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Die Geschichte mit der Wohnung

Weil mein Mann und ich vor fuenf Jahren weit raus aus Shanghai in einen kleinen Arbeiter Vorort der industriellen Zone Songjiangs gezogen sind, leiste ich mir eine kleine Zweitwohnung in U-Bahn Naehe, die mir erstens als Klassenzimmer fuer meine Schueler aber auch als Zwischenabsteige fuer Tage an denen die weite Fahrt nach Hause nicht zweimal gemacht werden kann, dient. img_0389
Diese kleine Wohnung liegt in einem ganz normalen chinesischen Viertel. Offensichtlich hat die Verwaltung nicht mit Menschen gerechnet, die verreisen, denn alle Verwaltungsgebuehren wie Strom, Wasser und Gas koennen nur bis Ende des Monats in einem kleinen Laden des Viertels bezahlt werden. Wer spaeter zahlt, muss weit fahren. Fast jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, passiert es, dass die Rechnungen vor meiner Abfahrt noch nicht da sind, also noch nicht gezahlt werden koennen, aber wenn ich zurueck komme, bereits ueberfaellig sind und ich dann mit Riesenaufwand durch die Stadt muss, um mein Geld loszuwerden. Ich will immer, dass mir der Hausbesitzer hilft, dieses Problem zu loesen. Der kann das aber nur sehr unvollkommen.

Jetzt haben sich inzwischen alle Eltern meiner chinesischen Schueler motorisiert und koennen auch in mein abgelegenes zu Hause kommen. Und ab Herbst fuehrt eine Stadtbahn in unsere Siedlung und dann sind wir ploetzlich verkehrsmaessig richtig guenstig nur noch 15 Minuten vom Suedbahnhof entfernt. So schnell aendern sich die Zeiten in Shanghai! Und ich finde jetzt ploetzlich, dass ich noch wichtigeres mit meinem Geld machen kann, als Miete fuer dieses Klassenzimmer zu zahlen. Deswegen habe ich mich entschlossen, diese Wohnung zurueckzugeben und mit meinem Vermieter gesprochen.

Der war am Telefon noch ganz gelassen und freundlich, doch dann kam er, als ich unterrichtete, mit seiner Frau in mein Klassenzimmer und schrie mich an. Ich wuerde ihn betruegen, denn im Mitvertrag stehe ausdruecklich, dass ich vier Wochen vorher kuendigen muesse und nicht nur zehn Tage vorher, wie ich das gemacht habe. Also werde er mir meine Kaution nicht mehr zurueckgeben. Nun, er hat ja Recht, ich muss tatsaechlich laut Vertrag vier Wochen im voraus kuendigen. Deswegen schlug ich ihm dann vor, einfach noch einen Monat laenger wohnen zu bleiben – einen Monat, den ich natuerlich auch zahle!- Seine Frau fand diese Idee gut, verlangte aber, dass ich den Zweit - Schluessel schon zehn Tage vorher abgebe, damit sie Zeit genug haben dem Nachmieter die Wohnung zu zeigen. Und der Mann? Der hat weiterhin geschimpft, dass ich sie betruege, denn ich ziehe einfach aus, obwohl er mir sogar den Warmwasser Boiler gekauft haette und die Toilette repariert!

Ich finde, dass ich allen Forderungen dieses Vermieter Ehepaars nachgegeben habe und sogar darauf eingegangen bin den Schluessel zehn Tage vorher abzugeben, um den Vermietern eventuelle Verluste zu ersparen. Das ist doch eigentlich sehr freundlich von mir und keinesfalls betruegerisch. Trotzdem werde ich bei offener Tuer in einer Umgebung, wo mich viele Menschen kaum oder gar nicht kennen und ausserdem auch noch vor meinem Schueler wiederholt als Betruegerin beschimpft und beleidigt. Ich habe keine Ahnung ob und wie ich mich hier in Shanghai gegen eine solche Behandlung wehren kann. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich mich von sehr ungebildeten Shanghaiern schlecht behandelt fuehle. Solche Menschen gibt es anscheinend auf der ganzen Welt. Und gluecklicherweise gibt es dafuer auch viele andere sehr freundliche und gebildete Menschen in Shanghai. Sonst wuerde ich es hier nicht aushalten.

P.S.: das Foto ist nicht dieses besagte Klassenzimmer, sondern ein anderer Ort und dient hier nur als Decoration.

Posted in Deutsche in Shanghai, Konflikte, Shanghai.

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One Response

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  1. hier says

    Hat irgendjemand eine Ahnung wie stark dies verallgemeinerbar ist?



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