Freitag, Oktober 31, 2008

ein oesterreichischer Hausbesitzer in Shanghai

Ich sitze gerade am zweiten Tag Dauerregen bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit vor meinem Computer, der jederzeit seinen Geist aufgeben kann, denn soviel nasse Luft moegen die Rechner gar nicht. Ich versuche mit Hilfe der Klimaanlage die Luft zu trocknen, weiss aber nicht, ob ich auf warm oder kalt stellen soll. Die natuerliche Temperatur ist 21 Grad. Stelle ich auf kalt, muss ich mir Skiunterwaesche anziehen, benutze ich die Heizung, schwitze ich. Also doch lieber die Heizung. Unsere Betten sind nachts so feucht, dass wir uns ungemuetlich fuehlen. Seitdem ich hier bin, kann ich mich nicht erinnern jemals ein so regenreiches Jahr erlebt zu haben. Mein Gaertner kann sich freuen! Er sollte mir eigentlich alle zwei bis drei Tage die Wiese und die Pflanzen giessen, damit nichts vertrocknet, doch dieses Jahr kann er seinen Lohn kassieren ohne dafuer viel arbeiten zu muessen. Wobei wir gleich beim Thema waeren:

ein oesterreichischer Hausbesitzer in Shanghai

Ausser Jiangping und mir gibt es auch noch ein paar andere Auslaender, die sich in Shanghai dauerhaft niedergelassen haben. Gegenueber unserem Transformatorenhaeuschen hat sich ein Oesterreicher ein Haus gekauft und es kompromisslos nach seinen Vorstellungen umgebaut. So hat er dreissig Meter in die Erde gegraben, um die Erdwaerme fuer Heizung und Warmwasser benutzen zu koennen. Ausserdem hat er Rollaeden und Regenrinne montiert, die es hier normalerweise nicht gibt und das ganze Haus nach modernsten Gesichtspunkten isoliert. So kann er viel Energie sparen.

Dieser Mann ist in Shanghai etwas Besonderes. Obwohl zum Beispiel das Autowaschen bei uns in Xin Qiao mit allem drum und dran nur zehn RMB (also ein Euro) kostet, waescht K. seine Autos (zwei Autos: eines fuer seine Frau und eines fuer ihn) selber und zwar am liebsten am Sonntag. Wenn er mit dem Autowaschen fertig ist, faengt er an im Garten zu arbeiten und maeht sogar den Rasen mit einem selber gekauften Rasenmaeher. Dabei kriegen wir die Wiese kostenlos vom Management rasiert! Wer arbeitet hier schon selber? Die reichen Chinesen eher nicht.
Abends sitzt der Oesterreicher dann mit seinen Freunden auf der typisch alpenlaendisch anmutenden Holzterasse, grillt Fleisch und schaut auf einer riesigen Aussenleinwand Fussball. Nachts werden die Rollaeden runtergelassen.

Eines ist sicher: in China sind solche Verhaltensweisen sehr selten! Und sie werden nachgeahmt! So hat eine andere chinesische Familie, die gleich daneben wohnt, sich auch eine Regenrinne montieren lassen und andere Nachbarn – ebenfalls Chinesen – waschen nun ploetzlich am Wochenende selber das Auto. Auch die Holzterassen und das Grillen von Fleisch wird hier allmaehlich populaer. Da sieht man was ein Mensch bewirken kann.

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Dienstag, Oktober 28, 2008

Die "Label" sind wieder benutzbar

wer meinen Blog gerne nach Kapiteln, bzw.Kategorien lesen moechte, kann das nun wieder. Ich habe heute bemerkt, dass bei einigen Kategorien die Links nicht funktioniert haben und nun (hoffendlich) alles repariert.

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Der Milchskandal und Veronika

Ich will hier nicht ueber die allgemeinen Folgen wie die kranken und gestorbenen Kinder schreiben, denn das tut bereits die offizielle Presse. Was ich hier schreibe, sind nur die unmittelbaren Auswirkungen , die ich selber erlebe und das ist natuerlich – verglichen mit dem Aussmass der Katastrophe – nicht viel.

Mein eigenes Leben hat sich seit dem Bekanntwerden der Milchverschmutzung sowieso nicht sehr veraendert. Ich habe keine Kinder fuer deren Gesundheit ich verantwortlich bin. Nun habe ich auch schon neun Jahre lang taeglich etwa einen halben Liter chinesische Milch getrunken (Marke Guangming) und dazu regelmaessig chinesisches Jogurt gegessen. Was liegt da naeher, als einfach weiter zu essen und zu trinken? Ich denke mir , dass jetzt – nach dem Skandal - die Kontrollen hoffendlich gewissenhafter durchgefuehrt werden. Beunruhigend ist allerdings, dass meine chinesischen Freunde nur noch die teure, auslaendische Milch kaufen oder gar keine Milchprodukte mehr zu sich nehmen.

Haette ich das Gefuehl, dass es sinnvoll waere komplett auf Milchprodukte zu verzichten, wuerde ich das natuerlich auch machen. Aber wer sagt mir denn, dass es nicht morgen oder uebermorgen einen neuen Skandal mit anderen Lebensmitteln gibt? Auch in Deutschland gab es schon diverse Lebensmittel Skandale, man denke nur an den Gammelfleisch Skandal von vor zwei Jahren. Wir koennen uns nicht so einfach schuetzen, es sei denn, wir verzichten komplett auf Essen, Trinken und Atmen. Ich glaube, nicht einmal ein Umzug koennte helfen. Denn auch in anderen Laendern gibt es gewissenlose Leute, die mit ihrem ignoranten und egoistischen Verhalten die Menschheit ruinieren. Und es dauert immer viel zu lange, bis solche Skandale endlich an die Oeffentlichkeit gebracht werden.

Interessanterweise hat mir eine Freundin genau zur passenden Stunde das passende Buch in die Hand gedrueckt: Paulo Coelho: Veronika beschliesst zu sterben :
Eine Frau wird wegen einem missglueckten Selbstmord Versuch in die Psychiatrie eingeliefert und dort von einem Arzt behandelt, der eine neue Technik ausprobiert: Heilung durch Todesangst! Er spritzt Veronika ein Mittel, dass einen nahenden Herzinfarkt vortaeuscht und erklaert ihr, dass sie innerhalb der naechsten Woche sterben muesse, weil sie durch ihren Selbstmordversuch mit Schlaftabletten ihr Herz unheilbar geschaedigt habe. Im Angesicht des Todes wird Veronika nun so langsam sich selbst bewusst und entdeckt ihre Lebensqualitaet. Sie verliebt sich, geniesst es Klavier zu spielen und ihre Gefuehle auszudruecken und flieht schliesslich mit ihrem Geliebten aus der Anstalt. Die Moral von der Geschichte: lebe! Und die zweite Moral von der Geschichte: akzeptiere dich selbst und hoere nicht auf, Deine Meinung zu sagen und dich selbst in die Gesellschaft einzubringen.

Naja, ich bilde mir ein, dass ich diese Moral schon lange kapiert habe (selbst auf die Schulter klopf) – naemlich bereits vor Jahren als ploetzlich einige nahe Familienmitglieder kurz hintereinander an Krebs erkrankten und starben. Diese Krebserkrankungen sollen ja auch teilweise eine Folge von Umweltverschmutzung sein und haben auf der ganzen Welt sehr zugenommen.

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Montag, Oktober 27, 2008

The Bobs : Das Rating hat begonnen!

Heute, am 27ten Oktober beginnt der Endspurt und das Rating fuer die Blog Awards 2008. Ihr koennt einen Monat lang auf der Webseite der deutschen Welle Euch die nominierten Blogs anschauen und dann voten. Mein Blog gehoert bereits zu den elf Blogs, die fuer den besten deutschen Weblog ausgewaehlt wurden. Natuerlich wuerde ich mich sehr freuen, wenn Ihr fuer meinen Blog voten wuerdet. Ihr koennt dazu einfach den Link in der Sidebar verwenden oder Hier klicken.

30.10.2008: Haha, ich habe erst jetzt gemerkt, dass das Rating mit dem Voting nichts zu tun hat und zweierlei Dinge sind. Wenn Ihr mir die fuenf Sterne gebt und nette Kommentare schreibt, freue ich mich zwar auch, aber wenn Ihr wirklich fuer mich voten wollt, muesst Ihr erst noch W A E H L E N gehen

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Donnerstag, Oktober 23, 2008

Rettet das Internet!(www.rettet-das-internet.de)

Ich bin gerade durch das Forum "Internet" der Sueddeutschen Zeitung auf eine Internet Seite aufmerksam gemacht worden, die genau die Probleme anspricht, die mir schon lange im Kopf herumgehen.

Das, was das Internet so sinnvoll und faszinierend macht, ist die Arbeit all der vielen nicht-commerziellen Webmaster. Aus Idealissmus und Freude an der Sache sind Menschen bereit, kostenlos ihre Faehigkeiten und ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfuegung zu stellen mit dem Ergebniss, dass das Internet zur besten und demokratischsten Informationsquelle heranwaechst. Doch einigen wenigen Leuten passt das nicht ....

"Das Internet wurde aufgebaut von Millionen freien, quasi ehrenamtlichen Webmastern, die mit großem Einsatz und Fleiß, teils kleine, teils große Bausteine zu einem riesigen Mosaik von Homepages, Daten- und Linksammlungen zusammensetzten, und die großartigste und gleichzeitig demokratischste Informations-Institution aller Zeiten schufen.

Jetzt aber versuchen einige wenige Leute, das freie Internet ihren persönlichen, kommerziellen Interessen zu unterwerfen und alles beiseitezufegen, was diesen Interessen im Wege steht. Ihr Ziel ist es, sämtliche Veröffentlichungsrechte in wenigen Händen zu konzentrieren, und jeglichen freien Daten- und Informations-Austausch zu unterbinden." (Zitat:Rettet-das-Internet.de)


Besitzt Ihr eine Homepage, besucht Ihr gerne Funpages,
inseriert Ihr bei Ebay, verwendet Ihr Tauschbörsen ???

Spätestens seit Inkrafttreten des neuen Urheberrechts befinden wir uns ALLE mit einem Bein im Gefängnis! Besucht "Rettet das Internet" und macht Euch klar, wie absurd die Situation ist, die da von Konzernlobbies und einem willfährigen Gesetzgeber geschaffen wurde. Informiert Euch und leistet Widerstand!

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Mittwoch, Oktober 22, 2008

Be confident – younger how many years?

Eine Shanghaier Fernsehsendung laedt 50 bis 60 jaehrige Frauen zu einer oeffentlichen Schoenheits und Gesundheitsberatung ein. In der Sendung werden die Beratungsgespraeche beim Arzt, im Beautysalon, bei der Modeberaterin und beim Friseur gezeigt und am Ende das vorher und nachher miteinander verglichen.

In jeder der 30 Minuten dauernden Sendung werden zwei Frauen vorgestellt. Eben gab es bei einer der beiden Kandidatinnen einen aussergewoehnlichen Zwischenfall:
Der Ehemann hat offensichtlich einen Moderator damit beauftragt, seiner Frau eine oeffentliche Mahnpredigt zu halten. Der Moderator sagte etwa folgendes: “Dein Ehemann moechte Dir hiermit sagen: Du bist zu dick. Solange Du Dir weiterhin immer in die Tasche luegst, kannst Du Dich nicht aendern. Und Du musst Dich aendern, wenn wir zusammen bleiben wollen. Es ist das letzte Mal, dass ich Dir das sage: Egal wie huebsch Du auch heute hier im Fernsehen gemacht wirst, Du kannst damit nicht unsere Beziehung retten. Und Du musst endlich einsehen: das ist zu mindestens 70, wenn nicht sogar 80 Prozent Deine eigene Schuld.” Leider hat sich der Moderator in keiner Weise von den Worten des Ehemannes distanziert.
Die Frau war offensichtlich von dieser Mitteilung voellig ueberrascht und hatte Muehe ihre Traenen zurueckzuhalten. Entsprechend wirkte sie waehrend der ganzen Sendung sehr ungluecklich und unsicher. Wen wundert es da, dass auch die “Verschoenerung” nicht wirklich gelang? Man ueberredete sie zu einem folkloristischem Outfit in Blau und Weiss, schnitt die langen Haare kuerzer und machte eine uebertriebene, afrikanische Dauerwelle. Mit dem grell-roten Lippenstift sah es aus, als ob eine fuenfzigjaehrige versucht so auszusehen wie fuenfzehn. Spaeter fragte man einige im Publikum sitzende Familienmitglieder oder Freunde, wie ihnen das neue Outfit gefalle. Und obwohl ich in den Gesichtern Enttaeuschung und Entsetzen sehen konnte, sagten natuerlich alle, dass die Dame nun viel, viel juenger und huebscher aussehe als frueher. Und ich fuehle mich nach dieser Sendung als Zeuge einer Demuetigung und seelischen Misshandlung. Diese Kandidatin war offensichtlich ungluecklich und eine derartige Schoenheitsberatung mit dem entsprechend fiesen Beitrag des wahrscheinlich bald Ex-Ehemannes einfach nur gemein. Ironischerweise heisst diese Sendung aber: be confident!

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Die Geschichten meiner Haushaelterin Nr.1

Meine Ai – so nennen wir hier die Haushaelterinnen – erzaehlt mir jeden Tag Geschichten. Wahrscheinlich bin ich ja ihre wichtigste Gespraechspartnerin, denn wir sind immerhin mehrere Stunden am Tag zusammen und essen sogar gemeinsam.

Oft sind es traurige Geschichten von armen Menschen, die kaum wissen, wie sie ueber die Runden kommen sollen. Heute hat sie mir eine - wieder mal sehr traurige -Katzengeschichte erzaehlt, die sie gerade erlebt hat.

In ihrer Nachbarschaft hatte eine Katze Junge bekommen. Irgendjemand - wahrscheinlich die Tochter, die es besonders gut machen wollte - , hatte beide Katzenkinder in einen winzigen Karton gelegt und - damit sie es besonders gemuetlich haben – die Tiere sogar noch mit einem Stueck Stoff bedeckt. Der Kasten war so klein, dass die Katzenmutter nicht hineinsteigen konnte, um ihre Jungen zu saeugen. Die Katzenkinder schrieen pausenlos nach ihrer Mutter, doch niemand kam auf die Idee, dass eventuell der Kasten zu klein und zu hoch sein koennte. Die Katzenmutter musste mit anhoeren, wie ihre Kinder verhungern, dabei hatte sie Milch und hat stundenlang verzweifelt versucht zu ihren Jungen zu gelangen. Und niemand hat ihr geholfen! Dabei waere es so einfach gewesen die Katzenkinder zu retten. Meine Ai, die untertags bei mir arbeitet, war auch nicht da, um zu helfen. Als sie abends nach Hause kam, waren die jungen Katzen gestorben und die Katzenmutter weinte. Katzen koennen richtig weinen, ich habe das auch schon gesehen. Wenn ich solche Geschichten hoere, muss ich auch weinen. Einfach weil die Menschen unglaublich dumm sind. Und jetzt soll bitte keiner sagen, dass so etwas nur in China passiert.

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Donnerstag, Oktober 16, 2008

Kommunikation und Gefuehl oder meine Katzen sind manchmal stinkesauer

Wenn meine Nachbarn mal wieder zur Abwechslung ihr Haus in die Luft sprengen und dabei einige unserer Fensterscheiben und ausserdem noch zwei Unbeteiligte um ein Haar ihr Leben verlieren, dann freue ich mich darueber, dass Kommunikation mehr ist, als nur mit Hilfe von Sprache transportierte Mitteilung. Im Gegenteil: Kommunikation beginnt dort, wo die Sprache noch keine Gelegenheit hatte. Wahrscheinlich fuehlen sich deswegen viele Menschen so gluecklich, wenn sie in ferne Laender verreisen. Mangels Sprachkenntnisse muessen sie endlich einmal ihre Gefuehle zeigen und das verwirklichen, was ihnen im eigenen Land die Hemmungen verwehren: Kommunikation!

Wer nicht versteht, was ich hier meine, sollte mich besuchen und sich meine beiden Katzen mal genauer anschauen: beide weiss wie frischgewaschene Hemden aber so verschieden wie Brokoli und Spinat. Und beide haben ihre ganz persoenliche Art sich auszudruecken. Schneeli ist die Saengerin unter den Katzen. Ihre Stimme kennt unendliche Nuancen und sie ahmt uns sogar im Tonfall nach. Jeder kann deswegen verstehen, wenn sie mal mehr oder weniger energisch um Futter bittet oder sich das Fenster oeffnen lassen moechte. Pangmimi ist anders. Sie hatte frueher ihre Stimme gar nicht benutzt und sich benommen wie ein Kaninchen. Wenn sie Futter wollte, sass sie stundenlang stumm vor dem leeren Napf, bis sie endlich von mir bemerkt wurde. Doch Katzen sind lernfaehig und Pangmimi hat eines Tages beschlossen das Sprechen zu lernen. Leider schafft sie aber nur wenige immer ziemlich gleich klingende Miaus. Egal ob sie Futter will oder auf den Tisch gehoben werden moechte (Mimi kann nicht springen) immer sagt sie es auf dieselbe Weise. Doch weil mich nun beide Katzen anmiauen, bin ich manchmal etwas ignorant und tue so, als ob ich nichts gehoert haette. Das aergert aber meine Katzen!! Wer haette das gedacht? Die werden richtig sauer, reden mehrere Tage gar nicht mehr mit mir, drehen den Kopf weg, wenn ich mit ihnen spreche, lassen sich nicht mehr streicheln – kurz: sie ignorieren mich so gut sie koennen und sogar das leckerste Futter hilft dann erstmal nichts mehr. Mimi neigt zur stummen Trauer und verschlaeft den Frust ueber ihren nicht sehr erfolgreichen Miau-Versuch im hintersten Winkel unterm Sofa. Das tut mir natuerlich besonders leid. Naja, gluecklicherweise hat sie mir inzwischen wieder verziehen. Die Geschichte ist schon einige Tage her und ich habe daraus gelernt, dass ich unbedingt die mehr oder weniger hoeflichen Bitten meiner Vierbeiner respektieren und beantworten muss.

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Dienstag, Oktober 14, 2008

Die internationale Musikmesse in Shanghai

Seit einigen Jahren gibt es in China zwei internationale Musikmessen. Im Mai in Peking und im Oktober in Shanghai. Ich habe dieses Jahr die Messe in Shanghai besucht. Dort habe ich mich vorallem ueber die deutschen Musikverlage gefreut, die dort ihre Noten ausgestellt haben. Sowas braeuchten wir hier das ganze Jahr ueber! Dagegen glaube ich, dass die internationalen Gitarrenbau Firmen hier nur wenig Chancen haben. Die meisten Firmen lassen ihre Instrumente ja sowieso schon in China produzieren, verkaufen sie dann aber etwa fuenfmal so teuer wie die gleichguten Instrumente chinesischer Hersteller. Witzigerweise werden die Gitarren verschiedener Hersteller hier oft in einer einzigen Fabrik produziert. Je nachdem welches Edikett dann spaeter hineingeklebt wird, kann man dann dasselbe Instrument teurer oder weniger teuer kaufen. So habe ich eine ausgezeichnete Ovation Gitarre von der Firma Aria (Aria ist eine chinesische Marke), die mich umgerechnet nur 300 Euro gekostet hat. Dasselbe Instrument gibt es aber auch von Farida (ebenfalls eine chinesische Marke) fuer etwa 500 Euro und von einigen spanischen Firmen fuer entsprechend noch mehr Geld. Neben den vielen internationalen Herstellern und Verlagen gab es auf dieser Messe auch eine Reihe interessanter Shows.
So waren dort zwei chinesische Amerikanerinnen, die sich wahllos aus der Menschenmasse ein Schlagzeug Orchester zusammengesucht haben. Mit diesen bunt zusammengewuerfelten, neugierigen Leuten haben die Damen dann richtig toll getrommelt. Da hat nicht nur das Mitmachen, sondern sogar das Zuhoeren Spass gemacht! 

Aus Deutschland kam unter Anderen auch die Rapp Gruppe “Spontanplastik” und mein Freund Sven Kuehbauch mit seiner Rockgitarren Show.

Mehr zum Thema koennt Ihr auf Guitarshanghai lessen.

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Freitag, Oktober 03, 2008

Meinungsfreiheit oder Selbstbetrug? Durch wen eigentlich werden wir in unserer Meinungsfreiheit vorallem eingeschraenkt?

Eines der vielen Vorurteile, die westliche Menschen oft haben, ist die Ueberzeugung in einem sogenannten demokratischen Land uneingeschraenkt seine Meinung aeussern zu koennen, waehrend in asiatischen Laendern, besonders in China man seine Meinung nicht so einfach sagen kann.

Doch ist das wirklich so? Auch in Laendern, die lauthals “Meinungsfreiheit” propagieren, kann man ganz schoen Aerger kriegen, wenn man seine Meinung sagt!

So einfach ist es leider doch nicht mit diesem zur Mode gewordenen Begriff. Wir haben zwar die Freiheit unsere Meinung zu sagen, doch die Konsequenzen muessen wir auch ertragen koennen, sonst gibt es diese Meinungsfreiheit nicht. Und zwar nirgends! Auch nicht in Deutschland.

Fange ich zum Beispiel an, ueber meine Freunde , Familienmitglieder oder Nachbarn zu schreiben und dabei z.B. irgendwelche Unstimmigkeiten oder Peinlichkeiten an die Oeffentlichkeit zu bringen - dann kann mein Leben ganz schoen ungemuetlich werden, auch wenn das, was ich schreibe, in keiner Weise politisch ist und keine Regierung auf dieser Welt jemals stoeren wird. Das ist ueberall so - egal in welchem Land oder System. Wir sind alle nur Menschen. Also werde ich mir – auch wenn ich in Deutschland oder einem anderen westlichen Land lebe – genau ueberlegen wie ich was schreibe oder sage und vieles, was eigentlich gesagt werden koennte, bleibt wahrscheinlich aus Ruecksicht auf die lieben Naechsten doch lieber ungesagt?

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten von Meinungsfreiheiten in den verschiedenen Laendern besteht vorallem in der Wahrnehmung dieses Problems. Waehrend man sich im Westen verzweifelt vormacht, im besseren mit mehr Meinungsfreiheit ausgestatteten Land zu leben und seine Meinung uneingeschraenkt aeussern zu duerfen, tut man es unbewusst aber doch oft nur, wenn man dabei eh nichts zu befuerchten hat und dann oft ziemlich plump, direkt und uneffektiv.

Hier in China dagegen weiss jedes Kind, dass es bei dem, was es sagt, auch an die Konsequenzen denken sollte, also daran, wie sich der Gegnueber fuehlt und was die Worte bewirken koennen. Die Menschen sagen trotzdem ihre Meinung – aber nur, wenn sie auch wirklich eine haben, die so wichtig ist, dass sie gesagt werden muss. Und sie sagen ihre Meinung mehr einfuehlsam und darauf bedacht, niemanden blosszustellen oder zu verletzen. Ist das falsch?

Alles hat seine zwei Seiten. Viele Chinesen moechten, dass in China die Menschen so direkt und unbedacht wie die Europaeer ihre Ansichten aeussern koennen. Vorallem die Chinesen, die lange Zeit im Ausland gelebt haben, bemuehen sich, moeglichst klar und unumwunden ihre Meinung zu sagen und sind uns da in diesem Punkt inzwischen schon sehr aehnlich geworden.

Doch durch die einseitige Berichterstattung ueber China in der westlichen Presse und die offensichtliche Arroganz vieler Expats in China, hat der urspruengliche Reiz, den die unbefangene Art der Europaer auf einige Chinesen ausgeuebt hat, sehr verloren. In China hat man gemerkt: Die Amerikaner und Europaer benutzen das Wort “Meinungsfreiheit” als Propaganda Mittel, aber sind weit davon entfernt, wirklich so tolerant und aufgeschlossen zu sein, wie sie sein muessten, damit diese Meinungsfreiheit mehr sein kann, als nur ein Selbstbetrug.

Aber was hat das alles mit der politischen Meinungsfreiheit zu tun? werden Einige denken. Doch ich glaube, dass es sich mit der politischen Meinungsfreiheit genauso verhaelt wie mit der Meinungsfreiheit im privaten Bereich. Wer ernstgenommen werden will, muss sich ueber die Wirkung seiner Worte Gedanken machen. Und wer zu sehr ins Fettnaepfchen tritt, wird auf jedenfall auch Konsequenzen zu spueren bekommen, und zwar nicht nur in China. Umgekehrt kann man auch in China seine Meinung sagen, wenn man die richtige Art und Weise findet.

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