Es sind natuerlich nicht nur die Verkehrs Staus und die weiten Wege, die das taegliche Leben hier anstrengend machen. Wichtigster Faktor ist und bleibt die Kommunikation: Das hat sich auch nach zehn Jahren Eingewoehnung kaum geaendert. Im Gegenteil: es ist schwieriger geworden, denn mein Chinesisch ist nun so gut, dass mir niemand mehr einen Auslaenderbonus gibt. Doch habe ich zwar die Sprache so einigermassen lernen koennen, beherrsche aber deswegen doch noch lange nicht die vielen unterschiedlichen Verhaltens und Ausdrucksweisen, die die Kommunikation hier bestimmen. Und meine Vorliebe fuer die sehr direkte Art, ist hier nach wie vor ungewoehnlich. Naja, man gibt sich Muehe mit mir, aber auch ich bemuehe mich und das strengt an.
Meine chinesischen Freundinnen finden immer, dass wir Auslaender in Shanghai es wahnsinnig gut haben. Ich glaube, die sehen vor allem die wirtschaftliche Situation. Dabei leiden viele Auslaenderinnen hier unter psychosomatischen Beschwerden und fuehlen sich in ihren Villen gar nicht so gluecklich. Die Tatsache, dass hier die meisten Ehemaenner mit staendigen Ueberstunden und Dienstreisen ausgebucht sind und oft nicht einmal am Wochenende Zeit fuer die Familie haben, ist fuer asiatische Frauen voellig normal, aber fuer uns Europaeerinnen eine starke Belastung.
Und dann ist da doch viel Misstrauen und unterschwelliger Neid von Seiten der chinesischen Bevoelkerung. Man akzeptiert uns zwar oberflaechlich, vermeidet es aber erstmal uns zu nahe zu kommen. Es ist zwar nicht unmoeglich, aber es dauert sehr lange, sich als Auslaender in einer normalen chinesischen bezw. Shanghaier Community zu integrieren. Und irgendwie bleibt man doch immer etwas Spezielles, auch fuer die guten Freunde.
Eine andere kleine Geschichte:
Vor einiger Zeit hat ein Gaertner ohne mich davor zu fragen einen Bambus in unserem Garten abgeschnitten. Ich wollte, dass er mir dafuer einen neuen gibt. Er gab mir fuenf. Ich wollte ihm diese fuenf Bambuspflanzen bezahlen, er aber wollte kein Geld, da er angeblich dafuer auch nichts zahlen musste. Spaeter hat er dann meiner Ai erzaehlt, dass ich ein „schlechtes Piqi“ habe und er mir nicht mehr im Garten helfen wolle. Ein schlechtes Piqi bedeutet, dass ich sehr unfreundlich bin, und mein Temperament nicht beherrschen kann. Das ist mal wieder typisch! Und ich fand mich selber eigentlich sehr freundlich. Allerdings habe ich es gewagt, seinen unvorsichtigen Kahlschlag in unserem Bambuswald zu kritisieren.
Doch damit nicht genug. Meine Ai, die zu dieser Zeit gar nicht zu Hause war und deswegen diese Geschichte nicht selber miterlebt hat, hat dann eines Abends als sie mit meinem Mann alleine zu Hause war, meinem Mann diesen Vorfall berichtet und zwar so, als ob sie selber dabei gewesen waere. Und da hat die doch glatt behauptet, dass ich diesen Gaertner zusammengeschimpft haette und auch noch von ihm verlangt haette, dass er mir die abgeschnittenen Bambusstraeucher ersetzt! Dass ich die aber selbstverstaendlich selber bezahlen wollte und nur weil dieser Gaertner mir die unbedingt schenken wollte nicht bezahlt habe, hat sie nicht erzaehlt. Natuerlich hat sie meinen Mann beschworen mir nicht weiterzusagen, was sie ihm so ganz im Vertrauen erzaehlt habe. HaHa!! Also ich finde es ein starkes Stueck, dass meine Haushaelterinn, die ja selber noch nicht einmal diesen Vorfall miterlebt hat, dermassen hinter meinem Ruecken gegen mich integriert. Doch meine chinesische Familie liebt diese Haushaelterin (vor allem weil sie sehr gut kochen kann) und so darf ich sie nicht hinausschmeissen, wie sie es eigentlich verdient haette. Wer weiss, was diese Frau noch so alles daherredet.
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