Dienstag, März 25, 2008

"die biologischen Grenzen der Frau"

"Frauen haben ihre biologischen Grenzen" hat gestern eine Freundin zu
mir gesagt. Was sie genau damit gemeint hat, ist nicht ganz klar. Die
Grenze des gebaehrfaehigen Alters oder die Tatsache, dass auch noch
heute die Mehrheit der Menschen glaubt, eine Frau benoetige zur
Selbstverwirklichung unbedingt mindestens ein Kind?

Wie dem auch sei, dass Thema ist fuer mich nach wie vor ziemlich
aktuell: habe ich doch mit fast 45 Jahren wahrscheinlich demnaechst
die Altersgrenze zum Kinderkriegen ueberschritten ohne je eines
bekommen zu haben. Muss ich mich dafuer rechtfertigen? Natuerlich
nicht. Trotzdem spuere ich , wie mir auf Grund dieser Tatsache die
Vorurteile entgegen kommen. Speziell die Frauen, die einen grossen
Teil ihres Lebens dem Aufzucht des Nachkommenschaft gewidmet haben,
verhalten sich mir gegenueber oft sehr argwoehnisch und unsicher.
Einerseits argwoehnisch, weil sie vermuten, dass ich , wo ich doch
selbst keine Kinder habe, logischerweise weder Kinder mag noch mit
Kindern umgehen kann. "Kann so eine Frau ueberhaupt guten
Gitarrenunterricht geben?" steht da als Frage unausgesprochen im
Raum. Andererseits unsicher, weil sie sehen, wie ich meine eigenen
Faehigkeiten immer weiterentwickele und ihnen oft in vieler Hinsicht
ueberlegen bin.

Wenn sich die Frauen meines Alters zum Kaffeeklatsch treffen, sind
die Kinder ein wichtiger Bestandteil ihrer Unterhaltung. Oft sogar
das wichtigste Gespraechsthema.
Man koennte meinen, das bei vielen Frauen mit dem Kinderkriegen die
Persoenlichkeit radikal veraendert wird. Wollten sie davor selber
arbeiten, lernen und am politischen und kulturellen Leben teilnehmen,
interessieren sie sich danach vorallem fuer Kinderspielplaetze,
Babynahrung und Schulprobleme. Deswegen ist es ganz richtig und
natuerlich, wenn sich dann die Muetter gleichaltriger Kinder treffen
– mit dem einzigen Ziel: Kinderprobleme zu diskutieren. Viele Frauen
suchen sich entsprechend die Freundinnen nach dem Alter der Kinder .
Was aber machen die Frauen ohne Kinder? In Shanghai hoert man nicht
viel von solchen Frauen. Entweder es gibt nur wenige davon oder sie
verkriechen sich so gut, dass sie nicht einmal von Gleichgesinnten
gefunden werden.

Ich selbst treffe mich eigentlich gerne mit Frauen, die Kinder haben,
denn ich mag Kinder und interessiere mich auch fuer deren Probleme,
obwohl es nicht meine eigenen sind. Doch nerven mich eben manchmal
diverse Vorurteile. Warum soll ich ungluecklich sein, wenn ich kein
eigenes Kind habe? Warum soll ich Kinderprobleme nicht verstehen
koennen? Warum muessen mich Kinder zwangslaeufig stoeren? 

Nichts von dem ist in meinem Fall richtig.

Vielleicht brauche ich einfach kein Kind. Bei Kindern geht es mir
irgendwie so aehnlich wie bei Tieren: ich mag sie a l l e . Aber ist
das ein Grund unbedingt selber eines grossziehen zu muessen?

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2 Kommentare:

Am/um 3:10 AM , Anonymous Anonym meinte...

Huhu Julia,
wow! Du darfst mit kaffeeklatschen ohne Kind! Das ist doch um einiges entspannter...in die genannten Themen kann man sich ja durchaus auch so rein arbeiten ;-))ein bisschen neidisch:
Deine alte Schulkameradin Zeynep

 
Am/um 5:28 AM , Blogger TH meinte...

Das Verhältnis zwischen den Kinderreichen und den Kinderlosen ist, so wie es scheint, überall ziemlich gestört. Man begegnet sich oft mit Unverständnis und Unsicherheit. Wobei die Unsicherheit, so glaube ich, die Ursache des Unverständisses ist. Wenn du in der Schwangerschaft von der einen auf die andere Seite wechselst, bemerkst du es erst gar nicht. Das auffallendste für mich war, dass die Kinderreichen dem werdenden Kind skeptisch gegenüberstanden, da sie wussten, was es bedeuten würde für den neuen Vater und die neue Mutter, es aber nicht in verständliche Worte formulieren konnten. Und die Kinderlosen waren skeptisch bis desinteressiert, da sie einen der "ihren" die Seiten wechseln sahen. Niemand hat sich so richtig gefreut (ausser vielleicht die Schwiegermutter) und die Zerstörung der romantischen Reklamevorstellung von der freudigen Begrüssung des neuen Lebens begann zu zerbröckeln. Ich wurde im Verlauf der 9 Monate richtiggehend allergisch auf die "Oh-schön, aber"-Sätze der Mütter und Väter. Jetzt, 4 Jahre später, verstehe ich sie natürlich. Was mich ärgert ist diese Sprachlosigkeit. Niemand sagt einem wie Kinder wirklich sind. Aber vielleicht ist es auch so, dass ich es auch nichtn hören konnte.... Kinder sind schrecklich! Sie rauben einem den letzten Nerv, schränken deine Bewegungsfreiheit ein, überschreiten täglich deine Grenzen und zwingen dich dazu erwachsen im Sinne des Wortes zu werden. Und jetzt - Achtung! - kommt nicht der tausendfach benutzte Satz ".... aber hergeben würden wie sie ja auch nicht mehr!" Darum gehts nämlich gar nicht. Ich habe noch nie von einer Kinderrücknahmestelle gehört. Und ich bin sicher, dass sie rege benützt würde, gäbe es eine solche. Nein dieser Satz ist nicht das wesentliche. Wesentlich ist, dass man im Leben keine Kinder haben muss. Dafür gibt es keine Notwendigkeit mehr. Aber man kann auch in dieser Situation lernen sich als Mensch weiterzuentwickeln. Sozusagen unter erschwerten Bedingungen. Kinder sind ein absoluter Test in Demut und Bescheidenheit, die ja heute wahrlich nicht "in" sind. Aber menschliche Werte hängen ja auch nicht von Modeerscheinungen auf dem Markt der inneren und äusserlichen Eitelkeiten ab und bleiben bestehen, ob sie nun gerade gefragt sind oder nicht.

 

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