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Das Huhn

Heute hat mir unser Taxifahrer ein lebendiges Huhn geschenkt. Er hatte es selber als Kuecken gekauft und in seiner Kueche zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter grossgezogen. Nun da es geschlachtet werden sollte, hat die Familie gestreikt. Auch dem Taxifahrer war weh ums Herz, deswegen konnte er nicht, wie versprochen, das Huhn fuer mich schlachten lassen . Meine Haushaelterin, eine Teebaeuerin aus Anhui, ist glaeubige Buddistin und will auch keine Tiere toeten. “Das musst Du schon selber machen…” .Nun, ich finde diese Huehner ja sympatisch und nachdem ich es zehn Minuten gestreichelt hatte, wollte ich es auch nicht mehr schlachten. Also, beschloss ich in Zukunft unseren Haushalt mit selbstgelegten Huehnereiern zu begluecken und rief einen Handwerker an, um mir ein Gehege bauen zu lassen.. Als wir bereits im Garten den noetigen Platz abgesteckt hatten, erfuhr ich, dass es wegen der Huehnergrippe in unserem Wohnviertel nicht erlaubt ist, Huehner im Freien zu halten. Im Wohnzimmer kann ich aber den Geruch von Huehnern auf Dauer nicht vertragen, also musste es nun doch geschlachtet werden. Ich ueberredete meine Haushaelterin das Huhn zu einer nahe gelegenen Gastwirtschaft zu bringen und dort schlachten zu lassen. Schon nach etwa einer Viertelstunde kam sie mit dem inzwischen federlosen, toten Tier zurueck, zerlegte es fachgerecht und verfrachtete es in den Kochtopf, wo es nun so vor sich hinkoechelt, denn es soll heute abend Huehnersuppe geben. Das Huhn duftet inzwischen mindestens so gut wie es davor sympatisch gewesen war. Manchmal habe ich aber das Gefuehl, aus dem Kochtopf ein Jammern zu hoeren. Gluecklicherweise bin ich kein Huhn. Ich bin mir sicher, diese Tiere verstehen uns und das Huhn hat gehoert wie wir ueber seine Zukunft diskutiert haben. So gross ist der Unterschied zwischen Tier und Mensch nicht, und ich moechte nicht wissen, wie dieses Huhn sich heute morgen gefuehlt hat. Erst unsanft im Kofferraum des Taxis transportiert, dann bei uns eine Stunde gefesselt in der Garage gelegen - eventuell schon ahnend was im blueht….um dann unschuldig den Kopf abgeschnitten zu bekommen….

Und gerade hat es hier innerhalb einer halben Stunde soviel geregnet, dass unser Haus nun in einem See steht und auch die kleine Strasse vor unserem Haus sich in einen Fluss verwandelt hat. Die Toilette im Erdgeschoss wird gleich ueberlaufen, wenn der Regen nicht endlich aufhoert und dann koennen wir im Bdezimmer schwimmen. Waere das Huhn kein Huhn, sondern eine Ente gewesen und auch noch nicht tot, haetten wir mit dieser Ente nun viel Spass gehabt. Aber so gibts halt Huehnersuppe…..

Posted in China spezial, Gesundheit und Essen, Konflikte, Wetter, my home.

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3 Responses

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  1. admin says

    inzwischen habe ich von der Huehnersuppe gegessen und bei jedem Bissen bzw. Schluck an das Huhn gedacht, das extra fuer diese Suppe gestorben ist.

    Ausserdem war ich draussen und habe gesehen wie die Arbeiter die Fische versuchen zu fangen, die aus irgendwelchen Gruenden ploetzlich auf der Strasse schwimmen und sterben werden, wenn das Wasser demnaechst wieder ablaeuft.

  2. waldviertelleben says

    ich lese gerne hier . die geschichten aus einem fernen land.

  3. Ilse aus München says

    eigentlich darf man nicht darüber nachdenken, was man isst…wie du schreibst ist wunderbar. Ich kann mir diese verregnete Land so gut vorstellen (wir haben auch hier im Fernsehen Bilder von Regenstürmen in südchina gesehen, zum Fürchten). Alles gute!!



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