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Chaotisches Wochenende

Die Schwester meiner Schwiegermutter liegt im Sterben. Sie hat Lungenkrebs, wie so viele Menschen hier. Mein Schwiegervater ist auch an Lungenkrebs gestorben. Lungenkrebs und Alzheimer scheinen sich hier zu extrem haeufigen Volkskrankheiten zu entwickeln. Um die Schwester meiner Schwiegermutter nocheinmal sehen zu koennen, sind wir gestern nach Ningbo gefahren. Die Bruecke ueber das Meer hat sechs Phasen. Man kann das an den Farben des Gelaenders erkennen: in Richtung Ningbo : lila, blau, tuerkis, beige, purple und rosa. Auf dem Rueckweg ist es umgekehrt. An den Autobahnhaltestellen werden Landesspezialitaeten angeboten. Die Haltestelle auf dem Meer befindet sich allerdings noch im Bau, wir fahren immer zu einer am Ufer. Dort kaufen wir Zunzen, das sind in Bambusblaetter gewickelte Klebreistaschen mit suesser Bohnen Fuellung. Es gibt auch noch andere Fuellungen, die ich aber nicht essen kann, weil sie alle Schweinefleisch enthalten. Mein Mann mag auch nur die Fuellung ohne Fleisch.
Gestern habe ich auch noch stinkigen Tofu mit scharfer Sosse gegessen. Das mag ich sehr gerne, aber mein Mann ueberhaupt nicht. Er hat stattdessen Teetofu genommen.

bridge
Meine Tante ist mager geworden, kann nicht mehr essen und sich kaum noch bewegen, ist aber bei vollem Bewusstsein. Wir haben mit ihr Spass gemacht und sind etwa eine Stunde im Krankenhaus geblieben. Danach mussten wir wieder nach Hause fahren. Auf dem Rueckweg haben wir einen Abstecher nach Pinghu gemacht. Es war aber schon dunkel und ich habe fast nichts gesehen. Mehrmals sind wir nur knapp an einer Karambulage mit unvorsichtigen Verkehrsteilnehmern vorbeigeschlittert. Die Landbevoelkerung hier hat ueberhaupt keine Angst vor den Autos und die unbeleuchteten Fahraeder und Mofas fahren auch Nachts wie sie gerade Lust haben kreuz und quer.

Heute morgen habe ich alleine trotz der Hitze im Garten gefruehstueckt. Deswegen konnte ich sehen, wie einer der Gaertner unseres Wohnviertels, ohne mich davor um Erlaubnis zu fragen, unseren Bambus ruiniert hat. Er wollte ihn aus seiner Sicht verbessern. Doch das, was er gut fand, hat mir gar nicht gefallen. Er hat einfach das natuerliche Chaos beseitigt, in dem er einige Pflanzen zusammen gebunden hat und andere sogar abgeschnitten. Ich war empoert. Auch nach zehn Jahren China Erfahrung kann ich mich noch nicht an solche Uebergriffe gewoehnen. Diesen Bambus habe ich von meinem Geld gekauft und angepflanzt. Wer das veraendern will, sollte sich besser erst mit mir absprechen. Zumal mir pflanzliches Chaos besser gefaellt als solch ein brutaler Kahlschlag. Sicher wundert Ihr Euch, warum ich nicht rechtzeitig eingegriffen habe? Nun als ich den Arbeiter in unseren Garten kommen sah, dachte ich die Gelegenheit zu nutzen und mir eine zweite Tasse Kaffee zu machen. Und als ich wieder raus kam, war es schon zu spaet. Doch wiederum typisch fuer China: der Gaertner hat mir zum Trost vier neue Bambusstraeucher geschenkt und eingepflanzt. Jetzt sieht unser Bambuswald mindestens genauso gut aus wie frueher.

Gestern hatte ich zwar den Fotoapparat dabei, habe aber nicht fotographiert. Das Foto ist noch von der vorherigen Fahrt nach Ningbo.

Posted in China spezial, Konflikte, Kulturunterschiede, my home.

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One Response

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  1. Soilhat says

    Wonderful note of endorsement and you are quite right to incudle the characters’ from the book: Dorje, Dakpa and the rest of the crew. They are one of aspects that gave and give still so much colour to this part of the world.I too look forward to seeing the ebook version. Pierre at CSF publishing is himself a great photographer and he wants the book to be even more photo heavy.thanks for the words Pau,Jeff



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