Sonntag, Juni 28, 2009

Tampons in China

Das Thema Menstruation ist vielleicht nicht jedermanns Sache (ich entschuldige mich hier bei meinen maennlichen Lesern, die diesen Artikel ja nicht anschauen brauchen), aber durchaus interessant, denn es wird in China ganz anders gesehen als in Deutschland, wie Ihr ja schon aus meinem PostSport und Menstruationwisst.

Chinesische Frauen versuchen waehrend ihrer Periode koerperliche Anstrengungen zu vermeiden und koennen auch keine gekuehlten Speisen und Getraenke zu sich nehmen, da dies angeblich Bauchschmerzen verursachen soll. Und noch erstaunlicher ist fuer mich die Tatsache, dass die meisten Frauen sich keine Tampons zu benutzen getrauen. Das finde ich selber unglaublich witzig und obwohl ich diese Tatsache schon seit Jahren weiss, habe ich lange Zeit gedacht, dass ich mich irre. Doch es ist wirklich so: Chinesische Frauen glauben groesstenteils, dass man sich mit Tampons Infektionen zuziehen kann und ausserdem trauen sie sich nicht, die Tampons in die Scheide zu schieben, denn sie wollen da nichts kaputt machen. Ich habe schon mit vielen Frauen ueber dieses Thema gesprochen und uebertreibe wahrscheinlich nicht! Von allen meinen Freundinnen und Bekannten koennen nur meine Ballett Lehrerinnen und eine Aerobiclehrerin die Tampons benutzen.

Weil aber nur sehr wenige Frauen Tampons benutzen, gibt es diese meistens auch nicht in den normalen Supermaerkten zu kaufen. Jedesmal muss ich also entweder zu Watsons oder zu Carefoure gehen, um mich mit Nachschub einzudecken, was ich sehr aufwendig finde. Man stelle sich so was mal in Deutschland vor: undenkbar!!

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Freitag, Juni 05, 2009

Betrug im Internet: ein Beispiel

Ich bekomme einen Anruf von der chinesischen Telekom, dass mein Telefon jetzt stillgelegt wird. Fuer Einsprueche und Fragen solle ich die „1“ waehlen. Das mache ich. Dort bittet man mich um etwas Geduld, man muesse mal kurz nachschauen. Ahja, stimmt. Aber es handelt sich dabei nicht um das Telefon, dass ich gerade benutze, sondern um meinen Anschluss in der Wohnung im Baoshan Bezirk. „Ich habe dort aber keine Wohnung und auch kein Telefon“ erwidere ich etwas genervt. „Moment mal: Sie sind doch die sowieso......Aber dieser Anschluss in Baoshan wurde auf ihren Namen angemeldet!“ Nach einigem hin und her bietet die Telekom mir an, meinen „Fall“ an die Polizei weiterzuleiten, schliesslich werde mein Name missbraucht. Ich solle jetzt das Haus nicht verlassen, die Polizei wuerde sich gleich wegen weiterer Nachforschungen bei mir melden. Und wirklich: ein paar Minuten spaeter ruft die Polizei vom Baoshan Distrikt bei mir an. „Haben Sie irgendwann mal ihren Pass kopieren lassen?“ fragt der Beamte mich. „Natuerlich, muss ich doch!“ antworte ich.
In China muessen naemlich alle Auslaender eine Kopie ihres Passes bei der oertlichen Polizei und beim Wohnviertl Management hinterlegen. Ausserdem wurde mein Pass schon unzaehlige Male bei anderen Gelegenheiten kopiert. Es ist auch so, dass hier fuer viele Angelegenheiten die Kopie des Passes genuegt. So kann man mit der Kopie eines Passes zum Beispiel eine Wohnung mieten, ein Telefon anschliessen lassen, ein Bankkonto eroeffnen und noch vieles mehr. Meine Schwiegermutter und auch meine Haushaelterin benutzen grundsaetzlich nur Passkopien, um das Original zu schonen.

Kurz: der Beamte erklaerte mir, dass also jemand die Kopie meines Passes missbraucht habe, um a) eine Wohnung im Baoshan District zu mieten (er hat mir sogar die genaue Adresse gesagt) und dort ein Telefon anschliessen zu lassen. Ausserdem wuerden mehrere Konten unter meinem Namen gefuehrt. Ich musste dann feststellen, dass ich auch diese Konten nicht selber eroeffnet habe. Ob ich keine Angst haette, dass dieser Betrueger nun mit der Kopie meines Passes auch auf meine richtigen Konten zugreife? Klar, hatte ich Angst. So empfahl mir der Beamte mein Geld auf ein spezielles Sicherheitskonto zu ueberweisen. Er wuerde mir helfen, mit der Agrarcultur Bank Kontakt aufzunehmen und moeglichst rasch die notwendigen Schritte einzuleiten. Ausserdem machte er mich darauf aufmerksam, dass die Polizei bereits wegen meinem „Fall“ ermittele und dass ich waehrend der Ermittlungen Schweigepflicht haette.

Ich war misstrauisch. „Wenn mein Fall wirklich so wichtig ist, warum kommt ihr denn dann nicht persoenlich bei mir vorbei? Woher soll ich denn wissen, ob Sie wirklich von der Polizei sind?“ „ Kennen Sie die Nummer 114?“ fragte mich der Beamte. Die Nummer 114 ist in China die Telefon Auskunft. „rufen Sie dort an und fragen Sie nach der Nummer von der Polizei Station im Baoshan Distrikt“ . Das habe ich gemacht und dann festgestellt, dass die Nummer, die die Telefonauskunft mir gesagt hat, genau mit der Nummer in meinem Telefon Display uebereinstimmt. Daraus schloss ich, dass der Beamte also wirklich von der Polizeistation in Baoshan angerufen hat. Nachdem ich alle Telefonnummern (China Telekom, Polizeistation und Agricultur Bank) nachgeprueft hatte und festgestellt hatte, dass sie mit den Nummern, die mich angefufen haben uebereinstimmen, fing ich langsam an die Geschichte zu glauben. Spaeter hat mir dann die richtige Polizei gesagt, dass es sich bei dieser Geschichte, um einen in China inzwischen ziemlich populaeren Internet Betrug handele. Die Telefonnummern koennen mit einer Computersoftware gefaelscht werden. Da es in China falsche Paesse wie Sand am Meer gibt, bleiben solche Internet Betrueger unentdeckt. Denn das sogenannte Sicherheitskonto ist mit einer Passkopie, beziehungsweise mit einem gefaelschten Pass eroeffnet und so kann der Besitzer nicht ermittelt werden.

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Sonntag, Mai 31, 2009

Ein trauriges Nachmittags Erlebniss

Mein Handy klingelte. „ich bin xiao sowieso, wir haben uns kuerzlich im Bus kennengelernt und jetzt stehe ich gerade vor deiner Haustuer. Ich moechte dir meine selbstgemachten Zunzen zum Versuchen vorbeibringen.“

Ich hatte den ganzen Vormittag unterrichtet und mich auf einen entspannten Nachmittag alleine zu Hause gefreut. Ausserdem konnte ich mich weder an die Stimme noch an den Namen erinnern. „Wer bist Du? Ich kann mich ueberhaupt nicht an dich erinnern und ausserdem haben wir uns nicht verabredet. Ich will mich jetzt nicht mit jemandem treffen“ antwortete ich ziemlich unfreundlich. Dann ueberlegte ich es mir doch anders. „okay, wart kurz, ich mach auf, ich moechte wenigstens wissen, wer du bist.“ Vor mir stand eine sehr sympathische Chinesin und nach und nach kam dann auch meine Erinnerung auf die Spruenge. Natuerlich habe ich mich entschuldigt und die Frau mit viel Muehe ueberredet nun bitte doch noch hereinzukommen.

Dann haben wir uns etwa eine Stunde lang gut unterhalten, aber natuerlich war meine anfaengliche Ruppigkeit fuer diese sensible und eher schuechterne Frau ein grosser Schock, den sie bestimmt nicht so schnell vergessen kann. Und es tut mir wirklich sehr leid! In China kann man solche Sachen eigentlich auf keinen Fall sagen, aber irgendwie falle ich doch immer wieder in meine europaeischen Gewohnheiten zurueck, besonders dann, wenn ich mich gerade nicht so wohl fuehle und eigentlich am liebsten alleine sein moechte.

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Dienstag, Mai 26, 2009

Die SPD Bank und andere Nebenbemerkungen

In Shanghai gibt es eine SPD Bank. Hier ist sie:



Und nun die anderen Nebenbemerkungen:

Weil doch das chinesische Internet zur Zeit zumindest fuer mich nur eingeschraenkt benutzbar ist und ich zum Beispiel keine Moeglichkeit habe, meine Posts nachtraeglich zu editieren, kann ich Fehler nicht verbessern. So ist es schon passiert, dass ich einen Post doppelt veroeffentlichen musste, weil die von mir selbst hochgeladenen Fotos und Filme nicht richtig verlinkt waren. Oder jetzt dieses Sofa im Hochformat...tsss...Meine HTML und sonstigen Computer Kenntnisse halten sich eben in Grenzen...Ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine Fehler...

Kennt Ihr eigentlich den Wuestenfuchs? Der Wuestenfuchs hat mir gestern einen Kommentar geschrieben und mich gebeten, den Inhalt des chinesischen Liedes zu erlaeutern. Fuer alle, die das auch interessiert: Ihr koennt eine grobe Beschreibung des Inhalts in meinem Antwort Kommentar nachlesen. Leider hat wuestenfuchs aber den Kommentar in den ersten Post mit dem falschen Link geschrieben, den ich irgendwannmal loeschen werde, wenn ich wieder diese Moeglichkeit habe.

Hier deswegen nochmal eine Etwa - Uebersetzung des Liedertextes:

Das Xi Zang Hochland

Wer hat die alten Erinnerungen ueberliefert
Und uns die tausendjaehrige Andacht (eine Zeremonie im Buddismus) hinterlassen?
Angenommen es gibt noch unzaehlige nicht gesungene Lieder:
Am besten sind doch die nie vergessenen und veraenderten (alten Lieder).

Oh, ich sehe einen Berg:.... ist das Tibet?

Wer sehnt sich nachts den Tag herbei?
Wer hofft auf alte Traeume?
Angenommen es gibt noch andere wunderschoene Lieder:
Am besten sind doch die immer sich wiederholenden, niemals sich veraendernden Lieder.

Oh, ich sehe einen Berg ....na, das ist doch Tibet!



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Mittwoch, Mai 13, 2009

In China denkt man an das Erdbeben

Schon seit dem Wochenende kann man im Fernsehen und Radio nahezu pausenlos Gedenkveranstaltungen und Sendungen zu der Erdbebenkatastrophe, die am 12ten Mai vor einem Jahr in Sichuan passiert ist und besonders die Orte Wenchuan und Beichuan zerstoert hat, anhoeren. Unzaehlige Menschen werden interviewt und ihre besonderen Leistungen und Leiden in dieser Extrem - Situation vorgestellt. Es gibt Helden, die all ihre Kraefte und Moeglichkeiten eingesetzt haben, um anderen Menschen das Leben zu retten. Es gibt sogar erstaunlich viele solcher bewunderungswuerdigen Menschen in China. Und darauf ist man auch stolz.

Der Wiederaufbau laeuft trotz Wirtschaftskrise auf Hochtouren und die neuen Schulen sollen hohen Sicherheits Standards entsprechen. Tatsaechlich waren die meisten, der beim Erdbeben eingestuerzten Schulen noch vor 1988 errichtet worden. Damals gab es noch keine Normen zur Erdbebensicherheit, wie Ihr auch auf deutsch hier lesen koennt.

Erstaunlich finde ich die in China offensichtlich verbreitete Auffassung, dass Lehrer mit den vom Erdbeben traumatisierten Schuelern moeglichst wenig ueber diese Ereignisse sprechen sollten. „Kinder vergessen schnell und es wuerde sie nur unnoetig verstoeren, wenn wir dieses Thema ansprechen“ sagte ein Lehrer in einem Interview mit der Shanghai Daily. So versuchen die Lehrer zwar einfuehlsam und liebevoll mit den Kindern umzugehen, aber den "Blick nach vorne"zu richten. Ich denke, da unterscheidet sich die chinesische Weltanschauung von der westlichen Weltanschauung. Wir halten es fuer dringend notwendig die traumatisierenden Erlebnisse erstmal zu verarbeiten und zwar ohne "schoen zu reden" in ihrer Traurigkeit zu akzeptieren, bevor wir uns Neuem zuwenden koennen. In China versucht man so schnell wie moeglich zurueck zu einem einigermassen normalen Leben zu kommen. Die Zeit zur Trauer ist sehr kurz. Es wuerde ja wahrscheinlich die Kinder auch ueberfordern all den Kummer und Schrecken wirklich „aufzuarbeiten“. Da ist das Nicht-daran-denken wahrscheinlich doch der erfolgreichere Weg aus dem Chaos. Und ausserdem wird ja trotzdem daran gedacht. Aber eben mit dem „positiven Blick nach vorne“.

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Montag, Mai 11, 2009

Akkupunktur und Orthopaedie

Nun bin ich doch ins Krankenhaus gefahren, denn ich habe Angst, dass mein Steissbein gebrochen ist. Um das aber genau zu wissen, muss man roentgen, was ich wiederum nicht will, denn ich bin vor etwa vier Jahren verstrahlt worden und soll moeglichst nicht mehr roentgen.

„Macht nichts,“ meinte der Arzt,“ es ist eh egal, ob das Steissbein gebrochen ist oder nicht, die Behandlung ist immer gleich.“

Gegen Bluterguss und Schmerzen gibt es Akkupunktur und eine gute chinesische Salbe. Die Nadeln wirken sofort.

Das gute in China ist, dass die chinesische Medizin neben der westlichen Medizin den gleichen Stellenwert hat und selbstverstaendlich mitverwendet wird. Man muss dafuer nicht extra zu einem anderen Arzt gehen. Die Aerzte, die im Krankenhaus arbeiten, verwenden normaerweise je nach Bedarf beide Arten von Medizin. Besonders in der Orthopaedie ist die chinesische Medizin wichtig und wirksam. Aber das scheint sich ja inzwischen auch in Deutschland rumzusprechen......? Jedenfalls bieten auch in Deutschland immer mehr Orthopaeden die Akkupunktur an. ...

Jetzt ist die Aussentemperatur bereits auf 35 Grad gestiegen und ich habe die Klimaanlage eingeschaltet....

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Donnerstag, April 30, 2009

ehrenamtlich und als freie Mitarbeiter: die Schwierigkeiten in Shanghai gute Jobs zu bekommen

okay, ich gebe zu: mein Beruf ist von Natur aus darauf angelegt als freier Mitarbeiter und Honorarkraft beschaeftigt zu werden, auch in Deutschland arbeiten Gitarristen meistens ohne die Option auf rundum abgesicherte Festanstellung.

Trotzdem ist die Situation in Shanghai nochmal etwas schwieriger als in Deutschland: in Shanghai ist es ueblich, den Musik - und Tanzlehrern wirklich nur die Stunden zu bezahlen, die auch tatsaechlich gegeben werden. Sind Schueler krank oder in Ferien, bekommen die Gitarrenlehrer (genau wie die Klavier und die Tanzlehrer usw..) kein Geld und muessen den Guertel enger schnallen.

Und nun habe ich schon wieder so eine neue, was das Einkommen anbetrifft, fragwuerdige Arbeit: ich soll fuer eine Filmproduktion die Arrangements der Songs machen: bezahlt wird je nach Erfolg des Films: bringt der Flm viel Geld ein, bekomme ich ein hoeheres Honorar, sollte der Film aber ein Flop werden, kann es auch sein, dass ich nur sehr, sehr wenig oder gar nichts bekomme. Liegt es vielleicht an meinen mangelnden Faehigkeiten gute Bedingungen fuer mich auszuhandeln? Begierig habe ich deswegen den Artikel in Germanmanagers zu diesem Thema gelesen. Ob es in meinem Fall auch so funktioniert?

Nach vielen Gespraechen mit meinen befreundeten chinesischen Musikern und Tanzlehrern ist mir nun klar, dass man in China als Lehrer und creativ arbeitender Mensch, was das Einkommen anbetrifft, keine allzu hohen Erwartungen haben kann. Kein Wunder, dass soviele begabte junge Menschen lieber andere Berufe waehlen!

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Mittwoch, April 22, 2009

Sport und Menstruation: Kulturunterschiede

Als ich mich mit etwa 17 Jahren einmal in der Schule wegen meiner Menstruation vom Sportunterricht befreien lassen wollte, bekam ich eine belehrende Mahnpredigt von meiner Sportlehrerin, die davon ueberzeugt war, dass die Periode keinen Grund fuer eine Befreiung vom Sportunterricht darstellte. Ich musste also trotzdem mitturnen und habe dann nie mehr versucht, mich mit meiner Periode vor irgendwelchen Taetigkeiten zu druecken. Bis heute turne und tanze ich auch mit Menstruation und bin nun umgekehrt empoert, dass meine chinesischen Freundinnen sich waehrend dieser Zeit von allen etwas anstrengenderen, sportlichen Aktivitaeten fernhalten.

In China glauben die meisten Frauen, dass es ungesund sei, sich waehrend der Periode koerperlich anzustrengen. Vorallem Bauchmuskeluebungen und Spruenge seien schaedlich und muessten vermieden werden. Auch waehrend der Schwangerschaft machen chinesische Frauen normalerweise keinen Sport.

Ich habe schon einige Male mit Freundinnen dieses Thema diskutiert und das Ergebnis laesst sich folgendermassen zusammenfassen:

Die Chinesen glauben, dass westliche Frauen eine bessere Gesundheit haben, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie soviel Rindfleisch essen. Deswegen haetten westliche Frauen nicht nur eine bessere Kondition, sondern koennen auch mit Periode Sport treiben. Chinesische Frauen aber muessen sich waehrend dieser Zeit schonen, sonst wird die Periode unregelmaessig.

Stimmt das aber wirklich? Ist doch irgendwie unlogisch....ich z.B. esse nur wenig Fleisch und bin auch nicht groesser oder kraeftiger als die Chinesinnen!!

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Samstag, April 18, 2009

Meine Schwiegermutter kommt zurueck

Heute holt mein Mann meine Schwiegermutter zu uns nach Hause zurueck. Sie war fast drei Wochen bei ihrer Schwester, weil meine Haushaelterin ihren Bruder im Krankenhaus pflegen musste. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist aber auch schwerkrank, so dass wir mit schlechtem Gewissen meine Schwiegermutter als zusaetzliche Belastung in der Familie gelassen haben.

Krankheiten und Alter beeintraechtigen hier die Familien sehr. Viel mehr als in Europa, wo man seine kranken und alten Menschen einfach im Krankenhaus oder Altersheim von professionellem Personal pflegen lassen kann. Hier muss jedes Mal die Familie ran und das ist wirklich nicht einfach. So war eine Freundin von mir gerade zwei Wochen in Peking, um ihren Vater im Krankenhaus zu pflegen. Sie musste dafuer nicht nur ihren Arbeitgeber um Urlaub bitten, sondern ihr eigenes Leben komplett vernachlaessigen. Jetzt ist sie muede und erschoepft zurueck in Shanghai und muss alles nacharbeiten, was in dieser Zeit liegen geblieben ist. Das ist richtig hart.

Ich bin eigentlich ziemlich allergisch gegen zuviel Familie. Mich nerven alte Menschen , wenn ich laengere Zeit mit ihnen zusammen sein muss. Ausserdem haben wir keine Kinder, weil wir beide mit unserem eigenen Leben beschaeftigt sind. Zuviel Familie bedeutet Stress und ist auch irgendwie eine Zeitverschwendung, weil es einfach nur nervt. Ich finde Krankenhaus und Altersheim mit professionellem von einer Krankenkasse gezahltem Pflegepersonal die bessere Loesung. Aber nun bin ich hier und muss mitmachen. Und das ist auch in Ordnung, zumal ich normalerweise eine fantastische Haushaelterin habe. Ausserdem mag ich meine chinesische Verwandtschaft.

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Sonntag, April 05, 2009

Wie verliere ich meinen Auslaenderinnen Status?

Eigentlich habe ich mir das ja immer gewuenscht und ich habe auch daraufhin gearbeitet: ich moechte in China nicht immer wie in einem goldenen Kaefig mit Sonderrechten gehalten werden.

Jetzt, wo ich diesen Sonderrechte – Schonstatus zumindest in einigen Bereichen verlassen habe, fuehle ich mich wohler. Lieber manchmal leiden, als immer ausserhalb der Gesellschaft stehen. Nichts hasse ich mehr, als dieses „privilegiert“ sein.

Da es in China besonders schwer ist, als Auslaender sich in die normale chinesische Gesellschaft zu integrieren, entwickeln solche Langzeitauslaender wie ich gewisse Symptome: besonders dramatisch ist das „Toleranzsymptom“. Als Gast – und vor allem als sehr gut behandelter Gast – faengt man an sich fuer seine kritischen Aeusserungen zu entschuldigen. Man hat ja eigentlich gar kein Recht dazu dauernd rumzumeckern, schliesslich will man nichts lieber als hier bleiben und – trotz Kritik – liebt man seine neue Heimat und moechte nicht mehr zurueck ins eigene Land.

Ihr koennt Euch gar nicht vorstellen wie froh ich bin, wenn mich jemand am Telefon fuer eine Chinesin aus einer anderen Provinz haelt! Man hoert zwar einen Akzent, aber denkt nicht an eine Europaerin, sondern an eine Suedchinesin! Das tut gut.

Unter diesem Aspekt muesst Ihr auch meine Aeusserungen zu dem Ballettunterricht verstehen, wie ich sie vor zwei Tagen hier geschrieben habe. Ich bin einfach froh, dass ich wenigstens an dieser Ballett Schule keinen Auslaender Status mehr habe und zu den Chinesen gerechnet werde. Das ist fuer mich schon fast ein Grund alles moegliche zu akzeptieren, was ich in Deutschland wahrscheinlich so nicht akzeptieren wuerde. Schlagende Lehrer akzeptiere ich aber auch jetzt nicht wirklich. Und da bin ich uebrigens nicht alleine. Einige Frauen in meiner Ballett Klasse haben sich zusammengetan und den schlagenden Trainer darum gebeten nicht mehr zu schlagen. Dieser Trainer hat das etwa zwei Stunden lang ausprobiert und uns dann verkuendet, dass er wieder schlagen wird, weil er sonst keinen guten Unterricht machen kann. Er trainiert normalerweise nur Profies und ist es nicht gewohnt Hobbieunterricht zu geben. So koennen wir uns nur entscheiden ob wir die Schlaege akzeptieren wollen oder ob wir den Trainer wechseln. Ich bin erst seit Januar regelmaessig in dieser Gruppe und will erstmal die Situation noch laenger testen. Das ist ja schliesslich ganz schoen interessant. Und ich kann eine Menge bei dem ansonsten sehr guten Trainer lernen.

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Freitag, April 03, 2009

Wieviel Koerperkontakt und Disziplin brauchen Kinder und Menschen? (dritter Versuch)

Nach einiger Ueberlegung habe ich mich jetzt doch entschlossen meinen Artikel zu veroeffentlichen. Ich freue mich ueber ernstgemeinte Kommentare und eine anregende Diskussion. Und nun werde ich ihn auch noch ein bischen veraendern....

Als Ballett Studentin in China habe ich voller Erstaunen festgestellt, dass ich mit den chinesischen Lehrern trotz der teilweise etwas altmodischen Paedagogik ganz gut klar komme. (Aber da ich nie in Deutschland Ballett gemacht habe, kann ich nicht beurteilen ob der Ballett Unterricht in Deutschland eventuell besser waere?)

Was mir im Ballett Unterricht bei den chinesischen Lehrern auffaellt, ist die Tatsache, dass sie uns oft anfassen, um uns zu korrigieren und obwohl sie uns auch teilweise anschreien und sogar manchmal schlagen, also eigentlich nach europaeischen Gesichtspunkten einen "schlechten Unterricht"machen ist der Unterricht nicht so schlecht wie man auf Anhieb denken koennte und ich frage mich, warum. Liegt es daran, dass Ballett sowieso Freude macht oder ist es, weil die Lehrer eben doch sehr gut sind - trotz ihrer altmodischen Art?

Nun bin ich kein Kind mehr, sondern selber eine Lehrerin (Gitarrenlehrerin) und es bleibt nicht aus, dass ich mir eine Menge Gedanken zum Thema Paedagogik mache. (nee, aber ich wuerde niemals irgendjemanden ernsthaft schlagen und das tun die chinesischen Lehrer ja normalerweise auch nicht.)

Nicht alle Trainer sind gleich, manche etwas strenger, manche schon fast so sanft wie europaeische Lehrer. Witzigerweise ist der strengste Trainer hier auch der beliebteste Lehrer. Seine Klassen sind immer voll.

Trotz seiner lauten Stimme und seiner lockeren Haende versucht er uns doch mit sehr viel Energieaufwand zu trainieren, so dass man eigentlich „danke“ sagen moechte. Schliesslich sind wir hochmotiviert und gerne bereit, unser Bestes zu geben.

Gestern habe ich mich mit einer amerikanischen Mitstudentin unterhalten, die mir erzaehlt hat, dass ein solcher Unterricht in Amerika nicht erlaubt waere. Sie hat sich dabei erstaunlicherweise nicht auf die Schlaege bezogen, sondern auf die Tatsache, dass die Trainer (alle Trainer und Trainerinnen) uns hier staendig mit den Haenden anfassen, um die richtige Muskelanspannung zu kontrollieren. Dabei kann man gerade durch das Angefasst – Werden viel schneller sein Koerpergefuehl verbessern, als wenn man alles selber ausprobieren muesste! Gluecklicherweise sind die Chinesen so frei, dass sie nicht wie die Amerikaner jede Art von Beruehrung gleich als sexuelle Anmache auffassen.

Obwohl die Chinesen als konservativ gelten, sind sie relativ unbefangen, wenn es darum geht, Koerperkontakt mit anderen Menschen herzustellen. Egal ob beim Kleideranprobieren in einem Kaufhaus oder beim Friseur oder eben wie erwaehnt im Unterricht, ist hier das Anfassen eines anderen Menschen durchaus ueblich. Mir kommt das sehr entgegen. Ich habe als Kind mir immer gewuenscht mehr angefasst zu werden (aber nicht geschlagen zu werden:-)) und ausserdem wollte ich auch immer sehr gerne meine Mitschueler und die Lehrer anfassen, bin dafuer aber meistens bestraft worden. In China waere ich als Kind mit Garantie viel gluecklicher gewesen!
(nee, nicht unbedingt....)

Der Punkt ist eigentlich, dass es eben nicht auf das paedagogische System ankommt, sondern auf die einzelnen Lehrerpersoenlichkeiten. Gute Lehrer gibt es in jedem System und schlechte auch. Und es kommt auch darauf an, ob einem ein Fach gefaellt oder nicht: Ballett macht eben einfach immer Spass.

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Samstag, März 28, 2009

eine Fahrkarte mit Begleitschein

Heute morgen ist meine Schwiegermutter abgereist. Nachdem meine Haushaelterinn gestern noch einen weiteren Anruf erhalten hat, dass ihr Bruder in Lebensgefahr schwebt, habe ich beschlossen meine Schwiegermutter selber zu ihrer Schwester zu schicken, damit meine Haushaelterinn schneller bei ihrem Bruder sein kann. Gestern und heute morgen standen im Zeichen des Zusammenpackens. Die wenigen Sachen, die meine Schwiegermutter mitnehmen muss, wurden mehrmals geordnet und umgepackt, die Fahrkarte von einer Tasche in die andere geschoben, so dass ich bis zur letzten Minute Sorge hatte, ob und wo diese Fahrkarte nun aufbewahrt wird. Mein Mann, der gestern abend sehr spaet von einer Dienstreise zurueckkam, wurde vor vollendete Tatsachen gestellt, hat sich aber sofort bereit erklaert uns mit dem Auto zum Bahnhof zu fahren.

Meine Schwiegermutter muss man im wahrsten Sinne des Wortes in den Zug setzen und ausserdem den Schaffner informieren. Doch unser moderner Bahnhof hat eine Sicherheitszone wie im Flughafen, die man nur mit Fahrausweis betreten darf. Will man einen Passagier begleiten, muss man einen extra Begleitschein kaufen. Ausserdem darf man zu jeder Fahrkarte nur einen Begleitschein kaufen. Deswegen konnten mein Mann und ich nicht beide zusammen meine Schwiegermutter in den Zug bringen und ich bin nun vorzeitig frei und kann vor dem Unterrichtsbeginn (Samstag ist bei mir Arbeitstag) noch einen Kaffee trinken. Die naechsten zwei Wochen werde ich alleine zu Hause sein. Eine gute Gelegenheit ein paar neue Gitarrenvideos zu drehen. Hoffentlich schaffe ich das.

Meine Schwiegermutter mag mich und ich mag meine Schwiegermutter. Meine Schwiegermutter sagt immer: “so eine auslaendische Schwiegertochter ist toll! Viel besser als eine Chinesische.” Ein Grund, warum sie mich so mag ist die Tatsache, dass es mir vollkommen egal ist, wieviel sie isst. Das scheint aber nicht selbstverstaendlich zu sein, denn meine Schwiegermutter bemerkt es immer wieder voller Freude.

Bei mir ist das so: am Anfang war ich natuerlich ueberhaupt nicht begeistert, dass meine Schwiegemutter bei uns leben moechte. Aber weil meine Schwiegermutter mich mit meinen Eigenarten voll akzeptiert, kommen wir nun doch gut zusammen aus. Trotz ihrer Verwirrtheit ist sie eine grosszuegige und sehr gutmuetige Frau geblieben.

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Freitag, März 27, 2009

Familienprobleme: meine Schwiegermutter wird ihre Schwester besuchen

Die Schwester meiner Schwiegermutter ist sehr krank. Wahrscheinlich hat sie Lungenkrebs. Sie ist aber nicht im Krankenhaus, sondern wird bei sich zu Hause von noch einer anderen Schwester und ihren Kindern gepflegt. Trotzdem ruft sie immer wieder bei uns an, weil sie sich wuenscht, dass meine Schwiegermutter sie besucht.

Ploetzlich hat nun auch noch der einzige Bruder meiner Haushaelterin einen Herzinfarkt bekommen. Da er sonst keine Angehoerigen hat, die ihn im Kankenhaus pflegen koennen – hier wird man auch im Krankenhaus immer von den Familienangehoerigen versorgt – muss nun meine Haushaelterin Hals ueber Kopf zu ihrem Bruder verreisen.

Meine Schwiegermutter leidet unter Alzheimer und kann nicht alleine leben. Deswegen ist sie schon vor einiger Zeit zu uns gezogen und wird vorwiegend von meiner Haushaelterin betreut. Wenn meine Haushaelterin nun wegfahren muss, werde ich hier sehr belastet sein. Was tun?

Meine Haushaelterin hat das Problem fuer mich geloest und wird meine Schwiegermutter erst zu ihrer Schwester bringen, bevor sie zu ihrem Bruder weiterfaehrt. Ich bin ganz geruehrt ueber soviel Umsicht und freiwillige zusaetzliche Hilfe.

Meine menschlichen Erlebnisse hier sind sowieso ueberwiegend sehr positiv und das ist wieder so eine sehr, sehr gute Erfahrung.

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Samstag, März 07, 2009

Bettler in Shanghai

Shanghai ist und bleibt eine Stadt, die mich motiviert und in vieler Hinsicht anregt, trotz der sozialen Haerten und der Ungereimtheiten auf die man taeglich trifft, wenn man sich nicht irgendwelche Abwehrmechanismen zulegt.

Eine Art sich gegen den Anblick von bettelnden und notleidenden Menschen zu wehren ist die hier weitverbreitete These, dass die meisten Bettler „sowieso in Banden organisiert seien“ und dass viele Bettler ihren „Zuhaeltern“ alles Geld abliefern muessten. Diese „Zuhaelter“ aber seien reiche verbrecherische Maffiabosse. Deswegen duerfe man den Bettlern kein Geld geben. Wer einem Bettler helfe, unterstuetze in Wirklichkeit das internationale Verbrechen.

Was ist nun dran an dieser unglaublichen Behauptung ?

Ich beobachte seit Jahren unter diesem Aspekt die Bettlerszene, und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: tatsaechlich gibt es organisierte Bettlergruppen, die fuer einen Boss arbeiten. Aber: es gibt auch sehr viele Bettler, die nicht zu so einer Gruppe gehoeren. Und vor allem: bei den meisten Bettlern handelt es sich um wirklich arme Menschen, die im Elend leben und offensichtlich keine andere Moeglichkeit haben.

Auf meinem Weg zum Ballet treffe ich regelmaessig vor allem zwei Bettler. Natuerlich treffe ich viel mehr als zwei Bettler auf dem Weg, aber mit diesen beiden Bettlern habe ich mich ein bischen angefreundet. Beide kenne ich seit mehreren Jahren und sie kennen mich natuerlich auch. Wir gruessen uns und freuen uns, wenn wir uns begegnen.

Der eine ist ein Mann, mit schrecklich verstuemmelten Haenden der anscheinend keine ausreichende medizinische Behandlung bekommen hat. Auch sein Gesicht ist entstellt. Er kauert fast immer an derselben Stelle und traut sich nicht, die Menschen anzuschauen. Wahrscheinlich hat er schon erlebt, dass sich die Kinder vor ihm fuerchten. Dabei hat er schoene Augen und auch eine angenehme Stimme.

Die andere ist eine Bettlerin. Sie ist eine mittelalte Frau, die in einem Puppenwagen sitzt und von der man eigentlich nur den vollausgewachsenen Kopf wahrnimmt. Ihr Koerper ist so klein wie bei einem dreijaehrigen Kind. Ein Frauenkopf in einem Puppenwagen, der mit einer Babyhand eine Blechschuessel hinhaelt in die man Geld hineinwerfen soll. Tut man das und schaut dabei dieses Gesicht an, merkt man, dass sich jemand freut. Sie antwortet mit einer schoenen, normalen und deutlichen Stimme, bedankt sich fuer die Gabe und ist auch zu einem Gespraech bereit.

Diese beiden Bettler sind zwar schwer behindert, aber beide offensichtlich intelligent und sehr freundlich. Wir moegen uns und ich glaube kaum, dass einer von ihnen fuer die Maffia taetig ist. Und wenn: es ist mir egal. Ich kann nicht nur, weil es eventuell sein koennte, dass die Leute von irgendeinem Verbrecher benutzt werden, immer gegen meine Gefuehle handeln.

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Samstag, Februar 21, 2009

Frank Sieren an der deutschen Schule in Shanghai

Gestern hatte ich das Vergnuegen den von mir geschaezten Journalisten Frank Sieren an der deutschen Schule zu hoeren und persoenlich kennenzulernen. Ich habe gerade sein Buch "der China Code" gelesen und freue mich, dass ein namhafter Journalist das schreibt, was ich schon lange denke. Wer meinen Blog verfolgt, weiss, wovon ich spreche. So habe ich, als ich z.B. den Artikel: Am Ende triumphiert die Ehrlichkeit) geschrieben habe, die Buecher von Frank Sieren noch nicht gekannt und auch seinen Aufsatz ueber das chinesische Mitleid noch nicht gelesen. In dem Artikel: “Naechstenliebe ganz nuechtern” erklaert Frank Sieren den Unterschied der verschiedenen Arten von Naechstenliebe in China und Europa mit unseren verschiedenen religioesen Traditionen – sehr aehnlich wie ich in meinem Blog- Eintrag die realistische und pragmatische Art der chinesischen Entwicklungshilfe erklaert habe. Zu meiner Freude kann ich feststellen, dass ich meinen Aufsatz bereits im September geschrieben habe, waehrend Sierens Artikel erst im Dezember erschienen ist. (Es lohnt sich also auch meinen Blog zu lesen….)

Frank Sieren ist ein sehr kompetenter Mann mit einem riesigen Fachwissen, der zu jeder Frage, die wir ihm gestern gestellt haben, ausfuehrlich und mit Kenntniss begruendet geantwortet hat.

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Freitag, Januar 30, 2009

Kugelfischpenis, Schildkroete und andere Delikatessen



Tja, das ist normalerweise nicht so mein Ding, aber gestern musste ich wilde Schildkroete und andere entsprechende Speisen essen, denn ich habe meinem Mann damit bei einem wichtigen Projekt geholfen. Eigentlich sind ja Ferien und gestern war der Familien und Freundetreff Tag. Doch gerade solche Tage eignen sich hier auch gut, um neue Kontakte und Geschaeftsbeziehungen zu knuepfen, denn die Chinesen machen am liebsten mit guten Freunden Geschaefte. Erst kommt die Freundschaft und wenn man sich gut versteht, dann kann man auch zusammen Geschaefte machen. Und so fuhren wir gestern 158km nach Jiangyin und waren dort in einem gerade neugebauten Erholungshotel zu Gast.
Einige Chinesen sagen: wenn die Auslaender so teuer sind, dann koennen wir das auch alles alleine produzieren. Wir brauchen die auslaendischen Produkte gar nicht mehr unbedingt. Deswegen muss mein Mann, der eine deutsche Firma in China managt, sehr hart arbeiten, um neue Kunden zu gewinnen und die alten Kunden nicht zu verlieren. Er arbeitet oft in seiner Freizeit und sogar seine Hobbies benutzt er, um die Beziehungen zu seinen Kunden zu pflegen. Anders geht es nicht. Waere mein Mann kein Chinese, sondern ein Deutscher, koennte er diesen Job gar nicht machen und die Firma haette in China keinerlei Chance.

Natuerlich habe ich die neue Videokamera mitgenommen. Waehrend des Meetings und waehrend des Essens habe ich hoeflicherweise nicht gefilmt, aber es gibt trotzdem einen kleinen Film fuer Euch. Meine Familie findet, dass ich mich beim Filmemachen bereits sehr verbessert habe. Die Musik auf dem Video ist uebrigens nicht von mir, sondern von Al DiMeola.

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Dienstag, Januar 27, 2009

von Shanghai nach Ningbo-Beilun: ein Versuch mit meiner neuen Videocamera

http://www.youtube.com/watch?v=2DhLW4aSirY



Durch die Konvertierung zu dem Youtube Format hat sich die Farbqualitaet und die raeumliche Tiefe sehr verschlechtert. Dazu kommen meine Anfaengerschwierigkeiten......Ich habe das Video hier trotzdem gepostet fuer alle die, die unter Fernweh leiden ...

Ich habe zuerst die 38km lange Bruecke ueber das Meer gefilmt und dann unseren Ausflug nach Beilun - einen Stadtteil von Ningbo am Meer. Was ich Euch hier nicht zeige: unsere Silvesterfeier in der neuen Wohnung meiner Schwaegerin mit Feuerwerk und unseren Spaziergang am DongQian See. Das waere sonst einfach zu lange geworden...und: in der Kuerze liegt bekanntlich die Wuerze!..

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Samstag, Januar 24, 2009

Eine 38km lange Bruecke und eiskalte Wohnungen


Heute sind wir ueber die neue Bruecke nach Ningbo gefahren. Das hat uns eine etwa fuenf stundenlange stressige Fahrt auf einer ueberfuellten Autobahn um etwa die Haelfte verkuerzt und ausserdem war diese neue Strecke nicht ueberfuellt, also viel ungefaehrlicher.

Ich sitze jetzt wie geplant im Hotel am Computer, doch ungeplant waren die Beginner Probleme, die ich mit meiner Video Camera habe. Es ist das erstemal, dass ich diese Camera benutze. So habe ich gerade herausfinden muessen, wie ich aus einem Film Fotos extrahiere, die ich dann hier posten kann. Und ich habe noch nicht herausgefunden wie ich zum Beispiel die Helligkeit der Bilder veraendern kann. Im Moment ist alles irgendwie ueberbelichtet, ich brauche noch Zeit.

Jiangping ist etwas erkaeltet und sehr, sehr muede. Ich mach es deswegen heute kurz. Nur noch eines: Es ist in Asien zur Zeit extrem modern die Badezimmer in den Hotels durchsichtig mit Glaswaenden zu bauen. Der Vorhang zum zuziehen bei eventuellem Bedarf ist aber in unserem Hotelzimmer auch mehr oder weniger durchsichtig. Peinlich ist das, wenn man Gaeste auf dem Zimmer hat und gerne aufs Klo gehen moechte. Das ist mir heute passiert. Schliesslich blieb mir nichts anderes uebrig als im Dunkeln mein Geschaeft zu erledigen, da ich mich bei solchen Taetigkeiten nicht gerne beobachten lasse.

Ueber die eiskalten Wohnungen meiner Verwandten berichte ich jetzt doch nicht mehr. Das Problem sind ja auch weniger die kalten Wohnungen als die Riesentemperaturunterschiede, wenn man von so einer Wohnung dann in ein modernes Restaurant zum Essen geht. Die Pullover und Daunenjackenberge werden vom Servicepersonal nicht fachgerecht bewaeltigt und muessen auf Extrastuehlen gestapelt werden….

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Dienstag, Januar 20, 2009

Ich bin ganz schoen muede: Rueckblick auf das Jahr der Ratte



Das chinesische Neujahr naehert sich und das ist fuer mich nun die Zeit fuer ein kurzes Resume. Noch verfolgen mich die Bilder der kleinen, verzweifelten Katze, die ich aus der oberen Rolltreppenwalze gezogen habe. Meine Schwiegermutter mit einer Alzheimer Erkrankung war in den letzten Tagen teilweise ganz schoen verwirrt und typisch fuer meine chinesische Familie ist, dass niemand so genau weiss, ob wir uns nun im Jahr der Ratte, des Schweines oder des Bueffels befinden. Nun, Googel hat ,wie immer (oder fast immer) in solchen Situationen, geholfen: Das Jahr der Ratte neigt sich dem Ende zu und das Jahr des Bueffels wird fuer uns demnaechst mit grosser Knallerei und einer langen Autofahrt nach Nimbo beginnen. Sozusagen Familientreffen auf chinesisch.

Um es kurz zu machen:

Was ich letztes Jahr besonders gerne gegessen habe: Liolian (eine stachelige und stinkige Frucht)

Mein Lieblingsgetraenk war Doujiang (Sojamich)
Das beste Buch: Frank Sieren: der China Code
Die meiste Zeit habe ich verbracht: in Autobussen und U-Bahnen
Die schoenste Zeit habe ich verbracht: beim Ballett und zu Hause alleine in meinem Zimmer.

Was ich im Jahr des Rindes besser machen moechte: mehr Gitarre spielen
Was ich beibehalten moechte: weiterhin oft ins Ballett Training gehen

Was mich am meisten genervt hat: die Krankheiten in meiner Familie und mein eigenes Aelterwerden

Was mich am meisten gefreut hat: meine Fortschritte beim Ballett und auf der Gitarre.

Insgesamt war das Jahr der Ratte fuer mich zwar etwas anstrengend, aber es haette auch noch schlimmer sein koennen und so war es fuer mich eigentlich ein ganz normales Jahr mit schoenen Tagen, aber auch mit gelegentlichem Stress.

Allgemein gesehen war das Jahr der Ratte wohl ein Jahr der Veraenderungen.

Ich wuensche mir fuer das Jahr des Rindes vorallem: Gesundheit fuer alle Beteiligten, friedliche Entwicklung der internationalen Beziehungen, einen intelligenten und allgemein zufriedenstellenden Weg aus der Wirtschaftskrise und aus der Umweltzerstoerung, Essen und Wohlstand fuer Alle und viel Zeit fuer meine Lieblingsbeschaeftigungen...
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Freitag, Januar 16, 2009

Die in einer Rolltreppe eingeklemmte Katze, Teil 2

Wichtig zu erwaehnen ist noch, dass so ein Unglueck in Deutschland wahrscheinlich nicht passiert waere. Denn in Deutschland haben alle Rolltreppen einen Notschalter zum Abschalten. In China gibt es das noch nicht, zumindest diese Rolltreppe hatte keinen solchen Schalter. Ich habe natuerlich erst nach diesem Schalter gesucht und dann, weil es diesen Schalter nicht gab, die Katze bei laufender Rolltreppe herausgezogen bzw. gerissen. Heute morgen habe ich mich in der Tierarzt Praxis erkundigt: die Katze hat in der Nacht etwas gegessen und getrunken. Heute Mittag wird sie noch weiter untersucht, denn eventuell hat sie noch andere Verletzungen. Doch wahrscheinlich wird sie sich trotz allem erholen und irgendwann wieder einigermassen laufen koennen.

Auch heute schreibe ich bei uns unten in der Kueche. Unsere Haushaelterin prutzelt neben mir Entenhaxen. Meine Schwiegermutter ordnet ihre Sachen, draussen scheint die Sonne und zu meiner Freude ist es waermer geworden. Naechste Woche – am 24ten Januar - beginnt das Fruehlingsfest und damit hoffendlich auch der Fruehling! Aber meistens wird es Ende Januar nochmal kalt, bevor sich dann der Winter endgueltig verabschiedet.

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Freitag, Dezember 26, 2008

Weihnachten und die Gefuehle

Ich bin in den letzten Tagen immer wieder von in Deutschland lebenden Freunden gefragt worden, wie ich hier Weihnachten feiere, ob man weihnachtliche Gefuehle entwickeln kann usw...

Nun, das kommt doch nicht aufs Land, sondern in erster Linie auf die Familie an! Mein Mann und ich haben weder irgendeine extrem ausgepraegte religioese Bindung noch Kinder, die Traditionen einfordern. Wir haben auch in Deutschland keinen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer gestellt und uns eher versucht den feierlichen Aktivitaeten zu entziehen (als Musikerin ist das aber gar nicht so einfach!Auch in China habe ich jedes Weihnachten mindestens eine Mucke).

In China gibt es natuerlich auch Christen, die Weihnachten feiern und es gibt vor allem viele neugierige Menschen, die einfach aus Lust auf Party versuchen an Weihnachten „Highlife“ zu machen. So sind die Geschaefte und die Strassen patschvoll und die U – Bahnen bis tief in die Nacht hinein ueberfuellt. Es gibt sogar vereinzelt Feuerwerk. Extra Ferien gibt es aber an Weihnachten nicht. Mein Mann war dieses Jahr auf Dienstreise und ich ganz normal im Balett Training ....

Fuer mich ist Weihnachten hier trotzdem sehr atraktiv: meine deutschen Gitarrenschueler sind alle in Ferien geflogen und meine beste Freundin aus Kanada ist auf Besuch in Shanghai. Ich habe also etwas mehr Freizeit als sonst und kann mich oefter mal mit meinen Freunden treffen. Wir sind eine kleine Gruppe von Leuten, die sehr viel Freude miteinander haben und jedes Mal wenn Paula aus Kanada zurueckkommt verbringen wir viele schoene Stunden zusammen. Das ist richtig gut.

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Montag, Dezember 15, 2008

Die Tricks der Taxifahrer: die Strandbesichtigung, Hainan letzter Tag

An unserem letzten Tag wollten wir Frauen an den Strand fahren. Wie noch nicht gesagt: Dieses zweite Golf-Hotel war etwa zehn Kilometer von der Kueste entfernt. Wie wir schnell gemerkt haben, sind die Taxifahrer und das Hotelpersonal gut miteinander befreundet. So muss man sich an diesem Ort entweder selber auf eine stundenlange Taxisuche begeben oder die teuren Taxis benutzen, die einem das Hotelpersonal vermittelt. Soviel ich weiss, duerfen Taxis von anderen Orten nicht Gaeste aufnehmen, was den ansaessigen Taxifahrern ein gutes Geschaeft sichern soll.

Unser Taxifahrer, der uns fuer eine relativ grosse Summe zum Strand bringen sollte, fuhr uns zu einem sehr einsamen Strand mit lauter abgerissenen und im Neubau begriffenen Hotels. "Hier ist es nicht schoen, was wollt ihr hier eigentlich anschauen?" fragte er uns. Wir waren etwas ueberascht, denn tags zuvor hatte er uns vor dem Strand gewarnt, weil da angeblich viel zuviel Menschen seien und man Schlange stehen muesste, um ueberhaupt hereingelassen zu werden. "Wo sind die vielen Menschen, von denen Du uns gestern erzaehlt hast?" "Ach, das ist ein anderer Strand, aber dorthin ist die Fahrt teuerer.." "Macht nichts, wir wollen dorthin wo es schoen ist.." Er fuhr und fuhr und fuhr...Die Strasse laeuft in etwa einem Kilometer Abstand parallel zum Strand, doch wir fuhren mindestens eine halbe Stunde, bis es wieder eine Gelegenheit gab am Strand auszusteigen. Doch an dieser Stelle war es verboten den Strand zu betreten. Wir mussten zuerst ein teueres Ticket kaufen, dann ueber eine Stunde Schlange stehen, bis wir von einem kleinen Boot zu einer kleinen Insel gebracht wurden. Die Bootsfahrt war natuerlich sehr lustig, denn es gab riesige Wellen. Als wir ankamen war eine der beiden Frauen bereits seekrank und wir mussten uns erstmal hinsetzen. Zu meinem Erstaunen war auch der Taxifahrer wieder da. Er hat anscheinend Provision fuer uns bekommen. Die Insel war winzig und die Menschen waren viele. An dem Strand gab es eine laute Musik Bar und ein paar Liegestuehle. Der Schwimm-Bereich war eng begrenzt, denn den meisten Platz brauchten die schnellen Boote, die die Touristen lieferten und abholten. Mir war das zu eng und nach einiger Zeit konnte ich meine beiden Freundinnen ueberreden mit mir ein bischen weiterzugehen. Doch viel weiter ging es nicht. Dann gab es nur noch einen Weg auf einen steilen Berg, denn die kleine Insel war eigentlich nur ein steiler Berg, der aus dem Wasser ragte.


Trotz ihrer unpraktischen Stoeckel - Schuhe waren meine beiden Freundinnen bereit auf diesen Berg zu steigen, wofuer ich sie wirklich bewundere. Und es hat sich gelohnt. Dort oben war es wunderschoen mit einer fantastischen Aussicht!


Auf dem Rueckweg konnten wir auch noch gegrillte Fische essen und die Touristen Shops bewundern. Der Taxifahrer hat uns nicht auf den Berg begleitet, aber wieder nach Hause gefahren.

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meine Radltour oder: Flucht vor den kleinen Fischen?

Nachdem meine beiden Freundinnen muede waren und sich entschlossen hatten, den Nachmittag ueber im SPA ihre Haut von Fischen reinigen zu lassen, habe ich mir alleine ein Fahrrad gemietet und die Gegend erkundet. Das mit den Fischen ist uebrigens auch nicht schlecht: dazu setzt man sich in ein kleines Schwimmbecken, das voller junger hungriger Fische ist. Die stuerzen sich dann auf jede freie Haut und beginnen zu saugen und zu knappern. Solange die Fische klein sind, ist das kitzelig. Wenn die Fische dann aber groesser werden, tut das wahrscheinlich weh. Meine Freundinnen glauben, dass diese Fische die Haut reinigen.

Ich bin also mit dem Rad gefahren und habe eine sehr interessante Gegend ein bischen kennengelernt. Haeuser, die leerstehen, neben Bauruinen, und auch im Neubau entstehende Hotels neben schmuddeligen altkommunistischen Clubhaeusern. Ueppige Botanik und loechrige Strassen. Obst wird erst ab nachmittags vier Uhr verkauft. Die Landschaft ist sehr gebirgig. Die meisten Berge sind ueberhaupt nicht erschlossen und es soll wilde Tiere und Schlangen geben. An Touristen wurde nur in Form von Hotels gedacht.


Wanderwege gibt es nur ganz, ganz wenige und nur an extra fuer Touristen zubereiteten Stellen. Obwohl die Insel vom Tourissmus lebt, scheint man sich eher vor diesen Gaesten zu fuerchten und sich vorallem Tricks zu ueberlegen, wie man diese Fremden kontrollieren kann, damit sie nicht zu sehr stoeren.

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Ferien auf Hainan3


Nach den ersten beiden Tagen am Meer fuhren wir weiter zu einem Golf Resort. Mein Mann wollte sich dort mit ein paar Freunden zum Golf spielen treffen. Wir Frauen sollten zusammen selber etwas unternehmen. Meine beiden neuen chinesischen Freundinnen kamen in Stoeckelschuhen und schicker Kleidung. Fuer die Turnschuhe hatten sie in ihrem Koffer leider keinen Platz gefunden. Trotzdem waren sie bereit mit mir auf Erkundungstour zu gehen. Zuerst besichtigten wir einen botanischen Park, indem die unglaublichsten und exotischsten Baeume und Fruechte angepflanzt wurden, die ich je gesehen habe. Weil die Menschen auf Hainan Angst haben, dass die Touristen ihre Pflanzen zerstoeren und die Fruechte abreissen koennten, lassen sie niemanden in dem Park unbeaufsichtigt spazieren gehen.

So hatten wir die ganze Zeit einen netten Begleiter, der uns kostenlos die Pflanzen erklaerte. Ich weiss, dass viele Deutsche eine derartige Begleitung als Gaengelei empfinden wuerden. Wo bleibt da die Freiheit? Aber die Chinesen sind so klug und geschickt im menschlichen Umgang, dass ich mich schnell an diese Einschraenkung gewoehnt habe. Ausserdem kann ich die Angst der Einheimischen verstehen. Leider ist so eine Aufsicht tatsaechlich noetig, denn es gibt genuegend ungebildete Menschen, die ruecksichtslos herumtrampeln wuerden, wenn sie koennten.

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Ferien auf Hainan 2

die Handtuecher in unserem ersten Hotel warteten als Elefanten auf unseren Betten



Die ersten beiden Tage verbrachten wir auf der Yalongbei, meinem Lieblings Strand.


Hier kann man das ganze Jahr ueber Sonne tanken.

Die schnellen Flitzer sind zwar umweltverschmutzend und ganz schoen laut, aber gluecklicherweise gibt es noch nicht soviele davon wie an europaeischen Straenden.

Wem es zu sonnig ist, der kann sich unter Kokosnuss Baeumen auf eine Haengematte legen.

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Dienstag, Dezember 09, 2008

Ferien auf Hainan

Das ist ja eine Ueberraschung! Nachdem ich mich immer ueber das Wetter beklage, hat mein Mann zwei Flugtickets nach Hainan gekauft. Hainan ist eine sonnige, tropische Insel ganz im Sueden Chinas. Nun muss ich nur noch die Batterien in meiner Kamera laden und den Bikini einpacken und los geht’s! Natuerlich habe ich immer noch keinen Leptop und auch nicht vor, den Kurzurlaub in Internet Cafes zu verbringen, deswegen gibt’s hier erstmal eine kleine Blog-Pause.

Seid gegruesst im kalten Deutschland, ich beneide Euch nicht um Euren stimmungsvollen Weihnachtsmarkt mit Gluehwein und Christstollen.
Passt aus, dass euch nicht die Nasen und Finger einfrieren und denkt an mich, die ich im Bikini in der Sonne liege oder am Strand entlanglaufe und die Musik der Wellen, die ans Ufer schlagen, geniesse. Happy Holidays!

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Freitag, Dezember 05, 2008

Auslaenderfeindlichkeit in Shanghai?

Nachdem mich meine deutschen Bekannten immer wieder auf dieses Thema hin ansprechen, moechte ich hier kurz meine Meinung darlegen.

Seitdem ich vor fast zehn Jahren nach Shanghai umgezogen bin, hat sich das Verhalten der Shanghaier gegenueber Auslaendern schon etwas geaendert. Waehrend noch vor einigen Jahren die Neugier und Hochachtung ueberwog und fast alle Chinesen stolz darauf waren, einen Auslaender zu ihren Freunden zaehlen zu duerfen, sind die Chinesen inzwischen ganz klar ernuechtert.

Diese neuere Skepsis und Enttaeuschung hat natuerlich Ursachen und ist auch noch lange nicht mit Auslaenderfeindlichkeit gleichzusetzen. Man hat nur ganz einfach festgestellt, dass die nach Shanghai stroemenden Auslaendermassen fuer den Normalchinesen doch nicht soviel Vorteile bringen wie urspruenglich erhofft.

Die Shanghaier sind relativ pragmatisch veranlagt und aehneln meiner Meinung nach in vieler Hinsicht den Bayern. Shanghaier sind stolz darauf Shanghaier zu sein und glauben grundsaetzlich, dass Shanghai die schoenste und beste Stadt der Erde sei. Chinesen, die aus anderen Teilen Chinas hinzuziehen, werden erstmal fuer nicht ganz voll genommen. Zur engeren Freundschaft oder vor allem auch zum Heiraten sucht man sich auf jedenfall am liebsten Seinesgleichen. Tausende von Ausnahmen bestaetigen die Regel.

Von den Auslaendern erhofft man sich in erster Linie Vorteile. So sucht man sich einen auslaendischen Freund, weil man zum Beispiel sein Englisch verbessern moechte, eine bessere Arbeit sucht oder eine Chance fuer einen Auslandsaufenthalt braucht. Oder weil man Auslaender grundsaetzlich fuer reich und maechtig erachtet. Doch nun merken immer mehr Shanghaier, dass nicht alle Auslaender, die in Shanghai leben, reich und maechtig sind. So gibt es verglichen mit vor zehn Jahren immer weniger Gruende sich mit einer Langnase anzufreunden. Die Auslaender haben ein bischen ihre Attraktivitaet verloren und gleichen immer mehr den sogenannten „Waidiren“ – also den von einer anderen Provinz eingewanderten Chinesen. Deswegen die Ernuechterung bei den Shanghaiern. Doch diese neuere Entwicklung wuerde ich nicht als Auslaenderfeindlichkeit bezeichnen. Die Shanghaier sind nur einfach gegenueber Auslaendern realistischer geworden. Und dass ungebildete Menschen vorallem Mitgefuehl mit ihren eigenen Leuten haben und fremde Menschen eher skeptisch betrachten, ist auf der ganzen Welt gleich. Shanghai ist also nur , was die Behandlung von Auslaendern betrifft, zur Normalitaet zurueckgekehrt. Wirklich beaengstigende Auslaenderfeindlichkeit habe ich hier nicht beobachtet. Und wer laengere Zeit in Shanghai ist und gut Chinesisch spricht, kann auch hier echte, tiefergehende Freundschaften entwickeln. Ich jedenfalls habe ein paar gute Freunde, die Shanghaier sind. Auch in China und Shanghai sind die Menschen sehr verschieden voneinander und alle derartigen Verallgemeinerungen sind sowieso nicht mehr als eine Tendenz.

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Dienstag, November 11, 2008

Probleme meiner chinesischen Freundinnen

Es ist in China immer noch unglaublich wichtig fuer eine Frau sich „angemessen“ zu verheiraten. Und es ist hier viel schwieriger als in Deutschland, den passenden Partner zu finden. Das koennte daran liegen, dass die etwa dreissig jaherigen Menschen oft sehr von ihrer Familie unter Druck gesetzt werden. Es ist in dieser Generation noch nicht ueblich, einfach seinem Herzen zu gehorchen. Die Familie horcht mit. Angeblich passende Partner werden von Bekannten und Familie gegenseitig vorgestellt und Aspekte wie Beruf, Einkommen, Gesundheit usw offen gegeneinander abgewogen. Im Grunde handeln die heiratswilligen Menschen mit ihren Qualitaeten. Man achtet sehr darauf, sich nicht unter seinem eigenen Niveau zu vergeben. Und wenn eine Frau erstmal dreissig Jahre oder aelter ist, hat sie kaum noch Chancen einen „guten“ Mann zu finden.

Gestern gab es auf dem Heimweg nach der Ballett Klasse folgendes Gespraech:
Freundin A zur Freundin B: „diese Stoeckelschuhe schauen echt gut aus, nur finde ich, dass Du Dich insgesamt immer ein bischen zu altmodisch anziehst.“
Freundin B: „aber mein Freund mag keine modernen Sachen.“
Ich: „ Hey, hast du jetzt einen Freund? Gratuliere!“
Freundin B: „ Aber mein Freund ist ueberhaupt nicht huebsch. Der ist richtig haesslich.“
Ich: “macht doch nichts. Hauptsache er traegt sein Herz am richtigen Fleck..“
Freundin A: „ ja, und Du weißt doch selber, dass es keine perfekten Menschen gibt. Du kannst doch nicht erwarten, dass Dein Freund a) gut aussieht, und b) intelligent und begabt ist und c) auch noch beruflich erfolgreich .“
Freundin B, sehr deprimiert: „ Aber ich sage Euch: mein Freund ist wirklich nur gaaanz, gaaanz normal. Der schaut haesslich aus und ist auch nicht besonders talentiert oder erfolgreich.“
Freundin A zu mir: „ Julia siehst Du, wir haben alle eine Menge Probleme und sind oft sehr unzufrieden. Wir koennen normalerweise nur nicht darueber sprechen.“

Danach trennten sich unsere Wege. Ich denke, meine Freundin ist depremiert, nicht, weil ihr Freund nur „ein ganz normaler, durchschnittlicher Mensch“ ist, sondern weil sie ihn sich nicht selber herausgesucht hat. Er wurde ihr vorgestellt und sie wird unter Druck gesetzt, zuzustimmen, denn sie ist bereits dreissig Jahre alt und hatte bisher keinen Erfolg bei Maennern. Ohne Mann hat man ab diesem Alter kein leichtes Leben mehr in Shanghai. In der Arbeit wird man schikaniert und kann sich nicht weiterentwickeln, denn die Chefs geben lieber den ganz jungen Frauen eine Chance. Gerade diese Freundin B, hat sogar ihre Arbeit als Journalistin bei einer renommierten Zeitung verloren und das kann durchaus auch an diesem Problem liegen. Ich habe noch mehrere Freundinnen, die eigentlich sehr attraktiv und urspruenglich beruflich sehr erfolgreich waren, die aber aus verschiedenen Gruenden nicht rechtzeitig geheiratet haben und deswegen gesellschaftlich ins Abseits geraten sind.

Anscheinend ist die ganz junge Generation gluecklicher. Die unter 25 jaehrigen kuessen sich auf offener Strasse und schmusen in der U-Bahn. Ich sehe auch oft Liebespaare, die offensichtlich sehr verliebt sind, obwohl sie noch die Schuluniform tragen.

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Donnerstag, November 06, 2008

Die Ballettlehrerin Xiao Gao



Eine meiner wichtigsten Ballett Lehrerinnen ist Xiao Gao. Sie unterrichtet uns sehr engagiert und gibt die Hoffnung nicht auf, auch wenn es ja schon auf Grund des Alters eigentlich unmoeglich ist, dass z.B. Leute wie ich jemals den hohen Anforderungen von Frau Gao genuegen koennen.

Xiao Gao ist nicht etwa – wie es zu erwarten waere – fruehzeitig von ihren Eltern zum Ballett Unterricht geschickt worden, sondern hat selber erst mit elf Jahren durch eine Fernsehsendung ueber Ballett ihre Lust zum Tanzen erfahren. Sie war so begeistert, dass ihre Eltern sie schliesslich auf einer oertlichen Kunstschule angemeldet haben. Doch Xiao Gao kommt aus Chongqing in Sizhuan und dort gab es zu dieser Zeit noch kaum Ballett Unterricht. Deswegen lernte sie zuerst chinesischen Volkstanz. Sie war sehr eifrig und schaffte schon nach einem Jahr die Aufnahmepruefung auf die Ballettschule in Peking. Doch Peking ist weit weg von Sizhuan und Xiao Gao`s Eltern sind normale Arbeiter. Ihr Vater brachte sie nach Peking und musste dann nach einer Woche zurueck nach Sizhuan. Seine Tochter blieb alleine auf der Schule in der fremden Stadt.

Xiao Gao litt furchtbar unter Heimweh, hat einen Monat lang fast pausenlos geweint und im zweiten Monat weinte sie auch noch viel, so dass ihre Mitschueler sie als “Wecker” bezeichneten, da sie nachts immer im Schlafsaal mit ihrem Weinen die anderen Schueler aufgeweckt hat. Im dritten Monat gab es dann die in China an Schulen und Universitaeten obligatorische Gesundheitsuntersuchung und weil Xiao Gao vom vielen Weinen, dem fremden Essen und dem fuer sie ungewoehnlichen Wetter geschwaecht war, hat man sie mit Verdacht auf Hepatitis im Krankenhaus isoliert. Grundlos wie die Aerzte leider erst nach zwei Monaten merkten. Als Xiao Gao endlich wieder zur Schule durfte, waren ihre Klassenkameraden bereits weit fortgeschritten und hatten viel gelernt. Sie musste nun den verpassten Stoff nachholen. Zudem war sie im Krankenhaus dick geworden und die Lehrer verpassten ihr deswegen eine schreckliche Abmagerungskur. Die Ausbildung zur Taenzerin dauert in China sieben Jahre. Obwohl sie sich zweimal am Fuss und einmal an der Wirbelsaeule verletzte, schaffte sie puenktlich ihre Abschlusspruefung und wurde gleich als Ballett Taenzerin im Shanghaier Ballett aufgenommen. Mit dem Shanghaier Ballett ging sie eine zeitlang auf Tournee bis es dann direkt zu dem Zeitpunkt, als man sie fuer eine Hauptrolle vorgeschlagen hatte, leider wieder eine Verletzung gab. Zwei Sehnen im rechten Fuss waren gerissen und mussten – ohne operiert zu werden! – langsam zusammenwachsen. Waehrend dieser Zeit ging der alte Ballettmeister Ling Yangyang in Rente und die neue Ballettmeisterin Xing Lili mochte Xiao Gao nicht besonders. Wer aber Karriere machen will, braucht vorallem auch Gelegenheit seine Faehigkeiten zeigen zu koennen. Ling Yangyang mochte Xiao Gao und hat sie immer vorne und als Leader tanzen lassen, waehrend die neue Ballettmeisterin andere Taenzerinnen bevorzugte. Die unglaublichen Schmerzen bei dem Neueinstieg nach der Verletzung kombiniert mit der unfreundlichen neuen Ballettmeisterin haben bewirkt, dass Xiao Gao keine Freude mehr bei der Arbeit spuerte. Deswegen hat sie eines Tages um ihre Entlassung gebeten. Inzwischen ist sie eine ausgezeichnete, sehr beliebte, charismatische Lehrerin und eine moderne, weltoffene, junge Frau. Sie ist ein Mensch, der den Mut hat, auf ihre eigenen Gefuehle zu hoeren.
Weil Xiao Gao das Shanghaier Ballett vorzeitig verlassen hat, bekommt sie keine Rente und ist ueberhaupt nicht sozial abgesichert. Auch die Arbeit an der Ballett Schule ist ohne soziale Absicherung.

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Montag, November 03, 2008

Die Lieder meiner Haushaelterin

Meine Ai hat eine wunderbare, kraeftige Stimme und kann sehr schoen ihre chinesischen Volkslieder singen. Sie freut sich, dass mir ihre Lieder gefallen und ist auch bereit fuer mich die Lieder aufzunehmen. Sie hat mir erlaubt, dieses Lied hier im Internet zu veroeffentlichen, um meinen deutschen Freunden die chinesische Volksmusik naeher zu bringen.

Meine Ai ist auf einer Teefarm in Anhui geboren. Sie ist jetzt etwa 55 Jahre alt. Weil ihr Mann vor einigen Jahren einem Betrug zum Opfer gefallen ist, hat die Familie sehr viel Geld verloren. Deswegen ist die Familie nach Shanghai gegangen, um Geld zu verdienen. Morgens frueh hilft meine Ai ihrem Mann ein kleines Fruehstuecksrestaurant zu betreiben. Es handelt sich aber dabei nicht um ein richtiges Restaurant, sondern um einen Mini - Raum indem gekocht und dann das Essen durchs Fenster an die Kunden verkauft wird. Nach dem Fruehstueck ruht sich meine Ai etwas aus, dann geht sie zum Markt und kauft fuer mich ein, um elf Uhr vormittags beginnt sie dann bei uns. Kein leichtes Leben. Speziell wenn es soviel regent, hat meine Ai Schwierigkeiten. Die Betten und Kleider in ihrer Wohnung fangen an zu schimmeln und es gibt nirgends einen Platz, an dem sie mal alles trocknen koennte. Dieses Wochenende kamen Diebe und haben meiner Ai waehrend sie auf der Toilette sass, ihr Handy und ein paar andere Sachen gestohlen. Gerade in den aermeren Vierteln wird gestohlen, denn dort haben die Menschen fast keine Moeglichkeit ihr Hab und Gut ausreichend abzusichern. So hebt meine Ai schon lange ihre Wertsachen in unserer Wohnung auf.

Als Kind durfte meine Ai an der Schule in einer Theatergruppe mitspielen, was sie tief gepraegt hat und was sie mir als ihre schoenste Kindheits Erinnerung schildert. Ich bin mir sicher, sie haette das Talent gehabt eine gute Schauspielerin zu werden, doch leider waren die Umstaende unguenstig und anstatt zu lernen und sich selbst zu verwirklichen, musste sie schon frueh die Schule verlassen um Geld zu verdienen. Immerhin durfte sie eine Ausbildung zur Schneiderin machen. Meine Ai redet zur Zeit oft sehr traurige Gedanken zu mir und ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat mir gesagt, dass sie nur noch darauf wartet endlich sterben zu duerfen und dass sie in ihrem Leben immer nur versagt und verloren hat. Sie ist eine ausgezeichnete Haushaelterin und ein liebenswerter, interessanter Mensch. Als meine Ai mir gesagt hat, dass sie sterben moechte, habe ich sie geschimpft und ihr gesagt, dass ich fuer Menschen, die sowas sagen, keinerlei Mitleid habe, weil ich finde, dass jeder fuer sich selbst verantwortlich ist. Wer handelt, muss nicht verzweifeln. Doch natuerlich bin ich zutiefst beunruhigt. Ihre derartigen Aeusserungen sind nicht so neu. Inzwischen ist etwa ein Monat vergangen und gluecklicherweise lebt sie immer noch. Vielleicht kann ich ihre wunderschoenen Lieder aufnehmen und damit eine CD machen. Die koennte sie dann verkaufen. Das wuerde nicht nur ihre finanzielle Situation verbessern, sondern ganz sicher auch ihr Selbstwertgefuehl.

Hier ist erstmal eine kostenlose Gehoerprobe: Minge.MP3

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Samstag, November 01, 2008

Das politische System in China/Nachtrag und Erklaerung zum Thema Komitee



Wer mehr ueber das politisch-administrative System der Volksrepublik China erfahren moechte kann sich den Artikel von Sebastian Heilmann anschauen, von dem auch die obige Skizze stammt. Einen anderen interessanten Artikel gibt es von Marc Siemons in der FAZ: Die neue Aufteilung der Welt

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Konflikte in unserem Wohnviertel

In den naechsten zwei Wochen werden die Mitglieder unseres politischen Komitees neugewaehlt. Ob ich wieder dabei sein werde, ist noch nicht sicher. Das letzte Komitee wurde von den Einwohnern gezwungen zurueck zu treten, da wir zu wenig auf die Meinung der Mehrheit in der Bevoelkerung gehoert haben….peinlich, peinlich..

Politik in China beginnt genau dort, wo ich jetzt bin bezw war: in den Komitees der einzelnen Wohnviertel. Bei uns konkret: 240 Familien koennen etwa 11 Abgeordnete waehlen, die dann ehrenamtlich politisch arbeiten. Diese ehrenamtlichen Abgeordneten haben Wahlrecht fuer die naechsthoehere Stadtteilregierung. Wer also in dem Komitee arbeitet, kann die Stadtteilregierung waehlen und kann (soviel ich weiss) sich auch selbst zur Wahl in die Stadtteilregierung aufstellen lassen. So geht das von einer Instanz zur naechsten: Die Stadtteilregierungen waehlen wahrscheinlich die Stadtregierungen und koennen sich auch in die Stadtregierung waehlen lassen usw…

Unser Komitee hat versagt, deswegen durften wir die dreijaehrige “Legislaturperiode” nicht zu Ende machen. Warum das alles so passiert ist, darueber koennte ich einen ganzen Blog schreiben – in einem Artikel jedenfalls ist das schwer zu erklaeren. Angefangen hat es damit, dass einige Leute in dem Komitee einen persoenlichen Hass auf das Management unseres Wohnviertels hatten und entsprechend eifrig daran gearbeitet haben dieses Management zu mobben und schliesslich auszuwechseln. Doch die Mehrheit der Einwohner war damit nicht einverstanden und hat uns gestoppt. Gluecklicherweise!! Ich war naemlich auch oft nicht zufrieden, aber mit meinen Ansichten fast immer in der Minderheit. Diese Minderheit wurde auch immer kleiner, da mehrere Abgeordnete den Druck der “Maechtigen” nicht mehr ausgehalten haben und zurueckgetreten sind. Die Chinesen hassen offene Auseinandersetzungen noch mehr als wir und gehen dann oft den einfachen Weg. So nach dem Motto: Zur Rettung der guten Nachbarschaft halte ich mich da raus…Als gewaehlter Abgeordneter ist so eine Reaktion natuerlich extrem kontraproduktiv. Nachdem von den urspruenglich 11 Mitgliedern fuenf zurueckgetreten waren, blieben noch sechs Leute uebrig, darunter ich. Den Rest erspare ich mir heute zu erzaehlen.

Viele Probleme werden von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich bearbeitet und geloest. So ist es nicht richtig, politische Details in China zu verallgemeinern. Ein kleines Beispiel: Ruhestoerung. In vielen Wohnvierteln wird dieses Problem ueberhaupt nicht ernst genommen, aber es gibt auch Viertel, in denen strenge Regeln aufgestellt werden, wann man wie laut arbeiten darf. In unserem “Dorf” ist es zum Beispiel verboten am Wochenende ganztags und unter der Woche abends nach sechs und morgens vor acht laute Arbeiten zu verrichten. Wobei diese Regelung in Shanghai nicht populaer ist und von der einheimischen Bevoelkerung nach Moeglichkeit ignoriert wird. In unserem Compound leben aber viele Pekinger und Taiwanesen, denen die Ruhezeiten wichtig sind. So versucht das Management diese Ruhezeiten durchzusetzen.Leider nicht immer erfolgreich. Seit einigen Jahren wird dieses Management nicht mehr von der Regierung bestimmt, sondern die Einwohner koennen selber professionelle “Managementfirmen” bezahlen, die dann nach den Beschluessen des politischen Komitees handeln und verwalten muessen. Unser Management ist das urspruengliche Management der taiwanesischen Hausbau-Firma. Obwohl dieses Management meiner Meinung nach gute Arbeit leistet, sind die Anforderungen der hiesigen Einwohner enorm und auch die Angst sich mit einem Vertrag langfristig an diese Firma zu binden. Doch ohne einen festen Vertrag bekommt das politische Komitee nicht die Erlaubniss, das auf der Bank fuer Reperaturen und Verbesserungen angesammelte Geld zu verwenden. Wie aber muss nun so ein Vertrag aussehen? Und gibt es nicht vielleicht doch eine noch bessere Firma? Derartige Fragen haben uns in dem Komitee naechtelange Diskussionen beschert.

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Freitag, Oktober 31, 2008

ein oesterreichischer Hausbesitzer in Shanghai

Ich sitze gerade am zweiten Tag Dauerregen bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit vor meinem Computer, der jederzeit seinen Geist aufgeben kann, denn soviel nasse Luft moegen die Rechner gar nicht. Ich versuche mit Hilfe der Klimaanlage die Luft zu trocknen, weiss aber nicht, ob ich auf warm oder kalt stellen soll. Die natuerliche Temperatur ist 21 Grad. Stelle ich auf kalt, muss ich mir Skiunterwaesche anziehen, benutze ich die Heizung, schwitze ich. Also doch lieber die Heizung. Unsere Betten sind nachts so feucht, dass wir uns ungemuetlich fuehlen. Seitdem ich hier bin, kann ich mich nicht erinnern jemals ein so regenreiches Jahr erlebt zu haben. Mein Gaertner kann sich freuen! Er sollte mir eigentlich alle zwei bis drei Tage die Wiese und die Pflanzen giessen, damit nichts vertrocknet, doch dieses Jahr kann er seinen Lohn kassieren ohne dafuer viel arbeiten zu muessen. Wobei wir gleich beim Thema waeren:

ein oesterreichischer Hausbesitzer in Shanghai

Ausser Jiangping und mir gibt es auch noch ein paar andere Auslaender, die sich in Shanghai dauerhaft niedergelassen haben. Gegenueber unserem Transformatorenhaeuschen hat sich ein Oesterreicher ein Haus gekauft und es kompromisslos nach seinen Vorstellungen umgebaut. So hat er dreissig Meter in die Erde gegraben, um die Erdwaerme fuer Heizung und Warmwasser benutzen zu koennen. Ausserdem hat er Rollaeden und Regenrinne montiert, die es hier normalerweise nicht gibt und das ganze Haus nach modernsten Gesichtspunkten isoliert. So kann er viel Energie sparen.

Dieser Mann ist in Shanghai etwas Besonderes. Obwohl zum Beispiel das Autowaschen bei uns in Xin Qiao mit allem drum und dran nur zehn RMB (also ein Euro) kostet, waescht K. seine Autos (zwei Autos: eines fuer seine Frau und eines fuer ihn) selber und zwar am liebsten am Sonntag. Wenn er mit dem Autowaschen fertig ist, faengt er an im Garten zu arbeiten und maeht sogar den Rasen mit einem selber gekauften Rasenmaeher. Dabei kriegen wir die Wiese kostenlos vom Management rasiert! Wer arbeitet hier schon selber? Die reichen Chinesen eher nicht.
Abends sitzt der Oesterreicher dann mit seinen Freunden auf der typisch alpenlaendisch anmutenden Holzterasse, grillt Fleisch und schaut auf einer riesigen Aussenleinwand Fussball. Nachts werden die Rollaeden runtergelassen.

Eines ist sicher: in China sind solche Verhaltensweisen sehr selten! Und sie werden nachgeahmt! So hat eine andere chinesische Familie, die gleich daneben wohnt, sich auch eine Regenrinne montieren lassen und andere Nachbarn – ebenfalls Chinesen – waschen nun ploetzlich am Wochenende selber das Auto. Auch die Holzterassen und das Grillen von Fleisch wird hier allmaehlich populaer. Da sieht man was ein Mensch bewirken kann.

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Dienstag, Oktober 28, 2008

Der Milchskandal und Veronika

Ich will hier nicht ueber die allgemeinen Folgen wie die kranken und gestorbenen Kinder schreiben, denn das tut bereits die offizielle Presse. Was ich hier schreibe, sind nur die unmittelbaren Auswirkungen , die ich selber erlebe und das ist natuerlich – verglichen mit dem Aussmass der Katastrophe – nicht viel.

Mein eigenes Leben hat sich seit dem Bekanntwerden der Milchverschmutzung sowieso nicht sehr veraendert. Ich habe keine Kinder fuer deren Gesundheit ich verantwortlich bin. Nun habe ich auch schon neun Jahre lang taeglich etwa einen halben Liter chinesische Milch getrunken (Marke Guangming) und dazu regelmaessig chinesisches Jogurt gegessen. Was liegt da naeher, als einfach weiter zu essen und zu trinken? Ich denke mir , dass jetzt – nach dem Skandal - die Kontrollen hoffendlich gewissenhafter durchgefuehrt werden. Beunruhigend ist allerdings, dass meine chinesischen Freunde nur noch die teure, auslaendische Milch kaufen oder gar keine Milchprodukte mehr zu sich nehmen.

Haette ich das Gefuehl, dass es sinnvoll waere komplett auf Milchprodukte zu verzichten, wuerde ich das natuerlich auch machen. Aber wer sagt mir denn, dass es nicht morgen oder uebermorgen einen neuen Skandal mit anderen Lebensmitteln gibt? Auch in Deutschland gab es schon diverse Lebensmittel Skandale, man denke nur an den Gammelfleisch Skandal von vor zwei Jahren. Wir koennen uns nicht so einfach schuetzen, es sei denn, wir verzichten komplett auf Essen, Trinken und Atmen. Ich glaube, nicht einmal ein Umzug koennte helfen. Denn auch in anderen Laendern gibt es gewissenlose Leute, die mit ihrem ignoranten und egoistischen Verhalten die Menschheit ruinieren. Und es dauert immer viel zu lange, bis solche Skandale endlich an die Oeffentlichkeit gebracht werden.

Interessanterweise hat mir eine Freundin genau zur passenden Stunde das passende Buch in die Hand gedrueckt: Paulo Coelho: Veronika beschliesst zu sterben :
Eine Frau wird wegen einem missglueckten Selbstmord Versuch in die Psychiatrie eingeliefert und dort von einem Arzt behandelt, der eine neue Technik ausprobiert: Heilung durch Todesangst! Er spritzt Veronika ein Mittel, dass einen nahenden Herzinfarkt vortaeuscht und erklaert ihr, dass sie innerhalb der naechsten Woche sterben muesse, weil sie durch ihren Selbstmordversuch mit Schlaftabletten ihr Herz unheilbar geschaedigt habe. Im Angesicht des Todes wird Veronika nun so langsam sich selbst bewusst und entdeckt ihre Lebensqualitaet. Sie verliebt sich, geniesst es Klavier zu spielen und ihre Gefuehle auszudruecken und flieht schliesslich mit ihrem Geliebten aus der Anstalt. Die Moral von der Geschichte: lebe! Und die zweite Moral von der Geschichte: akzeptiere dich selbst und hoere nicht auf, Deine Meinung zu sagen und dich selbst in die Gesellschaft einzubringen.

Naja, ich bilde mir ein, dass ich diese Moral schon lange kapiert habe (selbst auf die Schulter klopf) – naemlich bereits vor Jahren als ploetzlich einige nahe Familienmitglieder kurz hintereinander an Krebs erkrankten und starben. Diese Krebserkrankungen sollen ja auch teilweise eine Folge von Umweltverschmutzung sein und haben auf der ganzen Welt sehr zugenommen.

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Dienstag, Oktober 14, 2008

Die internationale Musikmesse in Shanghai

Seit einigen Jahren gibt es in China zwei internationale Musikmessen. Im Mai in Peking und im Oktober in Shanghai. Ich habe dieses Jahr die Messe in Shanghai besucht. Dort habe ich mich vorallem ueber die deutschen Musikverlage gefreut, die dort ihre Noten ausgestellt haben. Sowas braeuchten wir hier das ganze Jahr ueber! Dagegen glaube ich, dass die internationalen Gitarrenbau Firmen hier nur wenig Chancen haben. Die meisten Firmen lassen ihre Instrumente ja sowieso schon in China produzieren, verkaufen sie dann aber etwa fuenfmal so teuer wie die gleichguten Instrumente chinesischer Hersteller. Witzigerweise werden die Gitarren verschiedener Hersteller hier oft in einer einzigen Fabrik produziert. Je nachdem welches Edikett dann spaeter hineingeklebt wird, kann man dann dasselbe Instrument teurer oder weniger teuer kaufen. So habe ich eine ausgezeichnete Ovation Gitarre von der Firma Aria (Aria ist eine chinesische Marke), die mich umgerechnet nur 300 Euro gekostet hat. Dasselbe Instrument gibt es aber auch von Farida (ebenfalls eine chinesische Marke) fuer etwa 500 Euro und von einigen spanischen Firmen fuer entsprechend noch mehr Geld. Neben den vielen internationalen Herstellern und Verlagen gab es auf dieser Messe auch eine Reihe interessanter Shows.
So waren dort zwei chinesische Amerikanerinnen, die sich wahllos aus der Menschenmasse ein Schlagzeug Orchester zusammengesucht haben. Mit diesen bunt zusammengewuerfelten, neugierigen Leuten haben die Damen dann richtig toll getrommelt. Da hat nicht nur das Mitmachen, sondern sogar das Zuhoeren Spass gemacht! 

Aus Deutschland kam unter Anderen auch die Rapp Gruppe “Spontanplastik” und mein Freund Sven Kuehbauch mit seiner Rockgitarren Show.

Mehr zum Thema koennt Ihr auf Guitarshanghai lessen.

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Freitag, September 19, 2008

von Radio China International enttaeuscht

Nun bin ich wirklich aergerlich! die von mir gerade noch so gelobte Internetseite Radio China International, scheint mit Berichten ueber den Milchskandal doch wohl ueberfordert zu sein. Ich haette da mehr detailierte Informationen erwartet. Was wir brauchen ist: ganz genaue Hinweise welche Art von welchen Milchprodukten nun betroffen sind und welche wir weiterhin kaufen koennen! Ich zum Beispiel trinke taeglich die Milch von Guangming. Natuerlich hat sich inzwischen herumgesprochen, dass auch einige Produkte dieser Firma mit Melamin verpanscht sind. Doch was genau ist jetzt mit meiner Milch? Gehoert sie nun zu den verschmutzten Produkten oder nicht? Je genauer die Informationen, desto besser koennen wir uns schuetzen, aber desto weniger erfolgen uebertriebene Panikreaktionen. Da erwarte ich einfach mehr Hilfe von Radio China. Solche detailierten Informationen gibt es ja auch in den chinesischen Tageszeitungen und sind hier in keiner Weise verboten. Es braucht halt nur ein bischen mehr Muehe fuer die Journalisten. Also: was ist?

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Donnerstag, September 18, 2008

Die Loehne unserer Haushaelterinnen oder: die Expats zahlen immer weniger

Wie viele von Euch wahrscheinlich schon wissen, ist es in Shanghai unter den etwas wohlhabenderen Menschen (egal ob Chinesen und Auslaendern) ueblich, wenigstens eine Haushaelterin zu beschaeftigen. Die in Shanghai lebenden Auslaender – bekannt auch als “Expats” – haben selbstverstaendlich eine Haushaelterin und oft sogar auch noch einen Fahrer. Als ich vor etwa neun Jahren nach Shanghai gezogen bin, haben die Expats im Durchschnitt 10 RMB pro Stunde fuer so eine Arbeitskraft gezahlt. Pro Monat waren das dann so etwa 1300 bis 1800 RMB fuer eine fuenftage Woche mit jeweils acht Stunden.

Nun die grosse Preisfrage: Wieviel zahlen denn nun heute – nach neun Jahren – diese Expats an ihre Haushaelterinnen? Peinliche und ueberraschende Antwort: genau dasselbe. Wie kann denn das sein?

Grund dafuer ist wahrscheinlich die Tatsache, dass die Chinesen teilweise noch weniger zahlen und viele Auslaender glauben, sich laecherlich zu machen, wenn sie sich zu gutmuetig verhalten. Vielleicht wissen viele Expats auch nicht so genau, wie schwer es inzwischen ist mit diesem Niedriglohn ueber die Runden zu kommen?

Angesichts der Tatsache, dass sich die Preise fuer Grundnahrungsmittel und ueberhaupt fuer Essen etwa verfuenffacht haben und die Mieten auch etwa um das dreifache gestiegen sind, ist es mehr als empoerend , dass ausgerechnet die sowieso schon niedrigen Loehne der Haushaelterinnen seit etwa zehn Jahren unveraendert geblieben sind . Sind es doch gerade die Auslaender, die immer ueber das Lohndumping und die Armut in China laestern! Waehrend man sich in Deutschland ueber die menschenunwuerdige Ausbeuterei der chinesischen Arbeiter aufregt, kann ich mit Besorgniss feststellen, dass die Expats hier oft die Notsituation der armen Bevoelkerung schamlos ignorieren.

Ein Beispiel: in meinem Wohnviertel gab es vor einiger Zeit eine sehr nette und sozial eingestellte deutsche Familie, die bei dem Lohndumping nicht mitmachen wollte und ihrer Haushaelterin (– sprich: Ai) alle Ueberstunden extra gezahlt hat. Als diese Familie nun nach Deutschland zurueckgegangen ist, wollte niemand die Haushaelterin dieser Familie uebernehmen, da diese Ai bereits zu sehr “verwoehnt” worden sei. Witzigerweise wollen viele Expats naemlich weder Uberstunden noch Krankenversicherung fuer ihre Haushaelterinnen bezahlen. Das verstoesst aber nicht nur gegen deutsches, sondern – soviel ich weiss - auch gegen chinesisches Recht.

Leider sind die reichen Chinesen ja wie gesagt auch oft nicht besser, als die reichen Auslaender. Man moechte zwar besten Service von einer immer gut gelaunten, freundlichen Hilfe, ist aber nicht bereit, sich auch nur ein bischen in die Situation dieser Menschen hineinzuversetzen. So gibt es doch wirklich Leute, die ihre Haushaelterin entlassen, weil “die dauernd so schlecht gelaunt ist..” HAHA! Waer ich auch, wenn man mich so behandeln wuerde! Gute Arbeit muss auch angemessen bezahlt werden. Warum sollte das in China anders sein als in Deutschland? Angesichts der unglaublich gestiegenen Lebensmittel Preise sind unsere liebenswuerdigen Ai`s inzwischen naemlich so arm, dass sie sich oft nicht einmal mehr genuegend gesundes Essen kaufen koennen. So hat mir meine Haushaelterinn erzaehlt, dass viele der Arbeiter morgens nur ein trockenes Mantou essen koennen, weil sonst das Geld nicht reicht. Immer mehr Arbeiter fangen an, in ihrer Freizeit in den Abfalleimern nach Plastikflaschen zu suchen, die dann fuer ein Mao weiterverkauft werden koennen.

Schlimm ist, dass es sich bei diesen Arbeitern um sehr fleissige und ehrliche Menschen handelt, die fuer Leute arbeiten, die jederzeit mal Abends im Restaurant ein Essen bestellen, dass genauso teuer ist, wie der Monatslohn dieser Menschen. Trotzdem kommen sich viele Expats unglaublich gut und sozial vor, weil sie zum Beispiel ihre alten Klamotten, die sie selber nicht mehr anziehen wollen, an ihre Haushaelterinnen verschenken. Doch unsere Haushaelterinnen brauchen ja eigentlich keine solchen Geschenke, sondern einfach nur einen gerechten Lohn fuer ihre gute Arbeit, mit der sie uns so sehr das Leben erleichtern.

Deswegen: Fur alle Auslaender, die sich noch unsicher sind, was sie eigentlich nun genau an ihre Ai`s zahlen sollen: unser Management hat bereits die Gebuehr fuer eine Stunde Arbeit von 10 auf 15 RMB erhoeht. Wir sollten das nun endlich auch so machen! 10 RMB pro Stunde war der Lohn von vor neun Jahren! Doch die Zeiten haben sich geaendert, die Lebenshaltungskosten der Menschen hier haben sich vervielfacht. Da sind 15 RMB pro Stunde oder ein Monatslohn von mindestens 2200 RMB (bei einer fuenf-tage Woche von jeweils acht Stunden pro Tag) ein Minnimum.

Eigenartigerweise prahlen die Expats oft damit, wie billig sie die Waren und Arbeiter heruntergehandelt haben. Ich finde, wer andere Menschen ausnutzt und damit auch noch angibt, zeigt nur, dass er selber ueberhaupt nicht gebildet ist. Im Gegenteil: wer den Mut hat, bei dieser allgemeinen Ausnutzerei nicht mitzumachen, kann stolz auf sich sein. Wir kommen aus einem sozial eingestellten, wohlhabenden Land und sollten unsere Wertvorstellungen auch in die Tat umsetzen.

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Sonntag, September 14, 2008

Radio China International

Heute moechte ich hier eine Webseite vorstellen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Nachrichten aus China in verschiedenen Sprachen - unter anderem auch Deutsch - der Weltoeffentlichkeit zu Verfuegung zu stellen. Ziel ist es, moeglichst umfassend und objektiv zu informieren, um damit dem Weltfrieden zu dienen. Die deutsche Redaktion dieser Website besteht sowohl aus Deutschen als auch - vorwiegend - Chinesischen Mitgliedern. Ich denke, wer an China interessiert ist, wird dort eine Menge Nachrichten finden. Diese Seite liest sich fuer mich gut, denn sie berichtet weder gehaessig noch sonst irgendwie arrogant oder haemisch und ich finde dort eine Menge Informationen, die ich sonst in deutschen Zeitungen nicht lesen kann. Natuerlich sollte man immer mehrere Informationsquellen zu einem Thema lesen oder am besten sich selber vor Ort mit eigenen Augen informieren, doch das ist oft aus verschiedenen Gruenden nicht moeglich. So ist Radio China International eine weitere Nachrichtenquelle fuer alle Menschen, denen China wichtiger ist, als nur ein Blick in ihre deutsche Tageszeitung.

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Montag, September 08, 2008

In China beim Friseur

Fuer die einen ist es ein aufregendes Abenteuer, fuer die Anderen eine Quelle von Aerger. Der Besuch in einem chinesischen Friseursalon.

Wer noch nie dort war, sollte wissen, dass es Dinge gibt, die anders sind als in Deutschland oder die es in Deutschland nicht gibt. Es faengt schon beim Haarewaschen an. Ich wuerde sagen, das Haarewaschen in China wird celebriert und verfolgt nicht nur den Zweck die Haare sauber zu kriegen, sondern dient der Entspannung und wird genossen. So bekommt man normlerweise mit dem Auftragen des Haarwaschmittels eine ausgiebige Kopfmassage. Nach dem letzten Ausspuelen folgt dann eine Nacken, Schulter und Arm Massage. Das kann schonmal eine halbe Stunde so gehen. Wer es eilig hat und sich nur schnell etwas verschoenen wollte, wird wahrscheinlich ungeduldig, aber wenn man sich Zeit nimmt, dann kann man diese freundliche Behandlung richtig geniessen.

Und nun geht es ans Haareschneiden. Mir ist es ja auch in Deutschland des oefteren passiert, dass ich es nicht geschafft habe, dem Friseur zu erklaeren, was ich eigentlich will und dann mit einer Frisur ausgestattet wurde, die so nicht geplant war. In China habe ich mich deswegen nicht gewundert, dass mir dieses Problem auch immer wieder zu schaffen macht. Das liegt wohl weder an der Sprache, noch am Friseur, sondern wahrscheinlich eher an meinem mangelhaften Beschreibungsvermoegen.
Trotzdem sollte man bei seinen Anweisungen beruecksichtigen, dass die chinesischen Friseure im Gegensatz zu den deutschen Friseuren immer etwa doppelt soviel abschneiden, wie man moechte. Beispiel gestern: Ich komme mit sehr langen, bis unter die Brust reichenden Haaren zum Friseur und mochte sie mir etwa schulterlang abschneiden lassen. In Deutschland waere das Ergebniss danach: eine schulterlange Langhaarfrisur. Doch hier in Shanghai? Gerademal die laengsten Haarspitzen reichen noch bis zur Schulter und meine Haare sind so durchgestuft wie ein herausgewachsener Kurzhaarschnitt. Auch mein Mittelscheitel ist futsch, denn der Frisur hat ohne mich zu fragen einfach mal vorne kurz geschnitten. Tja. Soll ich mich jetzt aergern und den Friseur beschimpfen? Ich bin ja, was Haareschneiden betrifft, ein grosszuegiger Mensch, schimpfe nicht und hoffe, dass meine Haare schnell wieder nachwachsen. Es schaut ja auch nicht schlecht aus, was der Friseur da fabriziert hat. Nur: von mir war so ein Kahlschlag nicht gewollt!!

Aehnliches ist mir natuerlich schon oefters passiert. So haben sich meine Haare in meinem ersten China Jahr bis zu einem etwa funf Millimeter kurzen Igelkopf entwickelt. Klar, da war ich auch selber schuld, denn ich hatte dem Friseur gesagt, dass ich diesmal richtig kurze Haare moechte. In Deutschland muss man ja immer extrem darauf bestehen etwas mehr abgeschnitten zu bekommen, sonst veraendern die deutschen Friseure am liebsten gar nichts. Das kann ich auch nicht leiden, denn dann habe ich das Gefuehl meine Zeit und mein Geld verschwendet zu haben. In China sieht man auf jedenfall immer, wenn ich mal wieder beim Friseur war. Es sind sogar jedesmal sehr offensichtliche, grosse Veraenderungen und irgendwie ist das ja auch lustig und spannend. Aber soviel ich weiss, ist das nicht jedermanns Sache. Deswegen fuer alle Neuankoemmlinge in Shanghai: Wenn Ihr nur ein bischen Eure Frisur verbessern wollt, muesst Ihr sehr klar sagen, dass Ihr nur die Frisur reparieren wollt. Wer sagt er moechte Haareschneiden, der wird sich auf einige optische Veraenderungen gefasst machen muessen. Aber eines ist sicher: die chinesischen Friseure sind meistens gut und talentiert und auch wenn das Ergebniss oft anders ausfaellt als erwartet, es macht einen normalerweise nicht haesslicher als man eh schon ist.

Was ich uebrigens noch festgestellt habe: die chinesischen Friseure, die ich kenne, sind nicht nur sehr nett, sondern auch sehr selbstbewusst, was ihr Koennen anbetrifft. So hat mein Friseur gestern zu mir gesagt, dass er europaeische Haare viel besser schneiden kann, als die Friseure in Europa. Denn die chinesische Haarschneide -Technik sei optimal, um europaeische Haare zu stylen. Dagegen ist es fuer Europaer sehr schwer, chiesische Haare zu schneiden, denn die Chinesen haben viel mehr und viel dickere Haare als die Deutschen. Deswegen seien die Chinesen, die sich versuchen in Europa die Haare schneiden zu lassen, immer sehr unzufrieden.

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Freitag, September 05, 2008

Am Ende triumphiert die Ehrlichkeit

Nachdem ich heute morgen auf der Webseite der deutschen Welle mehrere Artikel zum Thema “China hilft Afrika” gelesen habe, ist mir zu diesem Thema folgendes eingefallen:

Der Westen – also Europa und auch Amerika stehen doch vorwiegend in christlicher Tradition, waehrend China ganz andere philosophische Wurzeln hat. Ein grosser Teil der jetztigen Unterschiede sind wahrscheinlich immer noch auf diese verschiedenen philosophischen Wurzeln zurueckzufuehren.

So haben die Christen traditionell immer sehr hohe moralische Anforderungen, die aber von der herrschenden politischen Klasse normalerweise nicht erfuellt werden. Um diese Differenz zu verbergen, muss man unglaublich komplizierte Geschichten erfinden, die dann mit viel Geschick als “Wahrheit” verkauft werden. Angefangen hat es wahrscheinlich mit dem Versuch die Menschheit an eine jungfraeuliche Geburt von Jesus glauben zu lassen. Objektiv gesehen ist so eine jungfraeuliche Empfaengniss ja nicht moeglich! Die moderneren Nachkommen von dieser Geschichte sind dann die angebliche Freiheit im Westen und noch witziger: die sogenannte Entwicklungshilfe.

Im Gegensatz dazu steht der Realismus und Pragmatismus der chinesischen Machthaber. In China weiss jeder Mensch, dass es so eine idealistische Auffassung von Freiheit und uneigennutziger Entwicklungshilfe nicht wirklich geben kann – und dass, wer gibt auch nehmen will und umgekehrt. Kurz: Man hat zu seinem natuerlichen, menschlichen Egoismus eine relativ positive Einstellung und kann die Dinge so sehen wie sie sind. Die Menschen muessen also weniger Energie verschwenden, um an Dinge zu glauben, die es gar nicht gibt. Und das ist meiner Meinung nach auch mit ein Grund fuer den Erfolg, den die chinesische Regierung in den letzten Jahren verbuchen kann. Probleme werden nicht moralisch schoen geredet, sondern man bemueht sich akzeptable Loesungen und Kompromisse zu finden mit denen alle Seiten so einigermassen zufrieden sind. Handeln statt moralische Heuchelei steht im Vordergrund. Das sieht man auch bei Chinas Engagement in Afrika.

Warum ich das schreibe? Weil ich natuerlich hoffe, dass die Menschen in Deutschland und in der westlichen Welt allmaehlich mehr offen fuer andere Weltanschauungen werden. Waehrend die Chinesen doch relativ gut ueber die westliche Welt Bescheid wissen und sich – im Gegensatz zu allen Behauptungen – auch ganz gut informieren koennen, bemuehen sich die westlichen Autoritaeten anscheinend verzweifelt, den Glauben an die Ueberlegenheit ihrer Ideologien aufrechtzuerhalten, was dann leider zu einer gewissen Fehlinformiertheit in der (westlichen) Bevoelkerung fuehrt. Dabei koennte man soviel von China lernen!

Doch ich stelle auch fest, dass sich die positiven Bemerkungen ueber China in der deutschen Presse langsam zu vermehren beginnen. So sind die Artikel, die ich heute morgen bei der deutschen Welle gelesen habe, keineswegs nur noch negativ.

Hier nochmal der Link zu den Artikeln auf DW-World.com

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Mittwoch, September 03, 2008

Rueckkehr zur Normalitaet

Gestern habe ich eine SMS von der Polizeibehoerde in Shanghai bekommen.

“ die Aktionen fuer die olympischen Spiele sind nun endgueltig beendet. Vielen Dank fuer Ihr Verstaendniss und Ihre Kooperation bei den speziellen Sicherheitsvorkehrungen. Um einen reibungslosen Ablauf der olympischen Spiele und um Ihre allgemeine Sicherheit hat sich die Polizei in Shanghai sehr bemueht .”

Nun sind sie also vorbei die olympischen Spiele und damit auch dieser Ausnahmezustand mit speziellen Sicherheitskontrollen an Flughaefen und U-Bahnen. Auch das Internet ist wieder schneller – wie angenehm!

Ich lebe hier ja ziemlich ausserhalb und hatte sowieso nicht viel von diesen zusaetzlichen Sicherheitsmassnahmen mitbekommen. Einmal musste ich allerdings in einem U-Bahnhof meine Taschen kontrollieren lassen. Die beiden Beamten, die meine Taschen durchsuchten waren sehr nett und haben mich gefragt, ob ich Chinese bin, weil ich mich, als sie mich aufhalten wollten, zu einem “taoyan” (auf Deutsch: “Mist”) hinreissen liess. Tatsache ist, dass ich diese Sicherheitskontrollen in Ordnung fand, weil ich auch immer etwas Angst vor Terroranschlaegen hatte. Und vorallem: ich fand die Sicherheitskontrollen in Amerika viel unangenehmer! Als ich vor zwei Jahren von Hawaii zurueck nach Hause (also: Shanghai) fliegen wollte, wurde am Hawaiier Flughafen nicht nur mein Koffer komplett durchwuehlt, sondern ich musste mich auch noch unter ein Roentgengeraet stellen und die Schuhe ausziehen. Die amerikanischen Beamten waren auch nicht so freundlich wie die chinesischen Beamten.

Und Tatsache ist auch, dass wahrscheinlich die meisten in China lebenden Auslaender genau wie die Polizei und die Chinesen froh sind, dass die Olympiade gut und reibungslos vorbei gegangen ist .

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Mittwoch, August 27, 2008

Doujiang – Sojamilch: Anleitung zum Selbermachen

Wir haben un seine Doujiang Maschine gekauft und damit machen wir jetzt unsere viel geliebte, taegliche Doujiang (Sojamilch) selber. Das ist gar nicht schwer , schmeckt lecker und ist sehr gesund!

Am Abend vorher weicht man die Bohnen ein. Man kann gelbe, rote oder gruene Bohnen nehmen oder auch mischen. Ausserdem kann man auch Getreide (Gerste, Dinkel) usw. dazugeben, je nach Lust und Laune. Ich bevorzuge eine Mischung aus gelben und gruenen Bohnen. Am naechsten Morgen muss man dann die eingeweichten Bohnen kurz abwaschen und in die Maschine geben. Wasser dazu, Deckel drauf und auf den passenden Knopf druecken. Nach etwa fuenf Minuten ist die Doujiang(Sojamilch) fertig. Nun kann man entweder alles durch ein Sieb geben (soft version), oder auch einfach nur gut umruehren (strong version) und in die Becher abgiessen. Wir nehmen Zucker dazu. Etwas abkuhlen lassen und die Doujiang trinken. Zu beachten waere noch, dass man Doujiang nicht ganz auf nuechternen Magen trinken soll. Also ertmal ins Brot beissen, bevor man den ersten Schluck nimmt, dann vertraegt der Koerper das Eiweiss besser. Egal ob man umruehrt oder nicht, es bleibt immer ein Satz uebrig, den man auf verschiedene Weise entsorgen kann: manche Leute werfen das weg, aber man kann daraus auch Eis machen oder es unters Gemuese ruehren...

Hier ein Bild von unserer Doujiang Maschine

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Montag, August 18, 2008

Warum ich diesen Blog schreibe

Zuerstmal: diesen Blog schreibe ich vorallem fuer deutsche Leser.
Da ich sehe, dass viele Deutsche nur sehr wenig oder gar nichts ueber
China wissen und oft voll sind mit Vorurteilen, dachte ich als
Privatperson durch die Erzaehlung meiner eigenen Erfahrungen etwas
zur Voelkerverstaendigung beitragen zu koennen. Seit neun Jahren lebe
ich in Shanghai und ich lebe gerne hier. Es gibt viel Gutes zu
erzaehlen und auch die negativen Seiten, die es natuerlich gibt – wie
ueberall - sehen doch anders aus, als man es in Deutschland aus der
Presse erfahren kann.

Ich schreibe nur, was ich selber erlebe und denke und ich habe
keinerlei Interesse an Ideologien, egal woher sie kommen. Mich
interessiert das Leben und die Wahrheitssuche bei Problemen.
Jedesmal, wenn ich nach Deutschland komme, machen mich die
unglaublich negativen und teilweise gehaessigen Aeusserungen ueber
China in der Presse und auch von Bekannten traurig. Das heisst aber
nicht, dass ich nicht bereit bin die Probleme, die es hier gibt, zu
sehen! Es gibt fuer mich auch keinen Grund die Dinge hier schoen zu
reden. Was mir nicht gefaellt, gefaellt mir nicht. Und das kann ich
auch schreiben. Aber was gut ist und vorallem: was anders ist, als
man in Deutschland so denkt, sollte auch gesagt werden koennen, ohne
gleich von einigen Leuten als "Propagandaopfer" verdaechtigt zu
werden. Wer hier Opfer welcher Propaganda ist, sei dahingestellt.
Meine Meinung jedenfalls beruht auf Erfahrung und auch auf intensiver
geistiger Auseinandersetzung.

Und nun wuensche ich allen meinen geschaetzten Lesern weiterhin gute
Unterhaltung!

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Samstag, August 16, 2008

historische Anmerkungen zum Tibetstatus nach Wikipedia

nachdem ich bei diesem Deutschland Besuch staendig und unfreiwillig mit der Tibetfrage konfrontiert wurde, habe ich mich heute - zurueck in Shanghai - endlich einmal bei Wikipedia ueber die Geschichte Tibets informiert. Die Zusammenfassung: Bis Anfang des 18ten Jahrhunderts war Tibet ein Gebiet ohne festgelegte Grenzen, aber unter mongolischer Schirmherrschaft. Als dann die Mongolei zerbrach, gab es in Tibet Nachfolgeunruhen. Nun uebernahm China die Rolle der Mongolei, 1720 erklaerte China Tibet zu seinem Protektoriat bei voller Autonomie. Diese Konstellation hatte fuer beide Seiten Vorteile und hielt fast 200 Jahre lang. Im Vertrag von Sanct Petersburg 1907 einigten sich England und Russland ueber ihre Interessen in Zentralasien und legten die Suszeraenitaet Chinas ueber Tibet fest. In den alten Atlanten wird deswegen Tibet als ein Teil Chinas dargestellt. Das aenderte sich erst mit der englischen Invasion.

Auf Grund der chinesischen Revolution verliessen die chinesischen Truppen Tibet, worauf der Dalai Lama 1913 die Unabhaengigkeit Tibets proklamierte. Diese wurde aber nur von wenigen Staaten jemals anerkannt. Danach war China durch Buergerkriege gespalten und durch den zweiten japanischen Krieg abgelenkt, so dass sie erst ab etwa 1950 wieder Zeit fuer das Thema Tibet hatten. 1951 unterzeichneten Abgeordnete der Tibetischen Regierung mit der chinesischen Regierung ein 17 Punkte Abkommen zur Integration von Tibet in China, wobei Tibet vollstaendige Autonomie und Religionsfreiheit zugestanden wurde. Das Verhaeltniss zwischen China und Tibet wurde vorallem waehrend der Kulturrevolution sehr belastet. 

Ich habe diese Informationen aus dem Online Lexikon Wikipedia, bitte lest dort alles nochmal selber nach, ich habe nur das Wichtigste zusammengefasst.

Nach diesen Informationen erhaertet sich mein Verdacht, dass die neuesten "Free Tibet" Aktionen wahrscheinlich von den USA manipuliert sind. Brauchen die USA vielleicht Tibet zur Stationierung ihrer Raketen? Wer weiss.


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Die Sueddeutsche und die Meinungsfreiheit

Auf dem Rueckflug nach Shanghai habe ich im Flugzeug in einer chinesischen Zeitung einen Artikel von einem chinesischen Studenten gelesen, der sein Interview bei der Sueddeutschen Zeitung beschrieb. Weil die Sueddeutsche ueber Studenten in Deutschland aus der dritten Welt berichten wollte und der Professor des chinesischen Studenten mit diesem Projekt viel zu tun hatte, wurde der Student zusammen mit einem Studenten aus dem Sudan zu einem Interview eingeladen. Bei diesem Interview ging es nicht um wissenschaftliche Fragen, sondern die Reporterin wollte vorallem private Dinge ueber das Leben in China wissen, unter anderem auch die finanzielle Situation des Studenten und seiner Familie. Als der Student erzaehlte, dass er in China bereits waehrend der Schulzeit ein Stipendium gewonnen habe so dass seine Eltern ihn nicht unterstuetzen muessten, sondern von ihrer Rente leben koennten, schien die Journalistin sehr ueberrascht und sogar etwas enttaeuscht. Sie erzaehlte dem chinesischen Studenten von dem Interview mit dem sudanesischen Studenten, der offensichtlich sehr grosse finanzielle Probleme hatte und fragte dann: anscheinend ist die Situation in China ganz anders als im Sudan? Daraufhin erzaehlte der chinesische Student, dass das Lebensniveau in Chinas Grossstaedten etwa so sei wie in Europa. Obwohl es viele Gebiete gaebe in denen China sich noch entwickeln muesse, haette die chinesische Regierung diese Probleme bereits erkannt und wuerde auch viel tun, um das Land voran zu bringen. Aber das brauche eben alles seine Zeit. Ueber diese positive Einstellung des chinesischen Studenten zu seiner Regierung schien die Reporterin der Sueddeutschen sehr traurig und enttaeuscht. Eigenartigerweise wurde nur das Interview mit dem Sudanesen veroeffentlicht, aber nicht das mit dem Chinesen, da seine Aussagen nicht zu dem Chinabild passten, dass die Deutschen haben (sollten).

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Dienstag, August 12, 2008

Aufgehetzt und dumm

Wie man bei den Uni-Spiegel Nachrichten hier
lesen kann, hat ein deutscher Student auf dem Platz des himmlischen Friedens fuer ein freies Tibet demonstriert und ist dann, wie zu erwarten, ausgeflogen worden. Nun wird dieser Student in Deutschland gefeiert wie ein Held. Warum? Seit wann sind nationalistische Wichtigtuer Helden? Wie waere es, wenn dieser Student anstatt in Peking fuer ein "freies Tibet", zum Beispiel in Berlin fuer ein "freies Bayern" demonstriert haette? Das waere meiner Meinung nach genauso (dumm) und vielleicht wuerde dazu noch mehr Mut gehoeren. Es ist doch ein grosser Unterschied, ob man sich fuer die Gleichberechtigung aller Volksgruppen einsetzt oder nationalistische Seperatisten unterstuetzt. Seperatismus wird normalerweise immer zu Krieg fuehren, der Kampf um Gleichberechtigung nicht. Aber anscheinend ist fuer diesen Studenten China so weit weg, dass ihm derartige Fragen sowieso egal sind.

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Dienstag, Juli 15, 2008

Kulturunterschiede – Schwimmen


Auch beim Schwimmen im Schwimmbad gibt es Unterschiede in den Gewohnheiten der chinesischen bezw. Asiatischen Bevoelkerungsmehrheit und der wenigen Auslaender hier in unserem Wohnviertel. So trifft man untertags und speziell bei Sonnenschein nur Auslaender im Schwimmbad. Die Asiaten dagegen bevorzugen den fruehen Morgen und den Abend. So gibt es auch noch nach zehn Uhr abends chinesische Kinder, die im Schwimmbad spielen. Die deutschen Kinder dagegen muessen um diese Uhrzeit laengst ins Bett. Und waehrend die deutschen Kinder oft vollkommen sich selbst ueberlassen mit ihren Schwimmbewegungen experimentieren, bekommen die chinesischen Kinder in der Regel von Anfang an professionelle Anleitung durch einen Lehrer. Wenn der Lehrer nicht da ist, trainieren dann die Eltern mit den Kindern. Gespielt wird auch, aber viel weniger. Chinesische Frauen ueber 40 trifft man fast nie im Wasser und wenn, dann bestimmt nicht im Bikini, sondern im Badeanzug. Normalerweise koennen diese Frauen auch nicht schwimmen oder wenn sie schwimmen, dann ganz langsam und unprofessionell. Ich bin allerdings sowieso eine Ausnahme. Auch bei den deutschen Frauen gibt es nicht viele Schwimmerinnen, die mit 45 im schnittigen Bikini durchs Schwimmbad jetten. Aber zumindest ein bischen mehr als bei den Asiaten. Dagegen trifft man immer mal wieder asiatische Geschaeftsleute, die mit ihren Geschaeftsfreunden im Schwimmbad Kaffee trinken. Die nehmen die Kaffeetassen wirklich mit ins Wasser. Manchmal ist nach einer derartigen Veranstaltung das Wasser so dreckig, dass es erst drei Tage lang gereinigt werden muss, bevor wieder darin geschwommen werden kann. Ich beschreibe hier nur die Zustaende, wie ich sie in dem Schwimmbad unseres Wohnviertels beobachtet habe. Wir sind ja ein ganz besonderes Wohnviertel, mit besonderen Freiheiten. Zum Beispiel bleibt bei uns das Schwimmbad das ganze Jahr ueber jeden Tag 24 Stunden geoeffnet. Andere Schwimmbaeder in Shanghai oeffnen nur von Juni bis Mitte September und dann auch nur etwa 12 Stunden pro Tag. In anderen Schwimmbaedern darf man auch seinen Kaffee nicht mit ins Wasser nehmen. Was man bei uns noch alles darf: Nach Lust und Laune kreuz und quer schwimmen und von allen Seiten planlos ins Wasser springen. Das koennte wieder typisch chinesisch sein. Denn die Chinesen halten meiner Meinung nach prinzipiell nicht viel von Regeln.

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Montag, Juli 07, 2008

Erfolglose Hongmei

Habt Ihr schonmal versucht, ein Liebespaar herzustellen? Hier in China lernen sich viele Ehepaare kennen, weil sie von Freunden oder Bekannten gegenseitig vorgestellt werden. Da die Menschen viel arbeiten, bleibt oft fuer die natuerliche Variante weder Zeit noch Gelegenheit. Ich habe schon mehrmals als “Hongmei” fungiert – so nennt man die Freunde, die helfen, dass zwei Menschen sich kennenlernen koennen – doch leider bisher nicht sehr erfolgreich.

Vor einiger Zeit fragte mich eine Bekannte – nennen wir sie Li Feng - ob es in meinem Freundeskreis eine gutaussehende Frau unter dreissig gaebe, die nicht groesser als 168 cm ist und ausserdem noch Single. Nach einiger Ueberlegung fiel mir eine huebsche Freundin ein, die vor nicht allzu langer Zeit ihren BoyFreund verlassen hat. Li Feng, die fuer einen iher guten Freunde eine Freundin suchte, war begeistert und so beschlossen wir die Beiden zusammen zu bringen.

Beim ersten Date luden wir die zwei zukuenftigen Eheleute zu einem Theaterbesuch ein. Leider dauerte die Theatervorstellung wider Erwarten lange, so dass danach keine Zeit mehr blieb sich bei einem Glaeschen Wein genauer kennenzulernen. Ausserdem gelang es uns nicht, die Beiden nebeneinander zu setzen. So blieb uns nichts anderes uebrig als noch ein anderes Date zu organisieren. Der Einfachheitshalber beschloss Li Feng mir eine SMS mit den Details von Mr Love (in spe) zu schicken, die ich dann meiner Freundin zeigen solle, um sie sozusagen seelisch auf ihr neues Liebesglueck vorzubereiten. Leider ist Li Feng sehr pragmatisch. So lautete die SMS: “suche fuer meinen Freund, einen gutverdienenden Generalmanager, Chef der groessten blablabla…..Firma eine passende Freundin, moeglichst Taenzerin, nicht ueber dreissig und nicht grosser als 168 cm.” Als ich diese SMS meiner Freundin zeigte, war sie gar nicht erfreut: “ich bin doch nicht kaeuflich – wieso will der denn eine Taenzerin? Warum hat der so hohe Anforderungen und sagt nicht einmal wie alt er ist?” Ich war um Schadensbegrenzung bemueht und meinte, dass diese SMS nicht von Mister Love persoenlich geschrieben wurde, sondern von einer gutmeinenden Bekannten. Man muesse das deswegen alles nicht so eng sehen….Schliesslich willigte meine Freundin ein, es mit einem Treffen auf einer Party zu versuchen. Ich begleitete sie zu dieser Party. Leider war meine Freundin schlecht gelaunt und unhoeflich. Nach einer Viertelstunde sagte sie zu mir, wir sollten jetzt gehen, diese Party waere zu langweilig…auf dem Heimweg meinte sie nur lakonisch, ich solle ihr in Zukunft nur noch Maenner mit einer Mindestgroesse von 172 cm vorstellen.

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Dienstag, Juli 01, 2008

Hilfe fuer Sichuan

Solltet Ihr noch nicht gespendet haben und wisst nicht an wen Ihr Euch wenden sollt? Hier ein Link zu einer hilfreichen Internetseite mit Spendenmoeglichkeiten und Informationen zum Thema Sichuan.

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Wir haben diesselben Themen

Wie Ihr auch bei Phillip nachlesen koennt hat es hier in den letzten Wochen vorwiegend geregnet und zwar heftig. Doch heute ist es sehr heiss und sonnig und in unserem Wohnviertel tosen die Klimaanlagen. Klimaanlagen sind laut - zumindest die Grossen -.

Und wie Ihr bei Carsten lesen koennt, leiden die Menschen in Sichuan und das Wetter macht ihr Leben noch anstrengender und qualvoller. So kann sich Mrs Rice ueber die "Belastbarkeit der Menschen" wundern. Oder bewundern? Hatte sie nicht bewundern gesagt? Die Tapferkeit der Menschen in Sichuan ist wirklich bewunderungswuerdig.Dieses Erdbeben hat viele Menschen zu Helden werden lassen. Da gibt es Menschen, die bis zum Umfallen fuer andere Menschen arbeiten. Eine Lehrerin z.B. hat, -obwohl ihr eigenes Kind bereits tot geborgen worden war - nicht geruht, bis alle ihre Schueler ausgegraben worden waren. Sie blieb die ganze Zeit an der zusammengestuerzten Schule und hat mitgeholfen die Schueler zu retten und zu versorgen. Bis sie irgendwann mal entkraeftet zusammengebrochen ist. Oder der alte, bettlaegerige Mann, der 1 Woche unter den Truemmern ueberleben konnte, weil seine Frau es geschafft hat, ihm durch eine Ritze Wasser zu geben. Das Ehepaar hatte in einer sehr abgelegenen Region gelebt, wo die Rettungskraefte nicht sofort hingefunden hatten. Schliesslich waren viele Strassen von Schlammmassen zugeschuettet und einige kleine Bergdoerfer erst nach einigen Tagen erreichbar. Inzwischen leben die Menschen in Zelten. Das ist bei der Hitze und bei dem Regen sehr unangenehm. Acht Personen pro Zelt. Jeder hat nur eine kleine Lagerstaette. Essen, Waschen und alles andere eine Gemeinschaftsangelegenheit. Dazu die Trauer um die toten Freunde und Familienmitglieder. Ein Foto, das mir besonders unter die Haut geht, ist das Foto mit den Schultaschen der toten Schueler. 

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Dienstag, Juni 24, 2008

Blogspot is back in China!

Bereits seit einiger Zeit kann man die Blogspot Blogs in China wieder lesen. Deswegen kann ich jetzt auch einige gute Blogs von Kollegen (ich meine anderen Bloggern) lesen, die ich frueher nicht lesen konnte. Zum Beispiel den Blog von Carsten ueber sein Leben in Shanghai. Ich finde es sehr erfreulich, dass es diese Art von Literatur gibt. Es bereichert mein Leben.

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Montag, Juni 23, 2008

Es regnet...





Regenzeit. Taeglich schuettet es ein paarmal wie aus Kuebeln gegossen. Ich habe versucht, ein paar charakteristische Fotos von dem Regen zu machen. 




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Samstag, Juni 21, 2008

Und mal wieder ein Kulturcrash

Nach neun Jahren Shanghai sollte man meinen, dass ich mich hier
ohne groessere Pannen mit der Gastkultur arrangieren kann. Meistens
klappt das auch ganz gut, im Gegenteil: irgendwie scheine ich hier
nicht nur von meiner Figur her, die in China der Norm entspricht, sondern auch von meinen Essgewohnheiten und von meinem Charakter her sehr gut reinzupassen. Aber manchmal gibt es leider doch die absoluten Kulturcrashs. Einer passierte gestern.

Nach dem Balett Training treffe ich in der Umkleidekabine auf eine Frau – oder trifft sie auf mich? – jedenfalls kennen wir uns noch nicht. Sie moechte die Klasse besuchen, die im Anschluss an meine Klasse stattfindet. Anstatt direkt mit mir zu sprechen wendet sie sich den anderen chinesischen Balett Damen zu (ich bin die einzige Auslaenderin in dem Studio) und faengt an ueber mich zu sprechen, in dem sie mich als "laowai" bezeichnet. Sie ist erstaunt, dass hier auch Auslaender tanzen. Nun lebe ich lange genug hier, um wissen zu muessen, dass diese Titulierung (auf deutsch hiesse das: alter Auslaender) nicht boese gemeint ist.. Trotzdem bekomme ich davon schlechte Laune und eine Abneigung gegen diese Frau. Ich finde es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nach wie vor sehr unhoeflich und herabwuerdigend, wenn jemand anstatt mit mir selber zu sprechen in meinem Beisein anfaengt ueber mich mit anderen zu diskutieren, als ob ich nichts verstehen wuerde. Leider hatte ich gestern einen schlechten Tag und habe entgegen aller Vernunft zu dieser Frau gesagt, dass wir Auslaender ein derartiges Verhalten normalerweise nicht leiden koennen. Natuerlich kam dann sofort die noch doofere Bemerkung, dass ich aber sehr gut chinesisch spraeche. Ein Anlass fuer diese Frau danach mit den anderen Chinesinnen im Shanghai Dialekt weiterzusprechen. Warum will sie nicht mit mir reden? Sauerei. Ich war gestern sehr schlecht gelaunt, habe mich nicht beherrschen koennen und der Frau gesagt, dass es keinen Sinn mache Shanghai Dialekt zu sprechen, denn das wuerde ich auch verstehen. Daraufhin war sie ziemlich verwirrt und meine chinesischen Kollegen haben mir spaeter Vorwuerfe gemacht, dass ich dieser Frau zu wenig "Mianzi" gegeben haette. Mianzi heisst "Gesicht", soll heissen, ich habe diese Frau ihr Gesicht verlieren lassen und das macht man nicht.

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Freitag, Juni 20, 2008

Shanghai Blog


Es gibt immer mehr gute und informative, private Blogs ueber Shanghai. Heute moechte ich den Blog von Friedrich Demmer empfehlen. "Gedanken zur Rueckkehr nach Deutschland" sollte man lessen, wenn man in Shanghai lebt und mit dem Gedanken spielt nach Deutschland zurueckzukehren. Klickt man dann weiter auf die Links im Menu, wird man eine Menge Informationen finden, die fuer Neulinge in Shanghai sehr hilfreich sein koennen. Ich kann diese Homepage allen deutschen Expats in Shanghai empfehlen! 

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Mittwoch, April 02, 2008

Kulturunterschiede Nr.1


Meine Stimme ist weg. Ich habe keine Stimme mehr und muss stumm wie ein Fisch zuhoeren, waehrend andere reden. Das ist nicht ganz einfach fuer mich.

Nachdem man mir heute schon etwa 50 mal gesagt hat, dass ich erkaeltet bin und mich unbedingt warm anziehen soll, ausserdem ins
Krankenhaus gehen, Medizin essen und mich schonen, habe ich beschlossen den Rest des Tages auf meinem Zimmer zu verbringen.
Unterrichten kann ich heute sowieso nicht und auf all die vielen Anweisungen und Fragen zu meinem Gesundheitszustand kann ich auch
nicht antworten. Kein Ton will raus aus meinem Mund.

So habe ich mal wieder Zeit meinen Blog weiterzuschreiben.

Letzte Woche gab es an der deutschen Schule eine Diskussion ueber
chinesisch – deutsche Kulturunterschiede. Die Ueberschrift: "warum
sind wir uns so fremd" , hat mich eigentlich eher abgeschreckt, aber
schliesslich bin ich doch hingegangen.

Von dieser Diskussion angeregt, habe ich beschlossen, mir in Zukunft
mehr Notizen zu machen, auch wenn meine Erlebnisse vielleicht nicht
unbedingt etwas mit "chinesisch-deutschen Kulturunterschieden" zu tun
haben. Aber es sind Erlebnisse, die ich in China habe und insofern
gehoeren sie auch zum Thema.

Hier meine erste Notiz:

Ich sitze in einem Café, um mich von meinen Einkaeufen zu erholen.
Vor mir liegt mein elektronisches Lexikon und die chinesische `Global
Times`, eine Zeitung, die ich mir davor an einem Kiosk gekauft habe.
Als die Kellnerin den Kaffee bringt, lege ich die Zeitung einen
Augenblick beiseite, um erstmal einen tiefen Schluck aus meiner Tasse
zu geniessen. Sofort kommt vom Tisch schraeg gegenueber ein Mann zu
mir und bittet mich, sich meine Zeitung nehmen zu duerfen.
Wohlbemerkt: dieser Mann ist kein Penner und sitzt mit einer Dame
zusammen in einem nicht ganz billigen Café. Ich bin ueberrascht, gebe
ihm aber einen Teil meiner Zeitung mit der Bemerkung, dass ich den anderen Teil selbst noch nicht gelesen habe. Er akzeptiert das, geht zurueck an seinen Tisch und widmet sich vor
den Augen seiner Dame der Zeitung. Die Dame trinkt gelangweilt ihren
Kaffee. Nach einiger Zeit gibt er mir die Zeitung mit Dank zurueck
und verlaesst mit der Dame das Café.

Was daran ist nun typisch chinesisch? Ich sehe das so: typisch
chinesisch ist vorallem die Tatsache, dass der Mann im Beisein einer
Dame die Zeitung liest, anstatt sich mit der Frau zu unterhalten. Mir
ist sowas in Begleitung meines (chinesischen) Mannes auch schon
passiert. Am Anfang hat mich das beleidigt, doch inzwischen versuche
ich, mir auch etwas Lesbares zu organisieren und sehe darin eine
Moeglichkeit zur Entspannung. Man muss ja gar nicht soviel bereden.
Aber ist das nun wirklich typisch chinesisch oder war es Zufall, dass
ich in Deutschland noch nie so etwas erlebt habe?

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Freitag, März 14, 2008

Auf dem Weg






Shanghai ist bedrueckend...
aber auch entzueckend......
Sich im Berufsverkehr in Busse pressen
und dann beim Balett den Aerger vergessen...

Heute bin ich so muede, dass mir nur noch solche bloeden Sprueche einfallen.
Ich muss mir ueber unser Komitee Gedanken machen: Wir sind eine komische Gruppe: Bis auf mich, die ich zu diesem Job irgendwie gekommen bin, ohne genau zu wissen, was mir da blueht,
haben offensichtlich alle anderen Mitglieder ein gemeinsames Ziel: Das jetztige Management zu vertreiben. Ich habe keinerlei Probleme mit diesem Management und bin deswegen mit meiner Meinung immer in der Minderheit. Witzigerweise entspricht meine Meinung aber anscheinend der Mehrheit der Einwohner.  Inzwischen sind wir in so einer Art Pattsituation, koennen weder vor noch zurueck und schaffen es kaum noch irgendeinen Entschluss zu fassen. 
Bevor ich mehr erzaehle, muss ich erstmal schlafen. Gute Nacht!







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Freitag, Februar 22, 2008

Das Fruehlingsfest ist vorbei

Gestern war der letzte Tag vom Fruehlingsfest, der sogenannte 

Yuanxiaojie. Wir haben zum Abendbrot die traditionellen Tangyuan
gegessen. Das sind so eine Art suesser, runder Maultaschen. Es gibt
verschiedene Fuellungen. Wir hatten drei Sorten: Sesam, Erdnuss und
gruene Bohnen Fuellung. Mir schmeckt die Erdnuss Fuellung am besten.

Trotz des Fruehlingsfestes hat unser politisches Komitee unglaublich
viel zu tun. Wir treffen uns fast taeglich. Beruhigend: Wenigstens
auf der unteren Ebene gibt es auch hier so eine Art von Demokratie
und ich konnte bereits mehrmalls die Erfahrung machen, dass es hier
durchaus moeglich ist, sich einzubringen und etwas zu veraendern. Ich
habe es bis jetzt noch nicht bereut meine Meinung zu aeussern. Ganz
im Gegenteil.

Noch etwas positives: Das Wetter ist wieder zu milderen Temperaturen
zurueckgekehrt. Wir hatten heute tagsueber so um die 16 Grad. In
unserem Garten bluehen bereits die Rosen.

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Dienstag, Februar 12, 2008

Zurueck aus Peking




Wir waren in Peking. Meine Schwiegermutter wohnt seit einiger Zeit
mit einer Haushaelterin zusammen in ihrer ehemaligen Wohnung in
Peking , was ihr offensichtlich sehr gut tut. Wegen dem
Fruehlingsfest haben wir sie besucht und hatten drei sehr schoene
Tage zusammen. Peking ist eine wunderschoene Stadt mit vielen
historischen Plaetzen und Gebaeuden , grossen Parks und einer
weitlaeufigen, verglichen mit Shanghai grosszuegigen Stadtplanung.
Die Haeuser sind nicht so hoch und eng zusammengepfercht wie in
Shanghai. Fuer mich noch sehr wichtig ist die Tatsache, dass es auch
viele alte Gebaeude gibt. Die Stadt ist gewachsen und hat mehr den
chinesischen Flair bewahrt als Shanghai. Auf jeden Fall sind beide
Staedte voellig verschieden und ich muss nicht extra sagen, dass mir
natuerlich Peking viel besser gefaellt als Shanghai. Wenn da nur das
Wetter nicht waere! In Peking rueckt die Wueste naeher und wartet
darauf die Stadt zu vereinnahmen. Die Luft in Peking ist so trocken,
dass die Nase schmerzt! Wenn Wind weht – und der weht oft – kommt
einem die trockene Erde entgegen geflogen, denn es gibt kein Gras,
dass den Boden halten kann. Alles ist ausgetrocknet.

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Sonntag, Februar 03, 2008

Noch mehr Schnee

Inzwischen hat es schon wieder geschneit. Ich habe die Fotos, die ich
von diesem Wetter gemacht habe, zu einer Slide Show zusammengestellt
und bei Youtube veroeffentlicht. Wenn Ihr also wissen wollt, wie es
in den letzten Tagen bei uns aussah, koennt Ihr Euch den Streifen anschauen.






Wir haben als reiche, priveligierte Menschen
nichts zu klagen, aber die vielen Menschen ohne Heizung oder die
Menschen in anderen Staedten, wo es teilweise schon seit Tagen weder
Strom noch Wasser gibt, leiden sehr unter diesem ungewoehnlichen
Winter.

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Freitag, Februar 01, 2008

China versinkt im Schnee!

Ich schaue aus dem Fenster, es schneit hier schon wieder.
Gerade hat eine Journalistin im Fernsehen geweint. 20 000 Menschen in
China sind derzeit ohne Strom und Wasser, 24 sind bereits wegen des
Wetters gestorben.

Die Bahnhoefe sind uebefuellt mit wartenden Menschen, die wegen dem
Fruehlingsfest nach Hause fahren wollen und nun nicht voran kommen.
Der Sohn meiner Haushaelterin war drei Tage im Bus auf der Autobahn
ohne Essen bis er endlich voellig erschoepft zu Hause ankam.
Normalerweise dauert diese Fahrt nur acht Stunden.

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Shanghai Wetter

Ich zeige hier ein paar Fotos, da koennt Ihr sehen: viel Schnee ist
inzwischen nicht mehr da, aber es ist bitter kalt – und weil die
Menschen hier doch groesstenteils keine Heizung haben, ist die
Situation imer noch extrem.

Es soll auch weiterschneien und bis zum sechsten Februar kalt
bleiben. Die Preise fuer gruenes Gemuese steigen taeglich. Sowieso
sind hier die Lebensmittel in letzter Zeit wahnsinnig teuer geworden.
Aber das liegt nicht nur an der Kaelte.

So kann man nur hoffen, dass alle Menschen, nachste Woche, wenn das
Fruehlingsfest beginnt, genug zu Essen haben und nicht vor Kaelte
krank werden.

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Dienstag, Januar 29, 2008

Shanghai im Schnee!

Heute liegt immer noch Schnee und die Aussichten fuer die naechsten
Tage: noch mehr Schnee….Sowas gibts hier hoechstens alle zwanzig bis
dreizig Jahre mal. Wir sind bereits mehrere Tage im Schnee und keine
Aussicht auf Aenderung.

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Montag, Januar 28, 2008

Shanghai friert


Seit mehreren Tagen schneit es in Shanghai. Und: der Schnee bleibt
liegen! Das ist ein aeusserst seltenes Ereigniss hier und
entsprechend erleben wir einen Ausnahmezustand. Da es keine (oder
fast keine) Raeum Maschinen gibt und alle Autos nur Sommerreifen
haben, muessen die Autobahnen gesperrt werden. Der Verkehr liegt
lahm. Die meisten Menschen hier haben keine Heizung und sehr viele
noch nicht einmal eine Klima Anlage. Meine Haushaelterin hat mir
erzaehlt, dass sie zu Hause nur im Bett liegen kann, weil die Wohnung
eiskalt ist.

Viele Menschen fluechten sich in die grossen Kaufhaeuser, weil sie
die Kaelte zu Hause nur schwer ertragen koennen.

Wir sind extrem priveligiert, denn wir haben uns deutsche Heizkoerper
einbauen lassen. Doch trotzdem laufen wir auch im Haus in
Daunenjacken rum, denn so warm wie in Deutschland wird es trotzdem
nicht. Dazu ist unser Haus wahrscheinlich zu schlecht isoliert.

Einige meiner Schueler koennen zur Zeit nicht ueben, weil es bei
ihnen daheim viel zu kalt ist. Auch die normalen, chinesischen
Schulen sind ungeheizt und eiskalt.

Die Bodyguards, die unseren Compound bewachen, muessen pro Schicht
12 Stunden im Freien herumstehen. Wenn es nicht bald wieder waermer
wird, werden hier wahrscheinlich viele Menschen krank.

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Sonntag, Dezember 23, 2007

frohe Weihnachten!


Trotz allem: Wir bleiben Weihnachten in Shanghai. Auch hier gibt es Weihnachtsdekoration. Schnulzige Weihnachtslieder toenen in Restaurants und Kaufhaeusern. Ich habe aus Deutschland den Christstollen mitgebracht. Aber auch das koennte man in Shanghai kaufen. Mein Mann und unsere Freunde wollen den heiligen Abend am liebsten auswaerts bei einer der vielen Weihnachts Shows verbringen. Dort kann man dann neben dem Essen Tanzauffuehrungen ansehen und an einer Verlosung fuer Weihnachtsgeschenke teilnehmen. Aktion pur, auch am Weihnachtsabend.

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Samstag, November 17, 2007

Auslaender in China

Seit acht Jahren bin ich eine Auslaenderin in China. Hat sich mein Lebensgefuehl dadurch veraendert? Eigentlich nicht. Auch in Deutschland habe ich mich immer gefuehlt wie ein Auslaender. Hier bin ich wirklich fremd, was irgendwie befriedigend ist, denn nun hat mein Aussenseitergefuehl endlich eine Begruendung.

Natuerlich bin ich anders als die Chinesen um mich herum! Kein Wunder, dass es da manchmal Missverstaendnisse oder Nichtverstehen gibt. Weder die Chinesen noch mich stoert das. Man verzeiht sich gegenseitig, schliesslich sind wir in verschiedenen Kulturkreisen gross geworden. So kann ich hier relativ relaxed meine Individualitaet ausleben.

In China Auslaender zu sein ist nach wie vor nicht besonders schwierig. Noch einfacher ist es, wenn man Chinesisch spricht. Man wird hier nicht nur toleriert, sondern oft sehr freundlich behandelt. Auch wenn in letzter Zeit doch auch einige grundsaetzliche Abneigungen gegen Amerikaner und Europaer zu spueren sind. Die Shanghaier moegen am liebsten sich selbst. Auch Chinesen aus anderen Teilen Chinas werden nicht so einfach aufgenommen. Gegenueber allen, die nicht zur Familie gehoeren, merkt man oft eine nicht ausgesprochene Vorsicht, man muss das nicht persoenlich nehmen. Mit ein bischen Geduld kann man sich auch die Herzen der kleibuergerlichsten Shanghaier erobern! Auf jeden Fall ist es hier nicht schlechter als in einer deutschen Kleinstadt.

Trotzdem habe ich auch nach acht Jahren nur wenige wirklich gute Shanghaier Freunde, die meisten Chinesen, mit denen ich befreundet bin, kommen aus anderen Teilen Chinas.

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Freitag, November 16, 2007

Network

Xpat Xchange Meetings

am Dienstag bin ich zum Erstenmal zu XpatXchange gegangen. Eine Freundin hat mich eingeladen dort hinzugehen. Es handelt sich dabei um Auslaender in Shanghai, die Networking machen wollen, also die sich vorgenommen haben, Menschen mit aehnlichen Sorgen und Interessen zusammen zu bringen. So werden jeden zweiten Dienstag Abend im Monat im Learning Center von Lnoppen, Meetings mit jeweils verschiedenen Themen veranstaltet. Diesmal lautete das Thema: "Trial or Triumph" - Trailing Spouses in Shanghai.

Obwohl an diesem Abend vorallem Leute gekommen waren, die noch nicht lange hier leben und deren Probleme ich nicht teile, war es doch eine nette Erfahrung. Ich habe gemerkt, dass ich mit meinem speziellen Background (acht Jahre in Shanghai, der chinesischen Sprache maechtig, in einer chinesischen Umgebung lebend….) unter Umstaenden den Neuen sehr gut behilflich sein kann. Fuer manche Neuen scheint es ja schier unvorstellbar, dass sie hier laengere Zeit leben sollen. Sie wissen weder wie man die oeffentlichen Busse benutzt, noch haben sie Lust sich auf ein Chinesisch Studium einzulassen. Sie klagen ueber Langeweile, weil der Ehemann sehr beschaeftigt ist und dauernd Ueberstunden machen muss.

Es ist oft auch nicht einfach eine Arbeit zu finden, obwohl das fuer die meisten Expat Frauen bestimmt die beste Loesung waere. Nur wenige Frauen sind zufrieden, wenn sie zu Hause bleiben koennen.

Ich finde Networking eine gute Idee und moechte deswegen hier auf diese Meetings aufmerksam machen. Die Treffen finden jeden zweiten Dienstag Abend im Monat statt. Starting Time ist 6.30 Uhr, die Veranstaltung dauert etwa bis 20.00 Uhr. Wer teilnehmen moechte, meldet sich am Besten bei: xpatxchange@Lnoppen.com oder bei Fiona: 021-51176791

Die naechsten Themen: Developing Loyalty in Your Chineese Team (11.Dezember)
im Januar: Adapting to China-Balancing Life and Work in Shanghai

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Montag, Oktober 15, 2007

das Haus


dieses Haus wuerde ich gerne eine zeitlang bewohnen.

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Samstag, Oktober 06, 2007

Die andere Seite

Die andere Seite ist im Osten. Wir unterqueren den Fluss durch einen engen Tunnel mit dem Auto. Jetzt sind wir in Pu Dong. Den Jingmao Tower neben uns verlassen wir das Auto und rennen ueber einige vom Rot-Gruen Licht durcheinandergebrachten Kreuzungen. Wir erreichen den Fluss durch eine Art Gartentor. Meine Schwiegermutter und unsere Ai folgen uns mit Muehe.


Wir essen italienisch im Lavazzo, blicken dabei auf den Fluss und die farbigen Lichter am anderen Ufer. Trotz all dem Leuchten um uns herum, fuehle ich mich niedergedrueckt. Wir erledigen unseren Ausflug wie eine Pflichtuebung. Das Einzige, was wir noch koennen, ist viel Geld auszugeben.


Doch wo ist diese Entdeckerfreude von vor acht Jahren geblieben? Als wir gerade in Shanghai ankamen, haben Jiangping und ich mit Begeisterung die neue Umgebung genossen. Wir waren euphorisch und fast pausenlos in Feiertagslaune. Wo ist unsere Freude geblieben?

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Montag, Oktober 01, 2007

Der Feiertag

Der 1.te Oktober ist ein Feiertag. Mein Mann und ich sind mit meiner Schwiegermutter zu Dong Fang Lue Zhou gefahren, ein Sportpark etwa eine halbe Autostunde von unserem Haus entfernt.


Nachdem wir einen Parkplatz und eine Toilette gefunden haben, kauften wir die Eintritts Tickets und begaben uns unter die durch den Park patroulierenden Volksmassen. Jiangping spendierte Kokoseis, das wir auf einer Bank verzehrten.


Es war heiss.
Es gibt in diesem Park eine Menge Uebungsmoeglichkeiten, um seine Ueberlebensfaehigkeit zu trainieren. Zum Beispiel die Flussueberquerung:

Fuer Anfaenger:


Fuer Fortgeschrittene:


Und fuer Profis:


Erstaunlich, wie geschickt die meisten Menschen hier sind. Ich habe mich aufs Zuschauen konzentriert, da mir solch eine Ueberquerung (mit Gegenverkehr) wahrscheinlich ein unfreiwilliges Bad im Fluss beschert haette und ich meine Kamera nicht ruinieren wollte.

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Samstag, September 22, 2007

taoyan


ich wollte ja schon immer mal eine Negativliste erstellen mit all den Kleinigkeiten, die mich nerven. Insgesamt ist mir das dann doch etwas zu anstrengend. Es sind einfach zuviele und auch zu kleine Kleinigkeiten…..

Aber Eine ist vielleicht doch erwaehnenswert: Wer als Frau eine oeffentliche Toilette aufsucht und es dazu auch noch eilig hat, findet sich oft in einer endlosen Schlange wieder, die vor insgesamt vielleicht mal zwei oder drei benutzbaren WCs wartet. Wie waers, wenn sich die Frauen ein Herz fassen wuerden und mutig die fast nicht besuchten aber reichlich vorhandenen Maennertoiletten besetzen wuerden?

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Freitag, September 14, 2007

zu frueh gefreut?

Na, das war eine kurze Freischaltung! Heute sind schon wieder fast alle Blogspot Blogs unerreichbar weggesperrt. Ich frage mich, warum das wohl so ist. Schliesslich schreiben die Blogger bei Blogspot auch nicht anders als die Schreiberlinge, die ihre Blogs bei anderen Servern hosten. Mir kommt das sehr willkuerlich vor. Und nervig ist es sowieso.

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Donnerstag, September 13, 2007

heute bin ich sehr froh!


Heute bin ich wirklich froh, denn ich kann die Blogs von bloggspot.com in China wieder ansurfen. Die Sperre ist aufgehoben! Das ist eine sehr, sehr gute Nachricht fuer alle, die wie ich, gerne in China leben.

Nun schreibe ich wieder gerne hier. Es gibt auch eine Menge anderer guter Nachrichten: so hat mir meine Homepage guitarshanghai.com bereits eine Menge neuer Schueler beschert und mein finanzieller Engpass scheint vorerst kein Thema mehr zu sein. So werde ich jetzt wieder vergnuegt die leckeren Restaurants und Bars besuchen – soweit mir Zeit dazu bleibt.


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Mittwoch, August 15, 2007

Pandas lassen sich durch Pornos motivieren!

Hallo, gerade habe ich in der Sueddeutschen eine Bilderstrecke ueber den neuen Babyboom der Pandabaeren in China angeschaut. Das ist so erfreulich und erheiternd, dass ich Euch diese Fotos gerne weiterempfehlen moechte. Hier sind sie! Pandabaeren

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Sonntag, August 12, 2007

chinesische Gartenzwerge

Heute moechte ich Euch ein paar chinesische Gartenzwerge vorstellen. Sicher wollt Ihr wissen, was der Unterschied zwischen chinesischen und deutschen Gartenzwergen ist? Ich glaube, die Chinesen stellen sich am liebsten Tiere in den Garten. Auch kuenstliche Vogelnester sind hier zu sehen. Aber auch einen Polizisten und einen bayrischen Bauern konnte ich entdecken. Schaut am besten selbst:

Wenn mans schon in der Wirklichkeit kaum noch findet....ein kuenstliches Vogelnest!


Ein Huehnerehepaar beim Shopping..


Der Polizist..


der Bauer




der Hund fuer die Zeitung...


Dieser skurile Frosch scheint seinen Hausherrn zum taeglichen Joggen animieren zu wollen...


Kaninchen und zwar nicht zum Essen!

So machen es die Shanghaier am liebsten wie die Schwaben. Schaffe, schaffe Haeusle baue, Kinder kriegen und dann die Gartenzwerge liebevoll im Garten verteilen ....

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Donnerstag, August 09, 2007


Heute Abend habe ich mich auf einen Liegestuhl in unseren Garten gelegt und mir den Himmel angeschaut. Es klingt erstaunlich, ist aber wahr, wir haben in der Naehe von Shanghai ein Haus mit Garten. Heute war es sogar fuer unsere Verhaeltnisse wunderbar ruhig und ich konnte den Ostwind durch die Blaetter blasen hoeren und ausserdem Grillen und Froesche. Ob sich wohl ein nach Deutschland importierter Frosch mit den deutschen Froeschen am Teich unterhalten kann? Und was ist mit den Katzen? Muessen die bei einem Umzug nach Deutschland erst das deutsche Miau erlernen?

Interessant war auch der Flugverkehr am naechtlichen Himmel. Die fliegen da kreuz und quer! In der kurzen Zeit wo ich im Garten lag, gab es mindestens fuenf Flugzeugbegegnungen, davon sahen zwei richtig knapp bemessen aus. Wir leben anscheinend an einer Luftverkehrskreuzung. Naja, diese Bemerkung war jetzt nicht sehr romantisch. Eigentlich wollte ich doch nur sagen, dass es schoen ist abends im Garten zu sein, auch wenn man wegen der Mueckenstiche danach eine Nacht nicht richtig schlafen kann.

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Dienstag, August 07, 2007

Internet Blockade

Ich werde blockiert. Meinen Blog kann man schon seit ueber einem Monat in China nicht mehr lesen, genau wie viele andere Blogs, die bei Google hosten. Zuerst dachte ich, es waere eine persoehnliche mir geltende Aktion, denn ich hatte einmal einen etwas kritischen Artikel ueber das chinesische Recht geschrieben. Den habe ich darauf wieder geloescht. Das waere wahrscheinlich gar nicht noetig gewesen, denn diese Blockade Aktion gilt offensichtlich nicht mir, sondern dem gesamten “Google-Blogspot”. Google Blogspot ist in China auf chinesisch nicht mehr erreichbar. Die deutsche und englische Version funktioniert noch, so dass ich meinen Blog nach wie vor verwalten und mit neuen Posts versehen kann. Nur lesen kann man die Blogs in China leider nicht mehr. Warum, ist mir ein Raetsel. Ich denke, dass eine derartige Zensur dem Ansehen der chinesischen Regierung sehr schadet. Ich selber bin zum Beispiel eigentlich gerne in China und habe mich bisher eigentlich recht wohl gefuehlt. Und jetzt, wo ich merke, wie hier die Meinungsfreiheit eingeschraenkt wird, bin ich sehr enttaeuscht. Umgekehrt gibt es eine Menge Menschen, die mich nun triumphierend angrinsen, so nach dem Motto: Haben wir doch schon immer gesagt…..

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Sonntag, August 05, 2007

hervorragender Service

Mit ein Grund, warum ich trotz Heimweh und vielen anderen Problemen wirklich gerne in Shanghai lebe, ist der unglaublich freundliche und schnelle Service, den man hier bekommt, wenn man zum Beispiel etwas repariert haben moechte. Ist bei uns die Klimaanlage kaputt, telefoniere ich mit dem Wohnviertel Management. Normalerweise kommt innerhalb einer Viertelstunde bereits ein Handwerker, der sich mit dem Problem befasst. Brauche ich frisches Trinkwasser, dauert es normalerweise keine zehn Minuten, bis jemand mit der neuen Tonne Quellwasser kommt. Dazu muss ich sagen, dass wir hier das Wasser immer in 19 Liter Behaeltern kaufen, was ich nicht alleine transportieren koennte. Heute, am Sonntag morgen, hatte ich ein Computerproblem. Doch nach kurzer Zeit kam Hilfe. So wird mir hier das Leben in vieler Hinsicht erleichtert, was ich sehr geniesse.

Was ich auch sehr schaetze, ist die Tatsache, dass in den Geschaeften viel mehr Personal sich um die Kunden kuemmert als in Deutschland. So muss ich nicht erst stundenlang durch ein fast leeres Geschaeft irren, um dann in der hintersten Ecke eine voellig uebermuedete Verkaeuferin aufzustoebern. Hier kommen die Verkaeuferinnen freiwillig zu mir und helfen mir geduldig. Sollte ich spezielle Wuensche haben, werden auch diese nach besten Moeglichkeiten erfuellt. Das ist sehr angenehm und macht gute Laune!

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Samstag, August 04, 2007

nasse Fuesse

Ein Wolkenbruch ergiesst sich ueber die Stadt. Ohne Regenschirm renne ich von der Bushaltestelle zur U-Bahnstation. Der Bahnhofsvorplatz ist eine einzige grosse Pfuetze, die einen zukuenftigen See bereits erahnen laesst. Meine neugekauften Ledersandalen werden so auf natuerliche Weise mit Wasser gewaschen und auch meine Fuesse erfreuen sich eines unbeabsichtigten Bades. Durchnaesst draenge ich mit den Menschenmassen in die ueberfuellte U-Bahn. In der U-Bahn lassen Kuehlschranktemperaturen mir eine Gaensehaut wachsen. Ich verbringe meine Zeit damit, den Leuten auf die Fuesse zu starren. Erstaunliches tritt da zu Tage! Von Schuhen rot und blau gefaerbte Damenfuesse, die sich mit zu kurzen Sandalen arrangieren muessen oder auch Kinderfuesse, die in ausgelatschten Herrensandalen schwimmen. Die meisten Schuhe, die ich betrachte, sind sehr schlechter Qualitaet und oft in der Groesse nicht mit den darin sich – sicherlich unwohl fuehlenden Fuessen- uebereinstimmend. Kein Wunder, wenn die Menschen hier um die wenigen Sitzplaetze in der U-Bahn kaempfen! Und umso erfreulicher, dass es trotzdem immer wieder Menschen gibt, die ihren kostbaren Sitzplatz an Kinder und alte Menschen abgeben.

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Donnerstag, August 02, 2007

chinesische Schwiegermuetter und andere Probleme

Chinesische Schwiegermuetter sehen es als ihr natuerliches Recht an, im Hause ihres Sohnes leben zu duerfen. Meine Schwiegermutter will jetzt auch zu uns ziehen. Es gibt da keine Diskussion. `Das kann man nicht aendern, da muessen wir mit einverstanden sein`, sagt mein Mann. Obwohl meine Schwiegermutter eine eigene huebsche Wohnung hat und wir bereit waeren ihr noch eine zweite Wohnung zu kaufen…doch das will sie nicht.

Ich werde im Laufe der Zeit ueber das Zusammenleben mit meiner Schwiegermutter berichten.

Vorerst habe ich noch etwa zwei Wochen Ferien. Mein Mann ist nach Deutschland geflogen und meine Haushaelterin darf Urlaub machen. Fuer mich eine seltene Chance mal ein bischen alleine sein zu koennen. Die Tatsache, dass ich immer wieder gerne mal alleine bin, stoesst hierzulande im Allgemeinen auf Unverstaendniss. Meine Schwiegermutter wollte urspruenglich schon im Juli einziehen und es war nicht so einfach fuer mich, mir diese kleine Schnaufpause zu organisieren. Mein Mann hatte ihr offensichtlich erzaehlt, dass auch ich nach Deutschland fliege. Leider hat er mir das aber nicht gesagt. Prompt kam heute morgen ein Anruf aus Nimbo, der Stadt, wo meine Schwiegermutter zur Zeit lebt. Meine Schwaegerin erkundigte sich nach unserem Deutschland Besuch und war sehr ueberrascht, mich in Shanghai ans Telefon zu bekommen. War das etwa ein Kontroll Anruf? Derartige Dinge sind anstrengend. So denke ich, dass viele Unfreiheiten hausgemacht sind. Egal in welchem politischen System wir leben: es sind die Menschen, die sich gegenseitig das Leben schwer machen!

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Freitag, Juli 27, 2007

Antwort auf eine Frage

Nachdem mich immer wieder Leute fragen, was eigentlich shanghai-megabreit bedeutet, moechte ich diesen Titel genauer erklaeren. Zuerstmal bedeutet megabreit “sehr gross”. Shanghai ist mit seinen inzwischen fast 20 Millionen Einwohnern und seinen pausenlos wachsenden Aussenbezirken eine Riesenstadt. Der zweite Grund, warum ich diesen Namen gewaehlt habe, liegt an der Tatsache, dass alle anderen Titel, die mir gefallen wuerden, bereits von anderen Blogschreibern benutzt werden. So gibt es bereits shanghai-stories, shanghai tagebuch u.s.w. . Es ist nicht so einfach einen praegnanten, auffaelligen, interessant klingenden und noch freien Blognamen zu finden. Ueberhaupt gibt es sehr viele, teilweise richtig gute und informative Blogs ueber Shanghai, so dass ich, um nicht irgendwas zu schreiben, was auch schon andere schreiben, beschlossen habe, einen moeglichst subjektiven Blog zu schreiben. Das Thema Shanghai kann ich leider nicht vermeiden, da ich in Shanghai lebe. Wuerde ich in Muenchen leben, wuerde ich ueber Muenchen schreiben und natuerlich auch genauso subjektiv. So ist das mit diesem Blog.

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Mittwoch, Januar 24, 2007

Hi!

Back here in shanghai and back in the internet!
Did you know that in Beijing every year are more than 365 people dying because they received wrong or too much x-ray ? Or that the doctors don`t take any care of your ovaries if you have some x-ray in china?

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Sonntag, September 17, 2006

die Kellnerin

Tja, heut ist eigentlich die Geschichte von der stinkenden Kellnerin faellig. :
Die stinkende Kellnerin war eigentlich sehr huebsch, obwohl sie viel zu kurze Haare hatte und immer ihre nordchinesische Volkstracht trug. Diese Kleidung hatte sie sich nicht selbst ausgesucht. Der Chef wollte das so, kochte doch das Restaurant, indem die Kellnerin arbeitete, im nordost- chinesischen Stil. Genaugenommen passte diese Trachtenuniform ja ueberhaupt nicht zu der kleinen Kellnerin, die naemlich, wie viele Kellnerinnen, aus Anhui stammte. Der Bauernhof ihrer Eltern war inzwischen einsam geworden, da fast alle Mitglieder ihrer Familie so nach und nach in die Stadt Shanghai gekommen waren, um dort Geld zu verdienen. Sie hatte sich mit ihrer grossen Schwester zusammen ein etwa 8 quadratmeter grosses Zimmer gemietet. Dieser Platz reichte genau fuer zwei Matratzen und das Gepaeck, wenn man es in Tueten aufbewahrte. Die Toilette befand sich im zweiten Stock des Einkaufzentrums. Natuerlich war sie vorallem fuer die Kunden des Einkaufcentrums gedacht und hatte statt einer Dusche nur ein Waschbecken zum Haendewaschen und ein etwas niedrigeres Becken, wo die Putzfrauen immer ihre Besen und Lappen auswaschen konnten. Der Kellnerin war es sehr peinlich sich dort saeubern zu muessen. Aergerlich war auch, dass das Gebaeude um zehn Uhr abends die Tueren abschloss. Wenn sie Pech hatte, konnte sie vor dem ins Bett gehen weder Zaehne putzen noch die Toilette besuchen, da sie oft erst nach zehn Uhr Feierabend hatte. Auch morgens reichte die Zeit oft kaum, um Toilette zu machen. Oeffnete das Kaufhaus seine Tore, gabe es auch sofort Kunden, die die Toilette besuchen wollten. Die Moeglichkeit sich mal von oben bis unten mit Seife zu waschen existierte praktisch nicht. Um sich dennoch waschen zu koennen kauften sich die beiden Schwestern einen Plastikeimer. Den konnten sie in der Toilette des Einkaufzentrums an dem Waschbecken der Putzfrau mit Wasser fuellen und dann in das Zimmer zuruecktragen. Waehrend sich die eine Schwester wusch, hatte die andere Schwester Wasserdienst. Das ging eine zeitlang ganz gut, bis sich die Arbeitszeit der grossen Schwester aenderte.

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Sonntag, September 10, 2006

allgemeine Zustandsbeschreibung

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Kalt ists gworden. Und die Shanghaier nutzen die kuehleren Temperaturen um endlich die geliebten langen Hosen und Jacken aus dem Schrank zu holen! Noch wuerden die meisten Deutschen hier in T- Shirt und kurzer Hose rumlaufen, da sieht man bereits Jacken und Pullover das Stadtbild dominieren. Die Schwimmbaeder schliessen puenktlich zum 15ten September, auch wenn es untertags immer noch bis 30 Grad warm werden kann. Man hat den Sommer jetzt offiziell fuer beendet erklaert. Mir gefaellt aber September und Oktober besonders gut! Ich kann im T-Shirt im Garten sitzen, brauche keinen Sonnenschirm mitnehmen, wenn ich rausgehe und meistens auch keine Jacke. Den ganzen Tag ueber sind die Fenster geoeffnet, die Klimaanlage wird nicht benutzt. Die Luft ist relativ trocken, so dass ich mich klimamaessig fast wie im deutschen Sommer fuehle. Wie gemuetlich!

Ich finde das Wetter sehr wichtig und interessant. Mein Lieblingsthema. Ansonsten koennten wir auch jetzt zum zweit wichtigsten Thema des Tages uebergehen: das Essen! Leider ist mein Mann heute in Peking und kann mich nicht zum Essen einladen. So muss ich entweder selber kochen oder alleine essen gehen. Von Montag bis Freitag kocht ja immer meine Haushaelterin. Sie kocht sehr gut. Einfache Anhuier Kueche, aber nach meinen Beduerfnissen veraendert. Das heisst: kein Glutamat, kein Schweinefleisch und nicht zu scharf und salzig. Fuer eventuelle Notfaelle habe ich immer Kaese im Kuehlschrank. Zur Not muss ich heute Spagetti machen. Oder Kaesebrot mit Obst essen. Das Obst muss ich aber erst noch in der kleinen Stadt einkaufen, in der wir wohnen.

Inzwischen gehoert diese Kleinstadt ja zu Shanghai, aber sie ist doch relativ ausserhalb und hat noch ziemlich laendlichen Charakter.


die Stadt fahre ich mit meinem schicken, neuen bei Shanghai-Declathon gekauften Fahrrad, das uebrigens dunkelblau ist und eine Dreigangschaltung hat.


Auf dem Foto seht ihr einen Taxifahrer, der mein Fahrrad ausprobiert. Fahrraeder haben hier grundsaetzlich kein Licht, deswegen traue ich mich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Strasse.


Hier ist noch ein Foto von meiner Obstverkaeuferin mit ihren Kindern und ihrer Mutter.


Das schwimmende Essen habe ich am Eingang des Marktes fotografiert.


Ich habe heute abend doch nicht Spagethie gemacht. Ich konnte mein Essen auch nicht fotografieren, wie es sich eigentlich gehoert, weil ich es so schnell aufgegessen habe, dass einfach keine Zeit mehr war den Fotoapparat zu holen. Zu einem anstaendigen Essen gehoert notwendigerweise ein anstaendiger Abwasch. Ich habe zwar versucht so wenig Teller wie moeglich zu verschmutzen, aber trotzdem: es bleibt einem nichts erspart.....

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Samstag, September 09, 2006

Shanghai
you don`t know where you will go
but you know where you stay
you don`t know who you will be
but you know who you are.
life is like wind
it moves and moves...

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