhin sei ich bereits 45 Jahre alt. Oh, das hat mich aber geaergert!

Ich moechte jetzt nicht naeher auf die Beziehung zwischen mir und meiner Haushaelterinn eingehen – die uebrigens recht gut ist, sonst wuerden wir nicht so offen miteinander sprechen – sondern mal richtig laut und fuer alle hoerbar ueber Altersbeschwerden klagen. Und zwar spreche ich ausdruecklich ueber meine Veraenderungen und Probleme, denn die von anderen kenne ich nicht so gut.

Also bei mir ist das zur Zeit so: ich gehe immer sehr, sehr spaet ins Bett. Das liegt an zwei Dingen: 1. Komme ich erst abends gegen zehn Uhr – und manchmal noch spaeter – nach Hause zurueck und muss dann 2.noch Abendbrot essen, 3.mit meiner Familie sprechen, 4.fernsehen,5. im Internet surfen und 6.vor allem auch mit Deutschland telefonieren. Im Durchschnitt schaffe ich es nicht, nachts vor etwa halb zwei im Bett zu sein. Sehr ungesund!! Deswegen denke ich, dass mein etwas aufbrausendes Temperament nicht unbedingt ein Symptom fuer die Wechseljahre sein muss.

A b e r: ich habe schon ein paar andere altersbedingte Probleme, die mich echt stoeren. Zum Beispiel: muss ich mir die Haare faerben (sehr zeitaufwendig) weil ich sonst grau melliert im Ballet tanzen wuerde. Ausserdem schimpfen mich zur Zeit meine diversen Ballet Trainer dauernd. Ich saehe aus wie eine Frau, die im dritten Monat schwanger sei. Gemein! Dabei habe ich nur drei Kilo zugenommen und wiege jetzt 55 kg statt 52 kg, bei einer Koerpergroesse von 168 cm. Mein Bodyindex ist also nach europaeischen Gesichtspunkten noch ganz ordentlich. Aber fuer chinesische Ballet Taenzer gehoere ich bereits in die Kategorie „faul und fett“. Dabei werde ich aber immer besser – trotz des Alters. Meine motorischen Faehigkeiten scheinen noch keine Altersgrenze zu kennen und gaebe es keinen Spiegel wuerde ich mich selbst fuer etwa 27 Jahre alt halten. Aber leider gibt es Spiegel und darin sehe ich vor allem Falten, schwarzgeraenderte, rote Augen und eine gelbliche, ungesunde Gesichtsfarbe. Einfach unakzeptabel haesslich. Ausserdem hat auch meine Kondition stark nachgelassen, also hoffentlich wird das wieder besser, wenn ich es irgendwann schaffe rechtzeitig ins Bett zu gehen.

Naja, einigen Lesern sind meine Ausfuehrungen sicher nicht differenziert genug. Sie wollen wissen wie das mit meiner Menstruation ist und was es da sonst noch so an typischen Problemen gibt? Tut mir leid, muss ich Sie enttaeuschen, darueber schreibe ich hier nicht. Das ist auch nichts, was mich jetzt wirklich beschaeftigt. Was mich wirklich stoert, sind Alterserscheinungen, wie z.B. schlechtere Kondition, Falten im Gesicht und dergleichen. Und das stoert mich natuerlich noch mehr, weil ich in China lebe, wo man sehr viel Wert auf Aussehen legt. Ich selber bin wahrscheinlich auch eitel und wuerde gerne fuer immer jung bleiben und von meinen Ballet Trainern bewundert werden....

Was mir aber am Altern besonders missfaellt ist die Tatsache, dass einem von anderen Menschen weniger Entwicklungsfaehigkeit zugetraut wird. Und ich moechte auch noch auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben. Die ist aber in China fuer Frauen ueber 35 Jahren extrem schlecht. Die Situation ist so frustrierend, dass einige meiner chinesischen Freundinnen bereits ausgewandert sind.

Labels: , , , , , , ,

Samstag, Februar 21, 2009

Frank Sieren an der deutschen Schule in Shanghai

Gestern hatte ich das Vergnuegen den von mir geschaezten Journalisten Frank Sieren an der deutschen Schule zu hoeren und persoenlich kennenzulernen. Ich habe gerade sein Buch "der China Code" gelesen und freue mich, dass ein namhafter Journalist das schreibt, was ich schon lange denke. Wer meinen Blog verfolgt, weiss, wovon ich spreche. So habe ich, als ich z.B. den Artikel: Am Ende triumphiert die Ehrlichkeit) geschrieben habe, die Buecher von Frank Sieren noch nicht gekannt und auch seinen Aufsatz ueber das chinesische Mitleid noch nicht gelesen. In dem Artikel: “Naechstenliebe ganz nuechtern” erklaert Frank Sieren den Unterschied der verschiedenen Arten von Naechstenliebe in China und Europa mit unseren verschiedenen religioesen Traditionen – sehr aehnlich wie ich in meinem Blog- Eintrag die realistische und pragmatische Art der chinesischen Entwicklungshilfe erklaert habe. Zu meiner Freude kann ich feststellen, dass ich meinen Aufsatz bereits im September geschrieben habe, waehrend Sierens Artikel erst im Dezember erschienen ist. (Es lohnt sich also auch meinen Blog zu lesen….)

Frank Sieren ist ein sehr kompetenter Mann mit einem riesigen Fachwissen, der zu jeder Frage, die wir ihm gestern gestellt haben, ausfuehrlich und mit Kenntniss begruendet geantwortet hat.

Labels: , , , , ,

Freitag, Januar 30, 2009

Kugelfischpenis, Schildkroete und andere Delikatessen



Tja, das ist normalerweise nicht so mein Ding, aber gestern musste ich wilde Schildkroete und andere entsprechende Speisen essen, denn ich habe meinem Mann damit bei einem wichtigen Projekt geholfen. Eigentlich sind ja Ferien und gestern war der Familien und Freundetreff Tag. Doch gerade solche Tage eignen sich hier auch gut, um neue Kontakte und Geschaeftsbeziehungen zu knuepfen, denn die Chinesen machen am liebsten mit guten Freunden Geschaefte. Erst kommt die Freundschaft und wenn man sich gut versteht, dann kann man auch zusammen Geschaefte machen. Und so fuhren wir gestern 158km nach Jiangyin und waren dort in einem gerade neugebauten Erholungshotel zu Gast.
Einige Chinesen sagen: wenn die Auslaender so teuer sind, dann koennen wir das auch alles alleine produzieren. Wir brauchen die auslaendischen Produkte gar nicht mehr unbedingt. Deswegen muss mein Mann, der eine deutsche Firma in China managt, sehr hart arbeiten, um neue Kunden zu gewinnen und die alten Kunden nicht zu verlieren. Er arbeitet oft in seiner Freizeit und sogar seine Hobbies benutzt er, um die Beziehungen zu seinen Kunden zu pflegen. Anders geht es nicht. Waere mein Mann kein Chinese, sondern ein Deutscher, koennte er diesen Job gar nicht machen und die Firma haette in China keinerlei Chance.

Natuerlich habe ich die neue Videokamera mitgenommen. Waehrend des Meetings und waehrend des Essens habe ich hoeflicherweise nicht gefilmt, aber es gibt trotzdem einen kleinen Film fuer Euch. Meine Familie findet, dass ich mich beim Filmemachen bereits sehr verbessert habe. Die Musik auf dem Video ist uebrigens nicht von mir, sondern von Al DiMeola.

Labels: , , , , ,

Freitag, Dezember 19, 2008

Nicht weihnachtliche Vorweihnachtszeit Teil1



Trotz gelungener Weihnachtsparty mit Christmas Songs in verschiedenen Sprachen (Chinesisch, Englisch, Deutsch) ist es doch gar nicht weihnachtlich hier. Auch die Party war keine wirklich „weihnachtliche“ Weihnachtsparty. Die Party sollte um fuenf Uhr beginnen und ich kam nur etwa zwanzig Minuten spaeter und in Deutschland waere ich unter diesen Umstaenden sicher eher eine der ersten gewesen. Doch hier war die Party bereits in vollem Gange. Die Menschen draengten sich um das Essen, als ob sie alle am verhungern waeren. Als ich kam, war bereits fast alles verteilt und das Buffet glich einem abgeholzten Wald. Ich habe mir einen Becher heisses Wasser genommen und war froh, als ich einen freien Platz neben einer netten Bekannten gefunden hatte.

Kaum hatte ich mich hingesetzt wurde mir gesagt, dass ich mich bereit halten solle, da in zehn Minuten die Performance beginne. Und tatsaechlich: die Performance begann um sechs Uhr. Ich habe einige Mitglieder unseres Wohnviertel Managements auf der Gitarre begleitet. Ausser uns gab es noch eine Reihe anderer Vorstellungen. Einige Leute spielten Klavier, eine Frau sang Karaoke , zwei verschiedenen Tanzgruppen rockten ueber das Parkett und eine Solotaenzerin tanzte sehr schoen chinesischen Volkstanz. Eigentlich ein gelungener Abend, wenn auch nicht sehr weihnachtlich. Der Laermpegel wuchs im Laufe der Zeit auf Trommelfell bedrohliche Frequenzen an, was den Menschen aber hier gar nichts ausmacht. Den knallenden und krachenden Hoehepunkt des Abends bildete ein Feuerwerk und ein riesiges Weihnachtsfeuer. Dann verliessen die Menschen relativ eilig die Party und wollten nach Hause. Die Angestellten und Arbeiter haben bestimmt noch ein bis zwei Stunden mit der Abfallbeseitigung und anderen Aufraeumarbeiten verbracht.

Das Foto oben hat mit der Party nichts zu tun, sondern ist in der Nanjing Road gemacht.

Labels: , ,

Montag, Dezember 15, 2008

meine Radltour oder: Flucht vor den kleinen Fischen?

Nachdem meine beiden Freundinnen muede waren und sich entschlossen hatten, den Nachmittag ueber im SPA ihre Haut von Fischen reinigen zu lassen, habe ich mir alleine ein Fahrrad gemietet und die Gegend erkundet. Das mit den Fischen ist uebrigens auch nicht schlecht: dazu setzt man sich in ein kleines Schwimmbecken, das voller junger hungriger Fische ist. Die stuerzen sich dann auf jede freie Haut und beginnen zu saugen und zu knappern. Solange die Fische klein sind, ist das kitzelig. Wenn die Fische dann aber groesser werden, tut das wahrscheinlich weh. Meine Freundinnen glauben, dass diese Fische die Haut reinigen.

Ich bin also mit dem Rad gefahren und habe eine sehr interessante Gegend ein bischen kennengelernt. Haeuser, die leerstehen, neben Bauruinen, und auch im Neubau entstehende Hotels neben schmuddeligen altkommunistischen Clubhaeusern. Ueppige Botanik und loechrige Strassen. Obst wird erst ab nachmittags vier Uhr verkauft. Die Landschaft ist sehr gebirgig. Die meisten Berge sind ueberhaupt nicht erschlossen und es soll wilde Tiere und Schlangen geben. An Touristen wurde nur in Form von Hotels gedacht.


Wanderwege gibt es nur ganz, ganz wenige und nur an extra fuer Touristen zubereiteten Stellen. Obwohl die Insel vom Tourissmus lebt, scheint man sich eher vor diesen Gaesten zu fuerchten und sich vorallem Tricks zu ueberlegen, wie man diese Fremden kontrollieren kann, damit sie nicht zu sehr stoeren.

Labels: , , ,

Donnerstag, Dezember 04, 2008

Blogempfehlung: shanghai-info.de

zufaelligerweise bin ich gestern auf die Homepage Shanghai-Info gestossen. Da war ein Ehepaar nur 14 Tage in Shanghai, hat aber in der kurzen Zeit unglaublich viel erlebt und vorallem: mit den erstaunten Augen eines Fremden gesehen!

Egal, ob Ihr im Tagebuch schmoekert, die Fotos anschaut oder Euch in das Kapitel "Arbeitswelt" begebt: Ihr werdet eine Menge ueber Shanghai erfahren und zwar aus der Sicht eines Neulings. So oder aehnlich wird Shanghai in den ersten Wochen wahrscheinlich auch auf Euch wirken.

Ich finde diese Homepage sehr gut gemacht, spannend und unterhaltsam geschrieben und auch die Fotos sind sehenswert.
Deswegen moechte ich allen meinen Lesern diese Lektuere empfehlen. Es lohnt sich auf dieser liebevoll gestalteten Homepage ein bischen zu verweilen!

Meine Blogempfehlungen sind uebrigens unbezahlt und ernst gemeint. Ich kenne noch nicht einmal die Menschen der Seiten, die ich aus freien Stuecken und eigener Ueberzeugung weiterempfehle.

Labels: , ,

Dienstag, November 25, 2008

Pech gehabt

Nun bin ich schon seid drei Tagen erkältet und darf nicht zu meinem Bruder ins Krankenhaus. Sieht fast so aus, als ob ich umsonst in Berlin geblieben bin. Das Wetter hier ist einfach ungemütlich und anstrengend. Wer mich jetzt eine miesepetrige Jammerkatze nennen möchte, soll den Mund halten. Ich bin nunmal so. Heute bin ich total frustriert bis elf Uhr im Bett geblieben und danach zum Frühstück in eine Kneipe marschiert, in der schon am hellichten Tag Bier getrunken und Karten gespielt wird. Hier ist es wenigstens warm und der Kaffee schmeckt lecker. Ausser Kaffee habe ich mir noch eine Rinderleber mit Zwiebeln, Kartoffelbrei und Gurkensalat bestellt. Während in deutschen Restaurants die Getränke immer zu klein sind, sind die Essen meistens riesengroß. Ich schaffe noch nicht einmal die Hälfte. Ich fasse mir ein Herz und bitte darum, den Rest mit nach Hause nehmen zu dürfen. Das ist hier offensichtlich ungewöhnlich, die Bedienung zögert zuerst, doch dann bemüht sie sich, ein passendes Gefäß zu finden. (Da in Shanghai fast alle Menschen die Überreste ihres Restaurantessens mit nach Hause nehmen, gibt es dort proffessionelle, mikrowellenfeste Verpackung. Diese Verpackung kostet seid neuestem Geld, so daß wir sie mehrfach benutzen und jedesmal wenn wir ein Restaurant besuchen, die alten Schalen von zu Hause mitbringen). Alle meine Freunde behaupten, Berlin wäre sehenswürdig und überhäufen mich mit gutgemeinten Sightseeing Ideen. Doch ich will eigentlich nur meinen Bruder besuchen, was jetzt nicht geht. Also verbringe ich meine Zeit in Kneipen, Internetcafees und auch Ballett Studios...Nachmittags um vierzehn Uhr fahren die Autos schon mit Licht durch die Straßen....schluchz

Labels: , , ,

Samstag, November 15, 2008

frueh morgens

schon seit etwa fünf Uhr morgens sitze ich am öffentlichen Computer des Hotels, schreibe Mails, lese Nachrichten. Ein uralter Langsam - Computer, der viele Seiten nicht vollständig öffnen kann, dafür kostenlos Tag und Nacht benutzbar. Gestern in Berlin angekommen, bin ich nach einer Mini Pause im Hotel sofort ins Krankenhaus gefahren. Es geht schon wieder etwas besser, ich fühle mich erleichtert. Aber hier ist nicht der richtige Platz, um allzu detailiert über meine Familie zu berichten. Die würden das nicht wollen und sich nur über mich ärgern, denn sie würden sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen und das muss ich respektieren. Wer hat schon Lust darauf, seine Krankengeschichte im Internet nachzulesen? Ich auch nicht!!!

Inzwischen sind die ersten Frühstücksgäste gekommen und wieder gegangen. Sie haben sich, verteilt über zwei Tische, laut auf Serbisch unterhalten. Die Sprache höre ich in Shanghai nur selten. Überhaupt: je länger ich in Shanghai lebe, desto mehr Dinge empfinde ich in Deutschland als aufällig und eigenartig, während mir meine Umgebung in Shanghai inzwischen so vertraut ist, dass ich teilweise erst durch Bemerkungen anderer Ausländer einige Besonderheiten wahrnehme.

Deswegen muss ich mir ein wenig Zeit nehmen und über Eigenarten in Berlin erzählen. Ihr, die Ihr hier wohnt, werdet diese von mir als interessant empfundenen Besonderheiten wahrscheinlich kaum noch bemerken.

Erstes Thema: irrsinnig komplizierte Fahrkartenkauferei in der U-Bahn!
gestern wollte ich mir ein 72 Stunden Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel kaufen. Doch an der U-Bahn Haltestelle, wo ich eingestiegen bin, gab es keinen Fahrkartenschalter. Nur einen Fahrkarten Automaten konnte ich finden, bei dem man aber nur mit Karte oder mit Münzen zahlen konnte. Ich wollte aber mit Scheinen zahlen. Also musste ich erst eine Station "schwarz" fahren, um zu einer U-Bahn Haltestelle mit menschlich vorhandenem Fahrkarten Service zu gelangen. Dass man in Deutschland überhaupt schwarz fahren kann und , wenn man erwischt wird, auch noch Strafe zahlen muss, finde ich unglaublich. In Shanghai hindern einen die Gates am Schwarzfahren. Sollte man es trotzdem tun oder zum Beispiel zu wenig bezahlen, bzw zu weit fahren, wird man beim Aussteigen abgefangen und muss den Restbetrag - ohne Strafe!- nachzahlen. Sehr, sehr arme Menschen (Bettler)werden auch ohne dass sie Nachzahlen, von den Kontrolleuren durchgelassen. Das Fahrkartenkaufen ist in Shanghai im wahrsten Sinne des Wortes idiotensicher. Jeder Mensch, auch nicht chinesisch sprechende Ausländer können die passende Fahrkarte an jeder U-Bahn Haltestelle ohne sich auskennen zu müssen erwerben. Sollte doch mal jemand einen Fehler machen, wird das ohne Umstände beim Verlassen der U-Bahn korrigiert.

So, jetzt frühstücke ich erstmal..

Labels: , , , ,

Freitag, Oktober 03, 2008

Meinungsfreiheit oder Selbstbetrug? Durch wen eigentlich werden wir in unserer Meinungsfreiheit vorallem eingeschraenkt?

Eines der vielen Vorurteile, die westliche Menschen oft haben, ist die Ueberzeugung in einem sogenannten demokratischen Land uneingeschraenkt seine Meinung aeussern zu koennen, waehrend in asiatischen Laendern, besonders in China man seine Meinung nicht so einfach sagen kann.

Doch ist das wirklich so? Auch in Laendern, die lauthals “Meinungsfreiheit” propagieren, kann man ganz schoen Aerger kriegen, wenn man seine Meinung sagt!

So einfach ist es leider doch nicht mit diesem zur Mode gewordenen Begriff. Wir haben zwar die Freiheit unsere Meinung zu sagen, doch die Konsequenzen muessen wir auch ertragen koennen, sonst gibt es diese Meinungsfreiheit nicht. Und zwar nirgends! Auch nicht in Deutschland.

Fange ich zum Beispiel an, ueber meine Freunde , Familienmitglieder oder Nachbarn zu schreiben und dabei z.B. irgendwelche Unstimmigkeiten oder Peinlichkeiten an die Oeffentlichkeit zu bringen - dann kann mein Leben ganz schoen ungemuetlich werden, auch wenn das, was ich schreibe, in keiner Weise politisch ist und keine Regierung auf dieser Welt jemals stoeren wird. Das ist ueberall so - egal in welchem Land oder System. Wir sind alle nur Menschen. Also werde ich mir – auch wenn ich in Deutschland oder einem anderen westlichen Land lebe – genau ueberlegen wie ich was schreibe oder sage und vieles, was eigentlich gesagt werden koennte, bleibt wahrscheinlich aus Ruecksicht auf die lieben Naechsten doch lieber ungesagt?

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Meinungsfreiheiten in den verschiedenen Laendern besteht vorallem in der Wahrnehmung dieses Problems. Waehrend man sich im Westen verzweifelt vormacht, im besseren mit mehr Meinungsfreiheit ausgestatteten Land zu leben und seine Meinung uneingeschraenkt aeussern zu duerfen, tut man es unbewusst aber doch oft nur, wenn man dabei eh nichts zu befuerchten hat und dann oft ziemlich plump, direkt und uneffektiv.

Hier in China dagegen weiss jedes Kind, dass es bei dem, was es sagt, auch an die Konsequenzen denken sollte, also daran, wie sich der Gegnueber fuehlt und was die Worte bewirken koennen. Die Menschen sagen trotzdem ihre Meinung – aber nur, wenn sie auch wirklich eine haben, die so wichtig ist, dass sie gesagt werden muss. Und sie sagen ihre Meinung mehr einfuehlsam und darauf bedacht, niemanden blosszustellen oder zu verletzen. Ist das falsch?

Alles hat seine zwei Seiten. Viele Chinesen moechten, dass in China die Menschen so direkt und unbedacht wie die Europaeer ihre Ansichten aeussern koennen. Vorallem die Chinesen, die lange Zeit im Ausland gelebt haben, bemuehen sich, moeglichst klar und unumwunden ihre Meinung zu sagen und sind uns da in diesem Punkt inzwischen schon sehr aehnlich geworden.

Doch durch die einseitige Berichterstattung ueber China in der westlichen Presse und die offensichtliche Arroganz vieler Expats in China, hat der urspruengliche Reiz, den die unbefangene Art der Europaer auf einige Chinesen ausgeuebt hat, sehr verloren. In China hat man gemerkt: Die Amerikaner und Europaer benutzen das Wort “Meinungsfreiheit” als Propaganda Mittel, aber sind weit davon entfernt, wirklich so tolerant und aufgeschlossen zu sein, wie sie sein muessten, damit diese Meinungsfreiheit mehr sein kann, als nur ein Selbstbetrug.

Aber was hat das alles mit der politischen Meinungsfreiheit zu tun? werden Einige denken. Doch ich glaube, dass es sich mit der politischen Meinungsfreiheit genauso verhaelt wie mit der Meinungsfreiheit im privaten Bereich. Wer ernstgenommen werden will, muss sich ueber die Wirkung seiner Worte Gedanken machen. Und wer zu sehr ins Fettnaepfchen tritt, wird auf jedenfall auch Konsequenzen zu spueren bekommen, und zwar nicht nur in China. Umgekehrt kann man auch in China seine Meinung sagen, wenn man die richtige Art und Weise findet.

Labels: , ,

Montag, September 08, 2008

In China beim Friseur

Fuer die einen ist es ein aufregendes Abenteuer, fuer die Anderen eine Quelle von Aerger. Der Besuch in einem chinesischen Friseursalon.

Wer noch nie dort war, sollte wissen, dass es Dinge gibt, die anders sind als in Deutschland oder die es in Deutschland nicht gibt. Es faengt schon beim Haarewaschen an. Ich wuerde sagen, das Haarewaschen in China wird celebriert und verfolgt nicht nur den Zweck die Haare sauber zu kriegen, sondern dient der Entspannung und wird genossen. So bekommt man normlerweise mit dem Auftragen des Haarwaschmittels eine ausgiebige Kopfmassage. Nach dem letzten Ausspuelen folgt dann eine Nacken, Schulter und Arm Massage. Das kann schonmal eine halbe Stunde so gehen. Wer es eilig hat und sich nur schnell etwas verschoenen wollte, wird wahrscheinlich ungeduldig, aber wenn man sich Zeit nimmt, dann kann man diese freundliche Behandlung richtig geniessen.

Und nun geht es ans Haareschneiden. Mir ist es ja auch in Deutschland des oefteren passiert, dass ich es nicht geschafft habe, dem Friseur zu erklaeren, was ich eigentlich will und dann mit einer Frisur ausgestattet wurde, die so nicht geplant war. In China habe ich mich deswegen nicht gewundert, dass mir dieses Problem auch immer wieder zu schaffen macht. Das liegt wohl weder an der Sprache, noch am Friseur, sondern wahrscheinlich eher an meinem mangelhaften Beschreibungsvermoegen.
Trotzdem sollte man bei seinen Anweisungen beruecksichtigen, dass die chinesischen Friseure im Gegensatz zu den deutschen Friseuren immer etwa doppelt soviel abschneiden, wie man moechte. Beispiel gestern: Ich komme mit sehr langen, bis unter die Brust reichenden Haaren zum Friseur und mochte sie mir etwa schulterlang abschneiden lassen. In Deutschland waere das Ergebniss danach: eine schulterlange Langhaarfrisur. Doch hier in Shanghai? Gerademal die laengsten Haarspitzen reichen noch bis zur Schulter und meine Haare sind so durchgestuft wie ein herausgewachsener Kurzhaarschnitt. Auch mein Mittelscheitel ist futsch, denn der Frisur hat ohne mich zu fragen einfach mal vorne kurz geschnitten. Tja. Soll ich mich jetzt aergern und den Friseur beschimpfen? Ich bin ja, was Haareschneiden betrifft, ein grosszuegiger Mensch, schimpfe nicht und hoffe, dass meine Haare schnell wieder nachwachsen. Es schaut ja auch nicht schlecht aus, was der Friseur da fabriziert hat. Nur: von mir war so ein Kahlschlag nicht gewollt!!

Aehnliches ist mir natuerlich schon oefters passiert. So haben sich meine Haare in meinem ersten China Jahr bis zu einem etwa funf Millimeter kurzen Igelkopf entwickelt. Klar, da war ich auch selber schuld, denn ich hatte dem Friseur gesagt, dass ich diesmal richtig kurze Haare moechte. In Deutschland muss man ja immer extrem darauf bestehen etwas mehr abgeschnitten zu bekommen, sonst veraendern die deutschen Friseure am liebsten gar nichts. Das kann ich auch nicht leiden, denn dann habe ich das Gefuehl meine Zeit und mein Geld verschwendet zu haben. In China sieht man auf jedenfall immer, wenn ich mal wieder beim Friseur war. Es sind sogar jedesmal sehr offensichtliche, grosse Veraenderungen und irgendwie ist das ja auch lustig und spannend. Aber soviel ich weiss, ist das nicht jedermanns Sache. Deswegen fuer alle Neuankoemmlinge in Shanghai: Wenn Ihr nur ein bischen Eure Frisur verbessern wollt, muesst Ihr sehr klar sagen, dass Ihr nur die Frisur reparieren wollt. Wer sagt er moechte Haareschneiden, der wird sich auf einige optische Veraenderungen gefasst machen muessen. Aber eines ist sicher: die chinesischen Friseure sind meistens gut und talentiert und auch wenn das Ergebniss oft anders ausfaellt als erwartet, es macht einen normalerweise nicht haesslicher als man eh schon ist.

Was ich uebrigens noch festgestellt habe: die chinesischen Friseure, die ich kenne, sind nicht nur sehr nett, sondern auch sehr selbstbewusst, was ihr Koennen anbetrifft. So hat mein Friseur gestern zu mir gesagt, dass er europaeische Haare viel besser schneiden kann, als die Friseure in Europa. Denn die chinesische Haarschneide -Technik sei optimal, um europaeische Haare zu stylen. Dagegen ist es fuer Europaer sehr schwer, chiesische Haare zu schneiden, denn die Chinesen haben viel mehr und viel dickere Haare als die Deutschen. Deswegen seien die Chinesen, die sich versuchen in Europa die Haare schneiden zu lassen, immer sehr unzufrieden.

Labels: ,

Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

Labels: , , , , , , , , ,

Freitag, August 08, 2008

Paul Celan, ein Selbstmord und das Verhaeltniss der Deutschen zu China im Allgemeinen

Ein Besuch in Deutschland, das bedeutet unter anderem auch: lesen, lesen und lesen...natuerlich lese ich auch den Spiegel, obwohl mir diese Zeitung auf Grund ihrer ungerechten Berichterstattung ueber den Tibetkonflikt vor einigen Monaten, zur Zeit eher unsympathisch ist. Der neuere Artikel ueber China ist besser, sucht mehr die Dokumentation.

Aus einem anderen Artikel in diesem Spiegel entnehme ich, auch wenn es so nicht geschrieben steht, dass der Selbstmord von Paul Celan wahrscheinlich auch mit dem Verhalten der Nachkriegsintellektuellen zusammenhaengt. Gerade die Nachkriegs - Schriftsteller, die sich auf Grund ihrer Vergangenheit keine groesseren Vorwuerfe machen mussten - wie z.B. Heinrich Boell - haben sich anscheinend oft unbewusst antisemitistisch verhalten und ...naja ich will das nicht naeher ausfuehren, denn es ist nur ein Gedanke von mir nach dem Lesen des Aufsatzes ueber die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Auch ich sehe, dass sogar heute noch viele Deutsche - obwohl sie sich selber fuer weltoffen, demokratisch und gebildet halten, trotzdem sehr arrogant und eigentlich rassistisch sind. Zumindest, wenn sie ueber China sprechen. Die Tatsache, dass in China eine postkommunistische Regierung herrscht, wird als Grund genommen, voller ungerechter Aggression und sehr einseitig in den Zeitungen auf China zu hetzen. Und nicht nur das: auch den Chinesen wird unterstellt weniger gefuehlvoll und moralisch zu sein, als man selbst zu sein glaubt. So hat kuerzlich eine Dame, die einen Vortrag ueber ihr Leben in China gehalten hat, die Hilfsbereitschaft der Chinesen als sehr neue chinesische Errungenschaft dargestellt. Nur: auch wenn sie es vielleicht erst jetzt bemerkt hat: aber hilfsbereite Chinesen gibt es schon sehr lange.

Labels: , , ,

Montag, August 04, 2008

Ferien in Stuttgart

Nach einem aufregenden Gitarren Wettbewerb in Schwerte/Iserlohn bin ich nun wieder in Stuttgart und dachte waehrend meines Aufenthaltes hier manchmal ins Ballett Training zu gehen. Doch die Stuttgarter machen Ferien. Ist doch viel zu heiss fürs Training sagt man mir. Komisch. Ich dachte in den Ferien wäre das allgemeine Interesse an guten Tanzmöglichkeiten noch grösser als sonst. Schliesslich sind Ferien und die Leute haben Zeit! In Shanghai jedenfalls werden während der Sommerferien die Kurse vermehrt und die Teilnehmerzahl steigt rapide. Doch hier? Absolute Ruhepause! Gähn...So bleibt mir nichts anderes übrig als spazieren zu gehen und meine Sehnenscheiden Entzündung zu kurieren. Das ist ohne Sport gar nicht so einfach. Immerhin freuen sich die Gaense und Schwaene im Stadtpark ueber mich. Gestern haben sie mich zur Begruessung sogar in die Waden gezwickt, damit ich nicht vergesse, beim naechsten Spaziergang wieder die leckeren Broetchen mitzubringen. Mit einem der Schwaene verstehe ich mich ganz besonders gut. Er will mir immer aus der Hand fressen und verjagt die Gaense, die das auch versuchen. Fotos von meinen neuen Freunden gibt es aber erst, wenn ich wieder in Shanghai bin. Salute!

Labels: ,

Montag, Juli 28, 2008

Essen in Deutschland - Teil 2 : ein Kulturschock?

nach dem Ausgeh Versuch in Stuttgart bin ich nun zu einem Gitarrenseminar nach Schwerte gefahren. Auch hier habe ich bereits einige Ueberraschungen erlebt: So ist man nicht bereit, mir heisses Wasser fuer meine selbstmitgebrachten Teebeutel zu geben. Ich soll mir an der Theke Getraenke kaufen, die ich aber weder mag noch vertrage (Cocacola und Consorten). In China bekommt man jederzeit und ueberall kostenlos heisses Wasser. Und dann sind hier - in Schwerte - die Kaffeetassen winzig, so dass mein Fluessigkeitsbedarf offiziell gar nicht gedeckt werden kann. Ich helfe mir, in dem ich das kalte Wasser aus der Leitung trinke. Kalt, bzw. eiskalt waren auch die Nektarinen, die neben der Kaeseplatte beim Fruehstuecksbuffet lagen. Ich denke die wurden aus dem Gefrierfach genommen und nicht vollstaendig aufgetaut. Weil ich so kaltes Essen nicht vertrage, wollte ich die Nektarine mit aufs Zimmer nehmen. Das wollen die Bediensteten aber nicht so gerne. Nun habe ich schon meinen ersten Durchfall gehabt. Sehr ungesund! Ueberhaupt hat sich Deutschland sehr negativ veraendert. Waehrend die Chinesen immer behaupten, dass die Deutschen puenktlich seien und sich an ihre Abmachungen halten wuerden, kam heute in Schwerte sogar der oeffentliche Bus fuenf Minuten zu spaet. Und auch sonst: man kann sich hier auf nichts verlassen, hoechstens darauf, dass die Mehrheit der Menschen relativ geizig ist. So muss man sich sogar Zahnbuerste, Seife und Hausschuhe selber mit ins Hotel bringen. Fehlt gerade noch, dass sie fuer jedes Handtuch einen Euro extra verlangen. Tsss.....

Aber eine positive Ueberrschung gibt es auch: wenigstens sind die Menschen auch hier sehr freundlich. Netter als ich es in Erinnerung hatte....:-) und laestern macht Spass! Das kann man ueberall.....oh

Labels: , ,

Sonntag, Juli 27, 2008

Essen in Deutschland

So. Es sind Ferien und ich sitze irgendwo im Suedwesten Deutschlands in einem Internet Cafe und schreibe Zustands und Reiseberichte. Im Hintergrund Latinmusik und Tabakduft. Ich habe heute meine Mutter zum Essen ausgefuehrt. Nun moechte ich ablaesteern. Verglichen mit Shanghai ist Deutschland eine kuemmerliche Service Wueste mit fettem, salzigem und nahezu ungeniessbarem Essen. Das erste Restaurant haben wir ungegessen wieder verlassen, weil auf dem Speiseplan kein essbares Gericht zu finden war. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass es sich bei diesem Restaurant um einen Biergarten gehandelt hat - entsprechend gab es Haxen, Wurstsalat und co. Beim zweiten Restaurant sah zumindest die Speisekarte interessanter aus, aber dafuer waren die Kellner und Kellnerinnen ueberbeschaeftigt und die Wartezeit fuers Essen betrug mehr als eine Viertelstunde. Was wir dann in unserem Teller sahen, hatte mit dem appetitlichen Namen auf der Speisekarte nur wenig Aehnlichkeit. Statt Pilze und Kartoffeln, gab es in einer dicken Buttersahnesosse schwimmende wenige Pilzstueckchen und Kartoffelpuffer. Egal. Dafuer haben wir spaeter beim Eis gut zugelangt. Kein Wunder, dass man vorallem uebergewichtige Menschen hier sieht - bei so einem Essen....ekelig. Gluecklicherweise kann meine Mutter ganz gut kochen.

Labels: , ,

Dienstag, Juli 15, 2008

Kulturunterschiede – Schwimmen


Auch beim Schwimmen im Schwimmbad gibt es Unterschiede in den Gewohnheiten der chinesischen bezw. Asiatischen Bevoelkerungsmehrheit und der wenigen Auslaender hier in unserem Wohnviertel. So trifft man untertags und speziell bei Sonnenschein nur Auslaender im Schwimmbad. Die Asiaten dagegen bevorzugen den fruehen Morgen und den Abend. So gibt es auch noch nach zehn Uhr abends chinesische Kinder, die im Schwimmbad spielen. Die deutschen Kinder dagegen muessen um diese Uhrzeit laengst ins Bett. Und waehrend die deutschen Kinder oft vollkommen sich selbst ueberlassen mit ihren Schwimmbewegungen experimentieren, bekommen die chinesischen Kinder in der Regel von Anfang an professionelle Anleitung durch einen Lehrer. Wenn der Lehrer nicht da ist, trainieren dann die Eltern mit den Kindern. Gespielt wird auch, aber viel weniger. Chinesische Frauen ueber 40 trifft man fast nie im Wasser und wenn, dann bestimmt nicht im Bikini, sondern im Badeanzug. Normalerweise koennen diese Frauen auch nicht schwimmen oder wenn sie schwimmen, dann ganz langsam und unprofessionell. Ich bin allerdings sowieso eine Ausnahme. Auch bei den deutschen Frauen gibt es nicht viele Schwimmerinnen, die mit 45 im schnittigen Bikini durchs Schwimmbad jetten. Aber zumindest ein bischen mehr als bei den Asiaten. Dagegen trifft man immer mal wieder asiatische Geschaeftsleute, die mit ihren Geschaeftsfreunden im Schwimmbad Kaffee trinken. Die nehmen die Kaffeetassen wirklich mit ins Wasser. Manchmal ist nach einer derartigen Veranstaltung das Wasser so dreckig, dass es erst drei Tage lang gereinigt werden muss, bevor wieder darin geschwommen werden kann. Ich beschreibe hier nur die Zustaende, wie ich sie in dem Schwimmbad unseres Wohnviertels beobachtet habe. Wir sind ja ein ganz besonderes Wohnviertel, mit besonderen Freiheiten. Zum Beispiel bleibt bei uns das Schwimmbad das ganze Jahr ueber jeden Tag 24 Stunden geoeffnet. Andere Schwimmbaeder in Shanghai oeffnen nur von Juni bis Mitte September und dann auch nur etwa 12 Stunden pro Tag. In anderen Schwimmbaedern darf man auch seinen Kaffee nicht mit ins Wasser nehmen. Was man bei uns noch alles darf: Nach Lust und Laune kreuz und quer schwimmen und von allen Seiten planlos ins Wasser springen. Das koennte wieder typisch chinesisch sein. Denn die Chinesen halten meiner Meinung nach prinzipiell nicht viel von Regeln.

Labels: , ,

Freitag, Juli 11, 2008

Die Deutschen und das Internet

Obwohl niemand ernsthaft auf die Idee kaeme Deutschland als Entwicklungsland zu bezeichnen, so moechte ich doch behaupten, dass zumindest was die Internet Auftritte von Kulturtraegern wie Musik oder Tanzschulen betrifft, Deutschland sich in einer Art vorsintflutlicher Ignoranz befindet. Ich glaube nicht, dass man die Tatsache, dass allein in Stuttgart von den 12 im Branchenbuch eingetragenen Ballettschulen nur die Pleva Ballettschule eine Homepage hat, auf Geldmangel der Inhaber zurueckfuehren kann. Es zeigt, dass ein Grossteil der deutschen Bevoelkerung nicht auf dem Laufenden ist und aus irgendwelchen Gruenden die Vorteile des Internets nicht zu schaetzen weiss. Eine eigene Homepage erleichtert den zukuenftigen Kunden das Leben sehr! Anstatt jedesmal einen halben Tag Zeit mit Anrufen oder Vorbeischauen zu verschwenden, koennen sie sich auf der Homepage in Ruhe ueber Stundenplan, Preise, Termine, Lehrer und dergleichen informieren. Das erspart beiden Seiten viele unnuetze Worte! Ausgerechnet die Menschen, denen das Internet am meisten helfen koennte, sind in Deutschland im Internet fast nicht erreichbar: So kenne ich mehrere ausgezeichnete Musiker, die weder Homepage noch Internetanschluss besitzen. Ein Riesenfehler!

Ich glaube, was die Akzeptanz von Computer und Internet anbetrifft, sind die Menschen in China viel weiter. Anstatt auf Aengste und Vorurteile trifft man hier auf Neugier und grosses Interesse. Es wird hier wohl kaum eine Schule geben, die keinen Internet Auftritt hat.

Labels: , , ,

Montag, Juli 07, 2008

Erfolglose Hongmei

Habt Ihr schonmal versucht, ein Liebespaar herzustellen? Hier in China lernen sich viele Ehepaare kennen, weil sie von Freunden oder Bekannten gegenseitig vorgestellt werden. Da die Menschen viel arbeiten, bleibt oft fuer die natuerliche Variante weder Zeit noch Gelegenheit. Ich habe schon mehrmals als “Hongmei” fungiert – so nennt man die Freunde, die helfen, dass zwei Menschen sich kennenlernen koennen – doch leider bisher nicht sehr erfolgreich.

Vor einiger Zeit fragte mich eine Bekannte – nennen wir sie Li Feng - ob es in meinem Freundeskreis eine gutaussehende Frau unter dreissig gaebe, die nicht groesser als 168 cm ist und ausserdem noch Single. Nach einiger Ueberlegung fiel mir eine huebsche Freundin ein, die vor nicht allzu langer Zeit ihren BoyFreund verlassen hat. Li Feng, die fuer einen iher guten Freunde eine Freundin suchte, war begeistert und so beschlossen wir die Beiden zusammen zu bringen.

Beim ersten Date luden wir die zwei zukuenftigen Eheleute zu einem Theaterbesuch ein. Leider dauerte die Theatervorstellung wider Erwarten lange, so dass danach keine Zeit mehr blieb sich bei einem Glaeschen Wein genauer kennenzulernen. Ausserdem gelang es uns nicht, die Beiden nebeneinander zu setzen. So blieb uns nichts anderes uebrig als noch ein anderes Date zu organisieren. Der Einfachheitshalber beschloss Li Feng mir eine SMS mit den Details von Mr Love (in spe) zu schicken, die ich dann meiner Freundin zeigen solle, um sie sozusagen seelisch auf ihr neues Liebesglueck vorzubereiten. Leider ist Li Feng sehr pragmatisch. So lautete die SMS: “suche fuer meinen Freund, einen gutverdienenden Generalmanager, Chef der groessten blablabla…..Firma eine passende Freundin, moeglichst Taenzerin, nicht ueber dreissig und nicht grosser als 168 cm.” Als ich diese SMS meiner Freundin zeigte, war sie gar nicht erfreut: “ich bin doch nicht kaeuflich – wieso will der denn eine Taenzerin? Warum hat der so hohe Anforderungen und sagt nicht einmal wie alt er ist?” Ich war um Schadensbegrenzung bemueht und meinte, dass diese SMS nicht von Mister Love persoenlich geschrieben wurde, sondern von einer gutmeinenden Bekannten. Man muesse das deswegen alles nicht so eng sehen….Schliesslich willigte meine Freundin ein, es mit einem Treffen auf einer Party zu versuchen. Ich begleitete sie zu dieser Party. Leider war meine Freundin schlecht gelaunt und unhoeflich. Nach einer Viertelstunde sagte sie zu mir, wir sollten jetzt gehen, diese Party waere zu langweilig…auf dem Heimweg meinte sie nur lakonisch, ich solle ihr in Zukunft nur noch Maenner mit einer Mindestgroesse von 172 cm vorstellen.

Labels: , , , , ,

Samstag, Juni 21, 2008

Chinese Culture and German Culture Comparison

Chinese Culture and German Culture Comparison

Posted using ShareThis

hier gibts ein paar sehr treffende Bilder zum Thema Kulturunterschiede zwischen Deutschen und Chinesen!

Labels:

Und mal wieder ein Kulturcrash

Nach neun Jahren Shanghai sollte man meinen, dass ich mich hier
ohne groessere Pannen mit der Gastkultur arrangieren kann. Meistens
klappt das auch ganz gut, im Gegenteil: irgendwie scheine ich hier
nicht nur von meiner Figur her, die in China der Norm entspricht, sondern auch von meinen Essgewohnheiten und von meinem Charakter her sehr gut reinzupassen. Aber manchmal gibt es leider doch die absoluten Kulturcrashs. Einer passierte gestern.

Nach dem Balett Training treffe ich in der Umkleidekabine auf eine Frau – oder trifft sie auf mich? – jedenfalls kennen wir uns noch nicht. Sie moechte die Klasse besuchen, die im Anschluss an meine Klasse stattfindet. Anstatt direkt mit mir zu sprechen wendet sie sich den anderen chinesischen Balett Damen zu (ich bin die einzige Auslaenderin in dem Studio) und faengt an ueber mich zu sprechen, in dem sie mich als "laowai" bezeichnet. Sie ist erstaunt, dass hier auch Auslaender tanzen. Nun lebe ich lange genug hier, um wissen zu muessen, dass diese Titulierung (auf deutsch hiesse das: alter Auslaender) nicht boese gemeint ist.. Trotzdem bekomme ich davon schlechte Laune und eine Abneigung gegen diese Frau. Ich finde es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nach wie vor sehr unhoeflich und herabwuerdigend, wenn jemand anstatt mit mir selber zu sprechen in meinem Beisein anfaengt ueber mich mit anderen zu diskutieren, als ob ich nichts verstehen wuerde. Leider hatte ich gestern einen schlechten Tag und habe entgegen aller Vernunft zu dieser Frau gesagt, dass wir Auslaender ein derartiges Verhalten normalerweise nicht leiden koennen. Natuerlich kam dann sofort die noch doofere Bemerkung, dass ich aber sehr gut chinesisch spraeche. Ein Anlass fuer diese Frau danach mit den anderen Chinesinnen im Shanghai Dialekt weiterzusprechen. Warum will sie nicht mit mir reden? Sauerei. Ich war gestern sehr schlecht gelaunt, habe mich nicht beherrschen koennen und der Frau gesagt, dass es keinen Sinn mache Shanghai Dialekt zu sprechen, denn das wuerde ich auch verstehen. Daraufhin war sie ziemlich verwirrt und meine chinesischen Kollegen haben mir spaeter Vorwuerfe gemacht, dass ich dieser Frau zu wenig "Mianzi" gegeben haette. Mianzi heisst "Gesicht", soll heissen, ich habe diese Frau ihr Gesicht verlieren lassen und das macht man nicht.

Labels: , , , ,

Montag, Juni 02, 2008

Ein Garten in Shanghai


Unser Garten wird immer besser. Nun haben wir eine Holzterasse und
eine Gartenschaukel hinzugefuegt und geniessen in vollen Zuegen das
Gefuehl von Ferien und Erholung. Wir fruehstuecken draussen. Sogar
Jiangping sitzt manchmal auf der Schaukel und liest. Und unsere
Katzen verteilen sich malerisch um uns herum. Sind wir im Garten
wollen sie auch raus. Gehen wir zurueck ins Haus folgen sie uns.

In Shanghai einen Garten zu besitzen ist ein Riesenluxus. Nicht wie
in Suedbayern in meinem Herkunfts – Dorf, wo eigentlich zu fast jedem Haus selbstverstaendlich ein grosser Garten gehoert. Wir wissen unser
Glueck sehr zu schaetzen.

Labels: ,

Mittwoch, April 02, 2008

Kulturunterschiede Nr.1


Meine Stimme ist weg. Ich habe keine Stimme mehr und muss stumm wie ein Fisch zuhoeren, waehrend andere reden. Das ist nicht ganz einfach fuer mich.

Nachdem man mir heute schon etwa 50 mal gesagt hat, dass ich erkaeltet bin und mich unbedingt warm anziehen soll, ausserdem ins
Krankenhaus gehen, Medizin essen und mich schonen, habe ich beschlossen den Rest des Tages auf meinem Zimmer zu verbringen.
Unterrichten kann ich heute sowieso nicht und auf all die vielen Anweisungen und Fragen zu meinem Gesundheitszustand kann ich auch
nicht antworten. Kein Ton will raus aus meinem Mund.

So habe ich mal wieder Zeit meinen Blog weiterzuschreiben.

Letzte Woche gab es an der deutschen Schule eine Diskussion ueber
chinesisch – deutsche Kulturunterschiede. Die Ueberschrift: "warum
sind wir uns so fremd" , hat mich eigentlich eher abgeschreckt, aber
schliesslich bin ich doch hingegangen.

Von dieser Diskussion angeregt, habe ich beschlossen, mir in Zukunft
mehr Notizen zu machen, auch wenn meine Erlebnisse vielleicht nicht
unbedingt etwas mit "chinesisch-deutschen Kulturunterschieden" zu tun
haben. Aber es sind Erlebnisse, die ich in China habe und insofern
gehoeren sie auch zum Thema.

Hier meine erste Notiz:

Ich sitze in einem Café, um mich von meinen Einkaeufen zu erholen.
Vor mir liegt mein elektronisches Lexikon und die chinesische `Global
Times`, eine Zeitung, die ich mir davor an einem Kiosk gekauft habe.
Als die Kellnerin den Kaffee bringt, lege ich die Zeitung einen
Augenblick beiseite, um erstmal einen tiefen Schluck aus meiner Tasse
zu geniessen. Sofort kommt vom Tisch schraeg gegenueber ein Mann zu
mir und bittet mich, sich meine Zeitung nehmen zu duerfen.
Wohlbemerkt: dieser Mann ist kein Penner und sitzt mit einer Dame
zusammen in einem nicht ganz billigen Café. Ich bin ueberrascht, gebe
ihm aber einen Teil meiner Zeitung mit der Bemerkung, dass ich den anderen Teil selbst noch nicht gelesen habe. Er akzeptiert das, geht zurueck an seinen Tisch und widmet sich vor
den Augen seiner Dame der Zeitung. Die Dame trinkt gelangweilt ihren
Kaffee. Nach einiger Zeit gibt er mir die Zeitung mit Dank zurueck
und verlaesst mit der Dame das Café.

Was daran ist nun typisch chinesisch? Ich sehe das so: typisch
chinesisch ist vorallem die Tatsache, dass der Mann im Beisein einer
Dame die Zeitung liest, anstatt sich mit der Frau zu unterhalten. Mir
ist sowas in Begleitung meines (chinesischen) Mannes auch schon
passiert. Am Anfang hat mich das beleidigt, doch inzwischen versuche
ich, mir auch etwas Lesbares zu organisieren und sehe darin eine
Moeglichkeit zur Entspannung. Man muss ja gar nicht soviel bereden.
Aber ist das nun wirklich typisch chinesisch oder war es Zufall, dass
ich in Deutschland noch nie so etwas erlebt habe?

Labels: , , ,

Samstag, März 15, 2008

Laester Talk Nr.2

Meiyou Yinyang

Je reicher die Menschen, desto mehr Angst haben sie zu verhungern. Waehrend ein armer Mensch sich freut, wenn er genug essen kann, achten die reichen Leute auf die Inhaltsstoffe der Nahrung. So kann es bei uns im Viertel durchaus passieren, dass Essen weggeworfen wird, nur weil es noch vom Vortag ist. “meiyou yinyang”, das meint so etwa: “keine Vitamine” - ist Grund genug ein Essen abzulehnen. Ich kenne Menschen die Panik bekommen, wenn sie mal zwei Tage kein Fleisch oder Fisch gegessen haben. Sie befuerchten ernsthaft, Mangelerscheinungen zu bekommen.

Noch krasser finde ich die Leute, die ihrer Haushaelterin die Ueberreste vom Vortag zu essen geben, waehrend sie selber nur ganz frisch zubereitete Speisen zu sich nehmen. Solche Leute gibt es viele.

Typisch ist auch die Tatsache, dass nicht nur bei der Nahrungsaufnahme, sondern bei fast allen Taetigkeiten immer zuerst die Frage in den Raum gestellt wird: “wozu nuetzt mir das?” Sogar so erfreuliche Beschaeftigungen wie Gitarre lernen oder Tanzen werden unter dem Nutz Aspekt betrachtet. So wollen viele Eltern, dass ihr Kind Gitarre lernt, um in der Schule bei den Mathematikpruefungen besser bewertet zu werden. Wer ein Instrument spielt, bekommt in China Vorteile bei der Bewertung in der Schule. Viele Frauen, die Tanzen, tun dies nicht, weil sie Freude am Tanzen haben, sondern weil sie glauben, dass sie dadurch ihre Figur verbessern koennen.

Ich bin schon zu lange aus Deutschland weg und kann nicht beurteilen, ob die Deutschen ( oder ein Teil der Deutschen) genauso denken. In Deutschland geniert man sich, seinen Pragmatismus so offen zur Schau zu stellen. Man heuchelt da lieber irgendwelche tugendhaften Ziele vor. Ob die Menschen aber innerlich wirklich soviel anders sind, wage ich zu bezweifeln.

Labels: ,

Laester Talk



Ich glaube nicht, dass es moeglich ist, seine geistigen Faehigkeiten zu entwickeln, ohne dabei auf koerplerliche Fitness zu achten. Umgekehrt: meiner Meinung nach trainiert man mit der koerperlichen Gelenkigkeit und der Koerperbeherrschung auch seine geistigen Faehigkeiten. Schliesslich ist das Gehirn auch nur ein Koerperteil, oder?

In Deutschland kann man im Wald spazieren gehen. Hier leider nicht. Im Gegenteil: viele Chinesen halten zu Fuss gehen offensichtlich fuer eine entzetzlich anstrengende und ueberfluessige Zeitverschwendung. Jedenfalls in unserem Wohnviertel, wo eigentlich jede Familie inzwischen mindestens ein bis zwei Autos vor der Haustuer stehen hat, faehrt man sogar zum nachbarlichen Kaffeeklatsch mit dem Auto. Das sind etwa 300 meter. Gluecklicherweise werden hier die Autos alle mit Benzin gefuettert. Sollten sich hier die Bioautos durchsetzen, gaebe es wahrscheinlich in den laendlichen Gebieten ein paar Millionen Hungerstote.

Die armen Menschen in China koennen sich schon jetzt kaum noch gesunde Nahrungsmittel leisten. Die Lebensmittelpreise haben sich im letzten halben Jahr verdreifacht. Die Loehne fuer Arbeiter sind aber schon seit Jahren gleich niedrig und je reicher die Chefs, desto niedriger die Loehne der Arbeiter und Hausangestellten. Da gibt es kein Mitleid, sondern hoechstens Angst vor Uebergriffen.

Was mich betrifft: ich bin eine Laestertasche. Immer muss ich meine Umgebung kritisch sehen und es ist Pech fuer die Chinesen, dass es mich nach Shanghai verschlagen hat. Wuerde ich in Deutschland leben, wuerde ich natuerlich ueber Deutschland laestern, denn dort ist es auch nicht besser. Immerhin bleibe ich mir relativ treu: ich habe bis heute noch keine Zeit gefunden den Fuehrerschein zu machen und werde wahrscheinlich mein restliches Leben ohne Fuehrerschein bleiben, denn ich vermisse ihn nicht.



Labels: ,

Donnerstag, Februar 07, 2008

Das Fruehlingsfest hat begonnen


Wir haben es diesmal ganz ungewoehnlich und untraditionell zu zweit
begonnen. Es ist, glaub ich, das erstemal seit unserem Umzug nach
Shanghai, dass Jiangping und ich die ersten beiden Tage dieses Festes
alleine verbringen konnten und ich habe das sehr genossen.
Entsprechend untraditionell sind wir an diesem wichtigen Abend ins
Paulaner zum Essen gegangen, da die chinesischen Restaurants sowieso
alle ausgebucht sind. Wir haben nicht nur das Steak, sondern auch den
Nachtisch genossen, nur unterbrochen von einigen unvermeidbaren
Telefongespraechen…
Anschliessend haben wir wegen der Kaelte unseren Spaziergang in ein
schickes, neues Einkaufszentrum verlegt. Nachdem wir gemuetlich
eingekauft haben, sind wir nach Hause gefahren und haben uns die
Neujahrs Sendung und das Feuerwerk unserer Nachbarn angeschaut.
Zwischendurch haben wir noch ein paar Telefonanrufe mit der
Verwandtschaft erledigt und uns umso mehr ueber unsere Freiheit
gefreut.

Ab morgen gibt es dann das Familien - Besuchs - Programm.

In Shanghai leuchten zur Zeit die Lichter abends nicht. Es bleibt dunkel, denn der Strom ist knapp. Natuerlich ist der Strom vorallem deswegen knapp, weil die Hotels, Restaurants und Riesenshopping Malls Unmengen an Strom fuer ihre Klima Anlagen benoetigen.  Weil sowieso alle Menschen hier, die es sich irgendwie leisten koennen, die Klima Anlage zum Heizen verwenden. Es gibt naemlich normalerweise keine Heizungen. Das ist eigentlich nicht nachvollziehbar, denn wir haben hier jeden Winter immer wieder Perioden mit Temperaturen unter Null oder knapp um Null Grad. 


Labels: , ,

Sonntag, Dezember 23, 2007

frohe Weihnachten!


Trotz allem: Wir bleiben Weihnachten in Shanghai. Auch hier gibt es Weihnachtsdekoration. Schnulzige Weihnachtslieder toenen in Restaurants und Kaufhaeusern. Ich habe aus Deutschland den Christstollen mitgebracht. Aber auch das koennte man in Shanghai kaufen. Mein Mann und unsere Freunde wollen den heiligen Abend am liebsten auswaerts bei einer der vielen Weihnachts Shows verbringen. Dort kann man dann neben dem Essen Tanzauffuehrungen ansehen und an einer Verlosung fuer Weihnachtsgeschenke teilnehmen. Aktion pur, auch am Weihnachtsabend.

Labels: , , ,

Freitag, November 30, 2007

Dreharbeiten mit japanischem Management




Kuerzlich habe ich in einem japanischen Tanzfilm, namens "Dance" eine Balettlehrerin gespielt. Es war meine erste Filmerfahrung und ich habe einige Ueberraschungen erlebt, mit denen ich nicht gerechnet hatte.

So mussten wir bereits morgens frueh um sieben Uhr antreten, was fuer mich bedeutete, dass ich um fuenf aufstehen und ohne Fruehstueck so schnell ich konnte, von zu Hause aufbrechen musste. Dort angekommen, hoffte ich natuerlich auf eine Tasse Kaffee, doch dieser Kaffee war nur fuer Japaner und Hongkonger bestimmt. Wir auslaendischen Kleindarsteller sollten uns mit Heisswasser begnuegen. Auch die Kekse durften wir nicht essen. Ziemlich ausgehungert habe ich mich dann aufs Mittagessen gefreut. Doch da kam schon der naechste Schock: Wir durften nicht von dem Bueffett essen, dass fuer die Japaner und die Hongkonger bestimmt war, sondern mussten bereits abgefuelltes, durcheinandergemischtes, zugeteiltes Essen essen. Auf meinen Protest hin wurde mir erklaert, dass ich viel mehr verdienen wuerde als meine chinesischen Kollegen, die aber auch das abgeteilte Essen essen mussten, und ich deswegen zufrieden sein solle. Wer viel verdient, braucht anscheinend nicht zu essen. Um auswaerts essen zu gehen waren die Pausen viel zu kurz.

Am Telefon wurde ich darum gebeten mit eigener Kleidung zu kommen, die moeglichst schick und exclusiv sein sollte. Schliesslich wuerden sich Balettlehrerinnen immer sehr huebsch anziehen. Obwohl ich hier viele wirkliche Balettlehrerinnen kenne, die normalerweise alle sehr einfach gekleidet sind, habe ich natuerlich mein bestes getan und mich in Schale geworfen. Zuerst wurden meine schicken roten Schuhe ausgewechselt, weil "einfach zu rot"…dann habe ich ein komplettes Outfit gestellt bekommen, das so konservativ und altbacksch aussah, als ob ich eine alte Jungfer aus dem letzten Jahrhundert spielen sollte anstatt eine moderne Balett Lehrerin. Die Haare wurden - passend dazu - zu einem Dud hochgesteckt. So sieht also eine japanische Balettlehrerin aus…?! Sehr interessant!

Naja, ansonsten war diese kleine Nebenrolle eine gute Erfahrung. Ich habe ein paar nette Leute kennengelernt und ueberhaupt: sowas macht mir schon Spass! Aber es ist mir auch mal wieder aufgefallen, dass ich immer noch sehr fremd in Asien bin.

Labels: , ,

Samstag, November 17, 2007

Auslaender in China

Seit acht Jahren bin ich eine Auslaenderin in China. Hat sich mein Lebensgefuehl dadurch veraendert? Eigentlich nicht. Auch in Deutschland habe ich mich immer gefuehlt wie ein Auslaender. Hier bin ich wirklich fremd, was irgendwie befriedigend ist, denn nun hat mein Aussenseitergefuehl endlich eine Begruendung.

Natuerlich bin ich anders als die Chinesen um mich herum! Kein Wunder, dass es da manchmal Missverstaendnisse oder Nichtverstehen gibt. Weder die Chinesen noch mich stoert das. Man verzeiht sich gegenseitig, schliesslich sind wir in verschiedenen Kulturkreisen gross geworden. So kann ich hier relativ relaxed meine Individualitaet ausleben.

In China Auslaender zu sein ist nach wie vor nicht besonders schwierig. Noch einfacher ist es, wenn man Chinesisch spricht. Man wird hier nicht nur toleriert, sondern oft sehr freundlich behandelt. Auch wenn in letzter Zeit doch auch einige grundsaetzliche Abneigungen gegen Amerikaner und Europaer zu spueren sind. Die Shanghaier moegen am liebsten sich selbst. Auch Chinesen aus anderen Teilen Chinas werden nicht so einfach aufgenommen. Gegenueber allen, die nicht zur Familie gehoeren, merkt man oft eine nicht ausgesprochene Vorsicht, man muss das nicht persoenlich nehmen. Mit ein bischen Geduld kann man sich auch die Herzen der kleibuergerlichsten Shanghaier erobern! Auf jeden Fall ist es hier nicht schlechter als in einer deutschen Kleinstadt.

Trotzdem habe ich auch nach acht Jahren nur wenige wirklich gute Shanghaier Freunde, die meisten Chinesen, mit denen ich befreundet bin, kommen aus anderen Teilen Chinas.

Labels: , , , ,

Samstag, November 03, 2007

Karaoke

Eine der beliebtesten Freizeitbeschaeftigungen in China ist das Karaoke. Dazu trifft man sich mit Freunden in einer der sogenannten Karaokebars. Man mietet dort ein Zimmer, bestellt Essen und Trinken und nach dem Essen singt die Gesellschaft vor dem Fernseher in Mikrofone. Das Ganze ist vor allem eins: Laut. Laut und sehr haesslich. Haesslich, da die Karaoke Videoclips oft nur computerproduzierte Midibands als Begleitmusik benutzen und viele Lieder vom musikalischen Niveau so etwa mit unseren Schlagern und Fahrtenliedern verglichen werden koennen. Damit sich die sonst eher schuechternen Menschen zu singen getrauen, wird ins Mikrofon gesungen. Was dann aus dem Mikrofon rauskommt, klingt alles gleich. Es gibt nur noch eine Maenner und eine Fruaenstimme, alle anderen Unterschiede werden weggemischt, bezw. weggehallt. So muss sich keiner wegen seiner spaerlichen Stimme genieren. Was aber sehr liebenswuerdig ist: die ansonsten musikalisch vollkommen ungebildeten Menschen singen mit einer Inbrunst und Begeisterung, die Laune macht.
Gestern war ich mit unseren Nachbarn Karaoke singen. Meine Ohren sind jetzt noch taub von dem Getoese, dass vom Laermpegel her etwa mit einer Disco verglichen werden kann. Aber ich habe auch mal wieder gemerkt, was fuer sympathische, begeisterungsfaehige Nachbarn ich habe. Haetten die als Kinder Gelegenheit gehabt ein Musikinstrument zu erlernen, koennten wir bestimmt wunderbar zusammen musizieren. Doch leider ist hier Musikunterricht immer noch ein Privileg fuer eine sehr, sehr kleine Minderheit.

Labels: , ,

Montag, Oktober 15, 2007

die Party

Am Samstag haben Jiangping und ich eine Party fuer unsere Nachbarn und Freunde gegeben. Wir haben einen Partyservice beauftragt das Essen und die Getraenke zu organisieren, und das Management unseres Wohnviertels hat uns den Partyplatz mit Barbeceau Equipment und Musikanlage samt einigen Arbeitern zur Verfuegung gestellt. Das Wetter hat sich fair verhalten, d.h., es hat nicht geregnet. Das Essen war gut.

Wenn ich nun trotzdem laestere, so sollte sich niemand davon abgeschreckt fuehlen, b i t t e !!

Also: ich habe natuerlich gedacht: wir essen erstmal und dann gehts los. So habe ich einige Spiele und viel Musik vorbereitet. Doch nachdem wir so zwei drei Stunden gegessen haben, wollten die meisten Leute nach Hause. Nur wenige waren fuer eine Tanzeinlage zu begeistern und als ich auch noch verlangte, dass einige sich fuer Spiele zur Verfuegung stellten, waren die Befragten so aengstlich und erschrocken, dass ich mein Vorhaben wieder aufgab.

Noch ein Problem machte mir zu schaffen. Es entstanden einige Gruppen von Leuten, die sich gut kannten und gerne miteinander sprachen, was ja sehr nett war. Nur: es gab auch einpaar unbekanntere Gaeste. Meine Versuche diese "Neulinge" mit den sich bereits kennenden Freunden zusammenzubringen, scheiterten. Die "fremden" Chinesen wollten sich naemlich nicht zu den bereits miteinander sprechenden Menschen setzen, sondern nahmen sich einen extra Tisch, den sie auch noch ausserhalb des Partyplatzes aufstellten. Dort blieben sie in aengstlichen Zweiergruppen sitzen. So sprach jeder nur mit seinen alten Bekannten.

Spaeter erklaerten mir anwesende Deutsche, dass diese Problematik typisch chinesisch sei. Doch sind die Deutschen besser? Zumindest wenn es um Tanzen und Spiele geht, sehe ich da keine grossen Unterschiede. Vielleicht liegt es eher an der Tatsache, dass die Menschen hier groesstenteils ueber 35 Jahre alte Ingenieure und Manager sind, die ihre sozialen Faehigkeiten zu Gunsten der Karriere bereits weitgehend aufgegeben haben. Da sind sich die chinesischen und die deutschen Shanghaier sehr aehnlich.

Trotzdem: ich finde es immer schoen mit lieben Menschen zusammenzusitzen, zu essen und zu reden. Da sind anderweitige Aktivitaeten auch gar nicht so wichtig. Insofern war es ein sehr erfreulicher Abend!

Labels: ,

Samstag, Oktober 06, 2007

Die andere Seite

Die andere Seite ist im Osten. Wir unterqueren den Fluss durch einen engen Tunnel mit dem Auto. Jetzt sind wir in Pu Dong. Den Jingmao Tower neben uns verlassen wir das Auto und rennen ueber einige vom Rot-Gruen Licht durcheinandergebrachten Kreuzungen. Wir erreichen den Fluss durch eine Art Gartentor. Meine Schwiegermutter und unsere Ai folgen uns mit Muehe.


Wir essen italienisch im Lavazzo, blicken dabei auf den Fluss und die farbigen Lichter am anderen Ufer. Trotz all dem Leuchten um uns herum, fuehle ich mich niedergedrueckt. Wir erledigen unseren Ausflug wie eine Pflichtuebung. Das Einzige, was wir noch koennen, ist viel Geld auszugeben.


Doch wo ist diese Entdeckerfreude von vor acht Jahren geblieben? Als wir gerade in Shanghai ankamen, haben Jiangping und ich mit Begeisterung die neue Umgebung genossen. Wir waren euphorisch und fast pausenlos in Feiertagslaune. Wo ist unsere Freude geblieben?

Labels: , , , ,

Montag, Oktober 01, 2007

Der Feiertag

Der 1.te Oktober ist ein Feiertag. Mein Mann und ich sind mit meiner Schwiegermutter zu Dong Fang Lue Zhou gefahren, ein Sportpark etwa eine halbe Autostunde von unserem Haus entfernt.


Nachdem wir einen Parkplatz und eine Toilette gefunden haben, kauften wir die Eintritts Tickets und begaben uns unter die durch den Park patroulierenden Volksmassen. Jiangping spendierte Kokoseis, das wir auf einer Bank verzehrten.


Es war heiss.
Es gibt in diesem Park eine Menge Uebungsmoeglichkeiten, um seine Ueberlebensfaehigkeit zu trainieren. Zum Beispiel die Flussueberquerung:

Fuer Anfaenger:


Fuer Fortgeschrittene:


Und fuer Profis:


Erstaunlich, wie geschickt die meisten Menschen hier sind. Ich habe mich aufs Zuschauen konzentriert, da mir solch eine Ueberquerung (mit Gegenverkehr) wahrscheinlich ein unfreiwilliges Bad im Fluss beschert haette und ich meine Kamera nicht ruinieren wollte.

Labels: , , , , ,

Sonntag, August 12, 2007

chinesische Gartenzwerge

Heute moechte ich Euch ein paar chinesische Gartenzwerge vorstellen. Sicher wollt Ihr wissen, was der Unterschied zwischen chinesischen und deutschen Gartenzwergen ist? Ich glaube, die Chinesen stellen sich am liebsten Tiere in den Garten. Auch kuenstliche Vogelnester sind hier zu sehen. Aber auch einen Polizisten und einen bayrischen Bauern konnte ich entdecken. Schaut am besten selbst:

Wenn mans schon in der Wirklichkeit kaum noch findet....ein kuenstliches Vogelnest!


Ein Huehnerehepaar beim Shopping..


Der Polizist..


der Bauer




der Hund fuer die Zeitung...


Dieser skurile Frosch scheint seinen Hausherrn zum taeglichen Joggen animieren zu wollen...


Kaninchen und zwar nicht zum Essen!

So machen es die Shanghaier am liebsten wie die Schwaben. Schaffe, schaffe Haeusle baue, Kinder kriegen und dann die Gartenzwerge liebevoll im Garten verteilen ....

Labels: , ,

Donnerstag, August 02, 2007

chinesische Schwiegermuetter und andere Probleme

Chinesische Schwiegermuetter sehen es als ihr natuerliches Recht an, im Hause ihres Sohnes leben zu duerfen. Meine Schwiegermutter will jetzt auch zu uns ziehen. Es gibt da keine Diskussion. `Das kann man nicht aendern, da muessen wir mit einverstanden sein`, sagt mein Mann. Obwohl meine Schwiegermutter eine eigene huebsche Wohnung hat und wir bereit waeren ihr noch eine zweite Wohnung zu kaufen…doch das will sie nicht.

Ich werde im Laufe der Zeit ueber das Zusammenleben mit meiner Schwiegermutter berichten.

Vorerst habe ich noch etwa zwei Wochen Ferien. Mein Mann ist nach Deutschland geflogen und meine Haushaelterin darf Urlaub machen. Fuer mich eine seltene Chance mal ein bischen alleine sein zu koennen. Die Tatsache, dass ich immer wieder gerne mal alleine bin, stoesst hierzulande im Allgemeinen auf Unverstaendniss. Meine Schwiegermutter wollte urspruenglich schon im Juli einziehen und es war nicht so einfach fuer mich, mir diese kleine Schnaufpause zu organisieren. Mein Mann hatte ihr offensichtlich erzaehlt, dass auch ich nach Deutschland fliege. Leider hat er mir das aber nicht gesagt. Prompt kam heute morgen ein Anruf aus Nimbo, der Stadt, wo meine Schwiegermutter zur Zeit lebt. Meine Schwaegerin erkundigte sich nach unserem Deutschland Besuch und war sehr ueberrascht, mich in Shanghai ans Telefon zu bekommen. War das etwa ein Kontroll Anruf? Derartige Dinge sind anstrengend. So denke ich, dass viele Unfreiheiten hausgemacht sind. Egal in welchem politischen System wir leben: es sind die Menschen, die sich gegenseitig das Leben schwer machen!

Labels: , , , , ,